Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
wedelte mit einer Akte vor meiner Nase herum, »… aber die Möglichkeit, über meine besonderen Fähigkeiten zu sprechen, ist natürlich immer ein willkommener Nebeneffekt.«
    Ich gab meine Schutzkleidung am Tresen ab und kritzelte mein Kürzel und die Uhrzeit in die Liste zur Erfassung der Trainingsstunden. »Dann spucks aus! Seit ich dich wieder auf dem Schirm habe, ist mein Leben echt beschissen verlaufen, und deine dauernden Besuche machen es nicht gerade besser.«
    »Sag bloß, dein Freund macht Probleme? Dafür gibt s doch heute Pillen!«
    »Zu schade, dass es keine Pillen gibt, um himmelschreiende Blödheit zu heilen«, antwortete ich. »Jetzt reiß dich zusammen, David, und sag mir endlich, was du willst!«
    Er öffnete die Akte und zeigte mir das Bild einer jungen Frau – brünett, Bubikopf, hübsches Mondgesicht und spitze Nase. »Darf ich vorstellen: Bertrand Lautrecs Geliebte!«
    Ich griff nach dem Foto und überflog die Akte. Die Frau war vierundzwanzig, hieß Laurel Hicks und wohnte in einer wenig angesagten Gegend in der Innenstadt. Als Krankenschwester hatte sie vor ihrer Einstellung Fingerabdrücke abgeben müssen, die über die DEA auch in unserer Datenbank gelandet waren.

Dem Anschein nach war Bryson über einen Abdruck an Lautrecs laiche auf sie gestoßen.
    »Sie ist keine Loup. Nicht mal die als Werwölfinnen geborenen Frauen sehen bei den Loups so gut aus. Eventuell ist sie von einem anderen Rudel.«
    »Irrtum, Baby …«, antwortete Bryson mit süffisantem Grinsen. »Die Kleine ist hundert Prozent Mensch!«
    Das ließ mich innehalten. Manchmal gingen Werwölfe unterschiedlicher Rudel Beziehungen ein, was in der Bündnispolitik der Rudel eine beträchtliche Rolle spielte. Auch Beziehungen zwischen Rudelwölfen und Insoli waren zwar ungern gesehen, aber möglich. Dmitri und ich waren der beste Beweis dafür. Na ja, vielleicht nicht gerade der beste. Aber Werwölfe und Menschen? Davon hatte ich noch nie gehört. Kein Mensch war verrückt genug, sich aus eigenem Antrieb einer solchen Gefahr auszusetzen. Gerade für Frauen war es gefährlich, da sie nicht ansatzweise über die Körper-, geschweige denn die Selbstheilungskräfte ihrer Werwolfpartner verfügten. Für sie bestand immer die Gefahr, ihren Geliebten in der Vollmondphase zu überraschen und in Stücke gerissen zu werden. Es gab zwar auch Leute, die so auf den Kitzel der Magie abfuhren, dass sie sich mit Hexen einließen, aber der gewöhnliche Mensch, der freiwillig eine Beziehung mit einem Werwolf einging, musste meiner Meinung nach erst noch geboren werden.
    »Gut, du hast mein Interesse geweckt«, teilte ich Bryson mit.
    Er grinste. »Dachte ich mir, dass ich dich damit kriege. Ich fahre zu ihr, um sie zu befragen. Willst du mit?«
    Natürlich. So sehr, dass mein Herz bis zum Hals schlug. Selbst der Gedanke an den damit verbundenen Ärger mit Dmitri konnte mich nicht aufhalten. Es stand sowieso schon verflucht schlecht um uns …
    »Klar«, sagte ich. »Lass mich schnell meine Sachen holen.«

Laurel Hicks’ Wohnsitz lag in einer Gegend, die selbst den bestgelaunten Clown in die sichere Depression getrieben hätte: graue, kastenförmige Mietshäuser aus den Sechzigerjahren, so weit das Auge reichte. Zumindest passte die warme, staubtrockene Luft, die uns beim Aussteigen entgegenschlug, gut zu der abscheulichen Umgebung.
    Ein im Hauseingang dösender Stadtstreicher versperrte uns den Weg ins Gebäude, in dem laut Akte Lautrecs Freundin wohnte. Als wir über ihn hinwegstiegen, brabbelte er wirres Zeug von Rauch und Schatten vor sich hin. Die schmucklose Lobby roch unangenehm nach chemischen Reinigungsmitteln, das war aber nichts im Vergleich zu dem beißenden Gestank nach kürzlich Erbrochenem, der uns im altersschwachen Lift erwartete.
    »Wer hier wohnt, kann einem nur leidtun«, murmelte Bryson und drückte auf den Knopf für die dritte Etage.
    »Pass auf, ich werde dir das Reden überlassen«, teilte ich Bryson mit, während sich der Aufzug in Bewegung setzte. »Aber wenn du Scheiße baust, übernehme ich, ja?«
    »Verdammt zuvorkommend, Officer Wilder«, presste Bryson hervor und schenkte mir ein angespanntes Grinsen.
    Kaum hatte ich an Laurel Hicks’ Tür geklopft, miaute eine Katze in der Wohnung, und Bryson zuckte alarmiert zusammen.
    »Magst du keine Katzen?«, fragte ich.
    »Allergie«, antwortete er knapp. Mit Mühe gelang es mir, mein spöttisches Grinsen hinter einem gespielten Hustenanfall zu verbergen.
    »Wer da?«,

Weitere Kostenlose Bücher