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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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so am Ende gewesen, als mich ein Werwolf namens Joshua Mackelroy fast zu Tode geprügelt hatte. Gegen jene Schläge und Tritte müssten so ein paar Drogen doch ein Klacks sein! Da stand ich drüber. Ich hatte mehr drauf, auch ohne Kleidung.
    Steh auf, Wilder. Setz deinen nackten Arsch in Bewegung.
    Es gelang mir, mich gegen den Baum zu lehnen und in Fötushaltung zusammenzurollen. Ich blinzelte in die aufgehende Sonne und dachte über mein weiteres Vorgehen nach. Eigentlich musste ich nur einen Stofffetzen oder ein Kleidungsstück finden, um meinen nackten Körper zu bedecken, und dann nach einer Straße suchen. Wenn meine Kidnapper mich mit einem Van in diese Wildnis verschleppt hatten, konnte es eigentlich nicht sonderlich schwer sein, den Rückweg zu finden.
    Diese Theorie beruhigte mich, bis ich merkte, dass es dunkler, nicht heller wurde. Ich blinzelte durch die dichten Baumkronen und versuchte erfolglos, den Stand der Sonne auszumachen. Stöhnend richtete ich mich auf, wobei ich mir zu allem Überfluss noch Hüfte und Gesäß am Baumstamm aufkratzte. Langsam sah ich mich um. Die Schatten der umstehenden Bäume waren schon sehr lang, und das Zirpen der Grillen läutete zusammen mit den raschelnden Geräuschen nachtaktiver Nagetiere unmissverständlich den Abend ein.
    »Na herrlich!«, fluchte ich, denn ich stand splitternackt ohne Licht oder sonstige Ausrüstungsgegenstände mitten in der Wildnis. »Verdammter Mist!«, fügte ich hinzu, als mir klar wurde, dass es in ein paar Stunden finster sein würde und ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wo ich mich befand.
    Zu allem Überfluss würde in ein paar Stunden der Vollmond aufgehen.
    Nachdem ich geweint, gewütet und erfolglos nach Hilfe geschrien hatte, setzte ich mich in Bewegung. Ich erstieg den Hügel, den ich hinuntergerollt war, und fand auf dem mit Nadeln bedeckten Waldboden tatsächlich die Reifenabdrücke des Vans. »Hab ich euch, ihr Mistkerle!«, brummte ich und begann, den Spuren zu folgen. Obwohl sich die Nadeln bei jedem Schritt tiefer in meine Sohlen bohrten und die Äste und Zweige der Bäume meine Haut arg malträtierten, hoffte ich, ohne größere Verletzungen in die Zivilisation zurückkehren zu können. Als ich hingegen ans Ufer eines rauschenden Flusses kam und sah, dass die Reifenspuren auf der anderen Seite nicht weiterführten, war es vorbei mit dem Optimismus.
    »Was ist denn das für ein gottverdammter Scheißdreck?«, schrie ich in den Wald, doch niemand antwortete. Nur ein aufgeschreckter Vogelschwarm flatterte eilig davon.
    Als Asphalt und Hochhäuser gewohnte Stadtgöre hatte ich das Zelten unter freiem Himmel immer verabscheut, und auch dieser ganze Zurück-zur-Natur-Mist war mir seit jeher zuwider gewesen. Werwölfe, die sich mit ihrer innigen Beziehung zu Mutter Natur brüsteten, waren mir suspekt, denn ich liebte Beton und den Wohlgeruch des Nebels über der Siren Bay, wenn er sich mit der Abluft aus den Versorgungsschächten der Stadt mischte. Ich mochte Waschmaschinen, rund um die Uhr geöffnete Imbisse, Multiplexe und Fernwärme – und Klamotten, Schuhe und Haarpflegeprodukte, auch wenn daran momentan nicht im Entferntesten zu denken war.
    »Wahrscheinlich hätte ich mir ›Die Akte Jane‹ doch noch ein paarmal ansehen sollen«, brummte ich und machte mich auf den Weg. Vorsichtig folgte ich dem Fluss und musste höllisch aufpassen, um nicht auf dem weichen Moos auszurutschen und ins flache Wasser zu stürzen. Wenn meine Kidnapper tatsächlich durch das Flussbett gefahren waren – und die verschwundenen Reifenspuren ließen eigentlich keine andere Erklärung zu –, würde mich der Fluss irgendwann zu ihnen führen. Sollte mir einer dieser Mistkerle in die Hände geraten, würden selbst seine Enkel noch ihre Kinder mit ängstlicher Stimme vor schwarzhaarigen Polizistinnen warnen. Ich musste die Bande aber unbedingt vor Mondaufgang finden. Falls ich erst danach auf sie traf, würde es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vier zerfleischte Leichen in einem Van, aber keine Enkelkinder mehr geben.
    Mit jeder Minute wurde es dunkler. Das samtblaue Licht, das den unwegsamen Pfad zwischen den dichten Baumreihen und dem steinigen Flussufer erleuchtete, drohte, bald ganz zu verschwinden. Der Wald schien undurchdringlich und wirkte finsterer und furchterregender, als ich es mir je hätte träumen lassen. Mit einem Blick auf die riesengroßen Bäume schwor ich mir, nie wieder die Stadtgrenzen Nocturne Citys zu

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