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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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brach ich aus meinem Versteck hervor und nahm die Beine in die Hand, als habe Luzifer höchstpersönlich seine Höllenhunde auf mich gehetzt.
    Nadelbäume ragten turmhoch auf und flogen nur so an mir vorbei, während ich wie eine Besessene durch den Nebel und das schwache Mondlicht raste. In regelmäßigen Abständen bohrten sich spitze Steine in meine Füße, und dicke Zweige rissen blutige Striemen in meine Waden, aber ich unterdrückte den Schmerz und hastete weiter, denn stehen zu bleiben hätte den sicheren Tod bedeutet.
    Was auch immer hinter mir her war, verfolgte mich fast lautlos. Nur der nasskalte Nebel und das heißhungrige Hecheln in meinem Rücken ließen mich ahnen, dass mein Verfolger mir trotz des irrsinnigen Tempos dicht auf den Fersen war.
    Als das Seitenstechen einsetzte und meine Atemzüge kürzer wurden, kam es mir vor, als sprinte ich bereits seit Stunden durch den Wald. Selbst das große Lungenvolumen und die stählernen Muskeln einer Werwölfin konnten nichts daran ändern, dass meine Kräfte langsam nachließen, während das Ding hinter mir keinen Meter zurückzufallen schien.
    Ich fasste mir ein Herz und wagte einen Blick über die Schulter, sah aber nichts weiter als ein paar schemenhafte Schatten, die durch das matte Mondlicht irrten. Doch einen Sekundenbruchteil später bogen sich die Äste der Tannen zur Seite und machten einem Wesen Platz, das sich so schnell bewegte, dass ich anfangs nur seine groben Konturen erfassen konnte. Als ich genauer hinschaute, erblickte ich ein Paar silberfarbene Augen ohne Pupillen und einen weit aufgerissenen Schlund mit einer Unmenge von Zähnen, die wie Quecksilber glitzerten. Der Körper des Wesens war immer noch formlos und schien aus Rauch zu bestehen.
    Schmerz schoss mir durch Arm und Seite, und warmes Blut begann aus den Schürfwunden zu strömen, als ich strauchelte, in eine Brombeerhecke stürzte und erst nach einigen Überschlägen auf einer Lichtung mit zierlichen weißen Blumen wieder auf die Beine kam.
    Hinter mir brach mein Verfolger in ärgerliches Geheul aus, das weder dem eines Wolfs noch einem Schmerzensschrei glich. Einerseits klang es fast menschlich, andererseits schwang etwas Uraltes, Bedrohliches darin mit, das den Schrei fast unmenschlich erscheinen ließ. Der Klang war so schrecklich wie die fürchterlichen Geräusche, die manchen Albtraum begleiten und die man beim Aufwachen glücklicherweise wieder vergessen hat.
    Eilig wischte ich mir das Blut aus Gesicht und Augen, aber es war zu spät: Jetzt lag der Duft meines Lebenssafts in der Luft und wies meinem Jäger den Weg. Den lauten Geräuschen zermalmten Unterholzes nach zu urteilen setzte er jetzt auf offenen Angriff statt auf abwartende Verfolgung. Augenscheinlich wusste er, dass ich ihm nicht mehr entkommen konnte.
    »Scheiße«, murmelte ich. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Zum Glück war niemand anwesend, der meine letzten Worte der Nachwelt überliefern konnte.
    Der Nebel kam in Bewegung und teilte sich wie eine Doppelschiebetür. Als eine geheimnisvolle Gestalt von der Größe eines Pferdes hervortrat, verpufften all meine Versuche, ruhig zu bleiben, und pure Panik erfasste mich. Das Wesen vor mir war mit nichts zu vergleichen, was ich bisher gesehen hatte, und ähnelte weder Werwolf noch einer Hexe oder einem Dämon.
    »Lass mich zufrieden!«, brüllte ich, ergriff einen großen Stein und warf ihn auf die Gestalt. Zu meiner Überraschung flog er durch den riesengroßen schattenhaften Körper des Wesens hindurch und verschwand in der Dunkelheit.
    Als der Nebel ganz zurückgewichen war, konnte ich das Antlitz endlich deutlich sehen: milchige silberweiße Augen und unzählige spitze Zähne, die unvorstellbar grotesk geformt waren – das konnte nur ein Monster aus einem Albtraum sein.
    Nach meinem Sprint schienen nicht nur meine Lungen bersten zu wollen, auch meine Gliedmaßen versagten mir den Dienst. Als mir klar wurde, dass es aus dieser Situation keinen anderen Ausweg als den Tod durch die blanken Reißzähne des dunklen Schattens vor mir gab, begann ich am ganzen Leib zu zittern. Das Ding vor mir erfüllte alle Kriterien eines erbarmungslosen Monsters, ich dagegen war nur eine einfache Werwölfin. In dieser Lage von schlechten Überlebenschancen zu sprechen wäre eine gnadenlose Untertreibung gewesen. Was sollte ich tun?
    Inzwischen war der Himmel wieder klar, und ich konnte den Mond sehen – plötzlich merkte ich, wie sich meine Rückenmuskeln spannten. Ehe ich eine

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