Nocturne City 03 - Todeshunger
halte ich dir das nicht dauernd vor!«, antwortete ich mit einem Kopfschütteln. »Ich bin es gewohnt, allein zu leben. Ich will ja auch, dass es funktioniert, aber irgendwie … ich meine, unsere Beziehung … mir kommt es vor, als daure es Ewigkeiten, mich daran zu gewöhnen.«
Innerlich stellte ich mich bereits darauf ein, dass Dmitri gleich sagen würde: »Ja, mir dauert es auch zu lange!«, um mir anschließend auf Nimmerwiedersehen den Rücken zu kehren. In meinem Magen fühlte ich schon das nervöse Zucken, das sich immer einstellte, wenn die Wölfin erkannte, dass sie ihren Partner verlieren würde. Nicht nur bei dem Mann, der mich vor fünfzehn Jahren gewandelt hatte, war es so gewesen, auch die beiden Male, als Dmitri mich verlassen hatte, hatte mich dieses Gefühl gepeinigt.
»Das wäre kein Problem, wenn du zulassen würdest, dass ich dich in mein Rudel aufnehme«, verkündete Dmitri seine Patentlösung. »Meine Sturheit hat nichts damit zu tun. Das hast du dir selbst zuzuschreiben!«
So schnell, wie mich die Verlustangst ergriffen hatte, fegte ein Wutausbruch sie wieder weg. »Die Lösung besteht nicht darin, dass ich Mitglied deines Rudels werde! Also lass das Thema lieber in der Schublade, ehe ich richtig böse werde.«
Dmitri fluchte auf Ukrainisch, riss wütend die Beifahrertür des Fairlanes auf und drückte mich ins Auto. »Darüber reden wir noch!«
»Nein!«, schrie ich, und meine Stimme hallte über den menschenleeren Parkplatz. »Seit ich dich kenne, erzählst du mir immer wieder, ich solle eine von euch werden, und jetzt will ich endlich wissen, warum! Stört es dich so sehr, dass ich Insoli bin? Schämst du dich meinetwegen?«
Dmitri strich sich das Haar aus der Stirn, sodass ich seine Augen sehen konnte. Sie blitzten wild, waren aber grünlich. Von dem eisigen Schwarz, das sich über sie legte, wenn der Dämon in ihm wütete, war nichts zu sehen – zum Glück.
»Du weißt verdammt gut, dass ich das nicht gemeint habe«, knurrte er. »Fakt ist, dass wir jetzt daheim im Bett lägen, statt uns hier anzuschreien, wenn du eine Redback wärst! Dann hätten die Loups es nicht im Traum gewagt, dir auch nur ein Haar zu krümmen, und du würdest mich endlich verstehen! Ich begreife nicht, warum du dich all diesen Gefahren aussetzt, obwohl es so leicht wäre, dich zu schützen. Erklär mir, was hast du dagegen?«
»Ich will ganz einfach nichts sein, was ich nicht bin«, antwortete ich geradeheraus. »Du bist ein Redback, Dmitri, und ich … bin eben ich.« Mein Schädel begann zu brummen, und ich spürte, dass die Wölfin meine Wut witterte und in ihrer Höhle hin- und herzurasen begann. Sie bettelte förmlich darum, herausgelassen zu werden und ihrer Raserei freien Lauf zu lassen, und sei es nur für ein paar Sekunden …
»Gut, wenn wir schon so offen miteinander reden, werde auch ich dir mal die Meinung sagen«, begann Dmitri. »Die Probleme, die wir dauernd haben, kommen alle von dir! Du weigerst dich, auch nur einen Millimeter auf mich zuzugehen, und deshalb streiten wir die ganze Zeit. Ich hasse das, aber ich nehme es hin, weil ich hoffe, dass du es irgendwann lernst.«
»Hör auf, so von oben herab mit mir zu sprechen, Dmitri«, murrte ich. »Du weißt, ich kann das nicht ausstehen.«
»Außerdem weigerst du dich beharrlich zu sehen, was sich direkt vor deinen Augen abspielt!«, donnerte Dmitri und schlug wütend mit der flachen Hand auf das Wagendach.
»Was genau soll das denn sein, bitte schön?«, knurrte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich sehe nur deinen zwanghaften Wunsch, mich in deinen kleinen Club aufzunehmen. Du bist so wild darauf, mich zu kontrollieren, dass du gar nicht merkst, wie unsere Beziehung dadurch zugrunde geht.«
»Nein, ich meine, dass ich dich nicht beschützen kann!«, rief Dmitri verzweifelt und vergrub sein glutrotes Gesicht in den Händen. Obwohl ich auf der anderen Seite des Autos stand, hörte ich, wie sein wildes Herz verbittert gegen die Rippen hämmerte. »Es geht nicht mehr weg«, flüsterte er, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. »Ein Redback bin ich nur noch dem Namen nach, und wenn etwas passiert, kann ich dich nicht … dann kann ich nichts tun, um dich zu schützen. Selbst wenn ich es könnte, weiß ich nicht mal, ob dieses Ding mich ließe.«
Langsam ging ich zu Dmitri hinüber und drückte seine Hände zur Seite, um ihm in die Augen sehen zu können. »Ich weiß, was es bedeutet, in einem Rudel zu leben, Dmitri«, erklärte
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