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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Wilders Stelle fänden Sie es auch nicht besonders toll, sich nach so einer Sache auf Kommando ausziehen zu müssen.« Er war noch nie gut mit Bryson ausgekommen, aber bevor dieser etwas sagen konnte, worauf Pete mit einem linken Haken geantwortet hätte, ließ ich ihn mit einem Stoß in die Seite wissen, er solle lieber die Klappe halten. Zum Glück platzte in diesem Augenblick eine Schwester in einer rosafarbenen Uniform herein, die mich aufforderte, ihr in den abgetrennten Untersuchungsbereich zu folgen. Dort gab sie mir ein OP-Leibchen. Ich zog mich hinter dem Vorhang aus und steckte meine Sachen in die Papiertüten, die Pete mir gegeben hatte. Er beschriftete sie, zeichnete sie ab, klaubte die Erdklümpchen und Pflanzenfasern aus meinem Haar und tütete sie ebenfalls ein.
    Er fixierte mich. »Sie haben ganz schön was durchgemacht.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Wenn Sie die Mistkerle fassen, geben Sie mir fünf Minuten in einer Einzelzelle mit den Schweinehunden!«, presste er wütend hervor.
    »Sie werden sich hinten anstellen müssen. Erst sind meine Cousine und ich und mein sehr kräftiger Freund dran«, sagte ich.
    Die Krankenschwester kam mit einer Plastikschachtel von der ungefähren Größe einer Tupperware-Brotdose wieder. »Mr Anderson, dürfte ich Sie bitten, draußen zu warten?« Mit einem Blick auf das Plastikschächtelchen fügte sie hinzu: »Ich muss Miss Wilder auf Spuren einer Vergewaltigung untersuchen.«
    »Nein«, antwortete ich, ehe Pete reagieren konnte. »Das ist überflüssig. Man hat mich nicht vergewaltigt.«
    »Es handelt sich um eine Standarduntersuchung, die wir in solchen Fällen immer durchführen«, erläuterte die Krankenschwester, streifte die Latexhandschuhe über und bereitete verschiedene Abstrichstäbchen vor. »Es dauert nicht lange und tut nicht weh. Wenn Sie sich jetzt bitte hinlegen würden, Miss Wilder?«
    Pete streichelte kurz meine Schulter und verließ eilig den Untersuchungsbereich. »Man hat mich nicht vergewaltigt«, wiederholte ich bestimmt.
    »Bei allem Respekt, Miss Wilder«, sagte die Schwester. »Man hat Sie fast einen Tag lang unter Drogen gesetzt. In dieser Zeit kann alles Mögliche geschehen sein. Um sicherzugehen, werden wir Ihnen auch noch die Pille danach geben.«
    In mir, dort, wo hin und wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten, wurde plötzlich alles eiskalt. Für einen Moment vergaß ich den sterilen, beige und himmelblau gestrichenen Untersuchungsraum und war wieder fünfzehn: Ein rauer Teppich zerkratzt meinen Rücken, ein starker Arm drückt mich grob auf den Boden, und weiter unten versuchen die gierigen Finger eines betrunkenen Werwolfs den Reißverschluss meiner abgeschnittenen Jeans zu öffnen, während er die Reißzähne in meinen Hals rammt …
    »Miss Wilder?«, fragte die Krankenschwester. »Soll ich Dr. Bradshaw anpiepsen?«
    »Beeilen Sie sich«, sagte ich. Ich war nicht in Joshuas Van, ich wurde verarztet und stand nicht kurz davor, gebissen zu werden. Ich war im Hier und Jetzt – keine fünfzehn, sondern dreißig Jahre alt – und hatte mein Leben im Griff. Joshua hatte es nicht geschafft, mich zu vergewaltigen. Ich war kein Opfer!
    »Wenn Sie lieber etwas zur Beruhigung haben wollen, kann ich …«
    »Welchen Teil von ›beeilen Sie sich‹ haben Sie nicht verstanden, Schwester?«, blaffte ich sie an. »Sparen Sie sich bitte die Phrasen und das Mitleidsgesülze für Gewaltopfer … das kenne ich nämlich in- und auswendig.«
    Ohne zu antworten, begann die Krankenschwester mit der Untersuchung, während ich einfach stur in die Leuchtstoffröhre an der Decke starrte, bis ich Sterne sah.
    Nach der Untersuchung gab sie mir einen neuen OP-Kittel und ein neues Paar Flipflops. Nachdem ich die Pille geschluckt hatte, ging ich zu Bryson zurück. Auf dem Weg musste ich mich zwingen, die Fäuste zu öffnen, da sonst die Krallen hervorgebrochen wären. Die erniedrigende Untersuchung und die qualvollen Erinnerungen hatten die Wölfin aus ihrem Versteck gelockt.
    »Bist du bereit, deine Aussage zu machen?«, fragte Bryson, während wir zusammen durch die Tür gingen. Draußen atmete ich ein paarmal tief durch, um mich zu beruhigen und die widerliche Erinnerung an Joshua Mackelroy – meinen Erzeuger und Möchtegern-Vergewaltiger – zu verdrängen. Er mochte mich zur Werwölfin gemacht haben, aber er hatte mich nicht besessen, damals nicht, und auch in Zukunft würde er es nicht schaffen.
    »Ja«, sagte ich schließlich zu

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