Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
verwandelte. Meinen Angreifer schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.
    Stärker als ich. Vielleicht sogar als Dmitri. Schlechte Aussichten für unsere liebenswerte Heldin.
    »Lass … los!«
    »Pssst!«, sagte mein Angreifer. »Mauthkal Sie ist verflucht stark! Hol die Spritze, schnell!«
    Sofort öffnete sein Gefährte ein schwarzes Nylontäschchen, in dem man Deospray, Nagelfeile oder Zahnbürste vermutet hätte, und förderte eine Einwegspritze zutage. Mit den groben Bewegungen eines Feldschers zog er sie auf, packte mich bei den Haaren und riss meinen Kopf zur Seite. Ich spürte, wie sich die Haut über der Halsschlagader spannte. »Bitte nicht.«
    Er erwiderte meinen Blick ohne Schuldgefühle und Erbarmen. »Lässt sich nicht ändern, Officer Wilder«, sagt er mit sanfter Stimme, die an meinem Krankenbett zu hören ich unter anderen Umständen froh gewesen wäre.
    Die Nadel durchstach meine Haut, und dann sah ich nur noch goldene Lichtringe, und meine Arme und Beine wurden bleischwer. Wenige Augenblicke später war mein gesamter Körper gelähmt, und mein Widerstand ging gegen null. Der stark verlangsamte Herzschlag in meiner Brust schien das letzte Lebenszeichen eines kapitulierenden Organismus zu sein.
    Tausend Fragen schössen mir durch den Kopf: Woher kannten die Männer meinen Namen? Warum hatten sie sich gerade mich ausgesucht? Sie blieben allerdings unbeantwortet, denn das samtweiche Schwarz der nahenden Bewusstlosigkeit ließ mir nicht einmal genug Zeit, um für einen schnellen Tod zu beten.
    Das quälende Brennen von Sonnenlicht auf meinen Augenlidern erweckte mich wieder zum Leben. Ich versuchte, mich bemerkbar zu machen, aber mehr als ein »Arrrggh« brachte ich nicht hervor. Meine Zunge klebte am Gaumen, und meine Gelenke waren so steif, dass ich erst dachte, man hätte sie eingegipst.
    »He, he«, sagte eine Stimme. »Sie ist wach.«
    »Mauthka, das ging schnell«, bemerkte eine zweite Person. »Wie viel haben Sie ihr verpasst, Doc?«
    »Genug«, antwortete dieser. »Es wird noch ein paar Stunden dauern, bis sie wieder Purzelbäume schlagen kann.«
    »Wir sind da«, sagte ein dritter Gesprächsteilnehmer, und jäh beendete eine abrupte Vollbremsung die sanft schaukelnde Bewegung des Wagens.
    Wie nach einer drogenbedingten Bewusstlosigkeit zu erwarten, stellte sich als Erstes mein Geruchssinn wieder ein – neben Benzindämpfen kroch mir das Aroma von Frittierfett, Eisen und Schweiß in die Nase. Ein quietschendes Geräusch verriet mir, dass sich die Schiebetür des Vans öffnete. Sofort tauchten die blendenden Sonnenstrahlen meinen Körper in wärmendes Licht. Die Sonne schien gerade erst aufgegangen zu sein, was bedeutete, dass ich einige Stunden außer Gefecht gewesen war. Da ich aber weder Schmerzen hatte noch Blut witterte, vermutete ich, dass meine Kidnapper mir bisher nichts getan hatten. Das Schlimmste lag also noch vor mir. Verzweifelt versuchte ich meine Beine und Füße zu bewegen, musste aber feststellen, dass sie immer noch durch die Drogen gelähmt waren.
    »Holt sie raus«, befahl ein vierter Mann. Es war der Kräftige mit dem Pferdeschwanz vom Parkplatz. Instinktiv stieß ich ein bedrohliches Knurren aus und schnappte in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    »Pass bloß auf!«, blaffte Pferdeschwanz. »Besser, wir werden sie gleich los. So wie ich das Luder erlebt habe, sollten wir besser nicht mehr hier sein, wenn sie richtig aufwacht.«
    Ohne Vorwarnung trat mir jemand mit einem Stahlkappenschuh in die Seite, sodass ich aus dem Van flog, unsanft auf einem mit welken Nadeln bedeckten Boden landete und zunehmend schneller einen Abhang hinunterrollte. Schnell vermischten sich das Grün der Bäume und das Blau des Himmels mit dem Braun des Bodens zu einem ekelhaften Farbchaos, das meinen Allgemeinzustand nahezu perfekt wiedergab.
    Ich knallte gegen etwas, von dem ich annahm, es sei der Stamm eines der hohen Nadelbäume, die mich umstanden und mir Schatten spendeten, und blieb liegen. Jeder Knochen in meinem Leib schmerzte, doch in meinem Dämmerzustand nahm ich das kaum wahr.
    Dann merkte ich, dass ich splitternackt war.
    »Hex noch mal«, brummte ich heiser. Verdrießlich spie ich den Dreck in meinem Mund aus und versuchte, mich durch Schreien bemerkbar zu machen. Doch außer einem kläglichen Krächzen brachte ich nichts heraus.
    Ich biss die Zähne zusammen und machte mich daran, meinen Bewegungsapparat Stück für Stück wieder zu reaktivieren. Das letzte Mal war mein Körper

Weitere Kostenlose Bücher