Nocturne City 03 - Todeshunger
einbrachte.
»Während mich die drei Männer ablenkten, sprangen zwei weitere aus einem einfarbigen Van, wie die in Diensten der Stadt stehende Reinigungsfirma sie benutzt, und überwältigten mich. Dann gaben sie mir eine Spritze, die mich besinnungslos machte, und fuhren mit mir aus der Stadt.« Ich leckte mir die Lippen. »Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie ich im Wald erwachte.«
»Können Sie die Männer beschreiben?«, fragte Bryson.
»Dunkler Teint. Dunkles Haar. Einer trug einen Pferdeschwanz und ein Hemd mit Silberknöpfen.«
»Besondere Kennzeichen?«
»Keine«, sagte ich. Der Raum schien plötzlich sehr warm zu werden, was höchstwahrscheinlich weniger an der Temperatur, sondern eher am brennenden Gefühl der Demütigung in meiner Brust lag.
»Konnten Sie sich das Nummernschild des Vans merken?«
»Nein.«
»Ist Ihnen etwas aufgefallen, was uns dabei helfen könnte, die Typen zu schnappen?«, fragte Bryson vorwurfsvoll.
»Ich stand unter Drogen, David«, fauchte ich ihn an. »Versuch du mal, Sherlock Holmes zu spielen, wenn du bis unter die Haarspitzen zugedröhnt bist!«
»Sherlock Holmes war immer zugedröhnt …«, begann er, aber McAllister unterbrach ihn abrupt: »Schalten Sie einen Gang runter!«
Ich schenkte Mac ein dankbares Lächeln. Dass ausgerechnet er mitanhören musste, wie sehr die Dinge diesmal aus dem Ruder gelaufen waren, ließ meine ohnehin schon schlechte Laune endgültig in den Keller sinken.
»Gut, gut«, brummte Bryson. »Was geschah, nachdem Sie im Wald aufgewacht waren?«
»Dann«, sagte ich, »habe ich die ganze Nacht gebraucht, um mich zu Fuß zum Highway durchzuschlagen und von dort per Anhalter zurück nach Nocturne zu gelangen.«
»Ach komm schon«, protestierte Bryson ärgerlich. »Verkauf mich nicht für dumm. Was ist noch geschehen?«
»Das ist mir selbst nicht ganz klar«, murmelte ich, denn mittlerweile kam es mir so vor, als hätte alles vor ein paar Jahren und nicht erst letzte Nacht stattgefunden – das furchtbare Hecheln hinter mir und die sichere Gewissheit, einen grausamen Tod zu sterben, sobald ich stehen blieb.
»Luna, helfen Sie ihm«, ermutigte mich Mac. »Ohne Ihre Aussage wird es verdammt schwer für ihn.«
»Da war etwas … in den Wäldern«, sagte ich zögerlich. »Ich weiß nicht, was es war, aber es war kein Mensch und kein Werwolf. Ich bin sicher, dass man mich als Beute für dieses Ding ausgesetzt hat. Meine Kidnapper wollten, dass ich da draußen sterbe. Sie haben nicht damit gerechnet, dass ich entkomme.«
»Wie bist du denn entkommen?«, fragte Bryson. Ich sah ihm in die Augen.
»Ich bin gerannt, als sei der Leibhaftige hinter mir her.«
»Gut.« Er schaltete den Rekorder aus. »Jetzt mal Klartext – hast du irgendwelche Feinde, von denen ich nichts weiß? Oder bist du Leuten auf den Keks gegangen, die nicht auf schnüffelnde Bullen stehen? Ich kenne dich, Luna … du könntest selbst eine Ordensschwester so provozieren, dass sie zur Mörderin wird.«
»Angesichts der Tatsache, dass der O’Halloran-Fall meine Karriere ruiniert hat und ich kein Privatleben habe, David – nein.« Ich verschränkte die Arme und wartete nur darauf, dass Bryson nachbohrte. Im Kopf war ich die Liste der Leute, die mich unter der Erde sehen wollten, mehrfach durchgegangen. Die meisten von ihnen waren aus dem einen oder anderen Grund selbst schon Wurmfutter. Kurz gesagt hatte ich nicht die geringste Ahnung, warum man mich ausgesucht hatte.
Das brachte mich zur Weißglut.
Mac räusperte sich und warf Bryson einen Blick zu, nachdem dieser mich ein paar Augenblicke zu lang stumm angeglotzt hatte. Bryson zog seine Krawatte zurecht und atmete tief durch. »Gut, also, danke erst mal für die Aussage. Soll ich dich heimbringen? Wir haben ein paar Streifenpolizisten vor deinem Cottage postiert. Nur für den Fall, dass die Typen noch mal auftauchen.«
»Nein«, entgegnete ich. »Ich möchte bleiben und mir ein paar Fallakten ansehen. Vielleicht stolpere ich über einen der Kidnapper.«
Mac und Bryson tauschten einen Blick aus. »Was?«, verlangte ich zu wissen.
»Luna«, sagte Mac, »Sie sind jetzt Teil dieses Falls. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich nicht zulassen, dass Sie Bryson weiter unterstützen.«
»Dann soll ich also einfach heimgehen, oder wie?«, zischte ich. »Die wollten mich ermorden! lehr kann nicht einfach auf meinem Arsch sitzen, ohne etwas zu unternehmen. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Sie so etwas von mir
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