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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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den Göttern!«, flüsterte Bryson erschrocken. Gerade als ich ihm sagen wollte, dass ein Insoli im Territorium eines Rudels quasi vogelfrei war, begann der Boden unter meinen Füßen zu beben. Zuerst spürte ich nur ein leichtes Schaukeln wie bei dem Beben auf der Brücke, aber schon Sekunden später war die Luft in der Halle von einem rollenden Donner erfüllt. Als Erstes kippten ein paar Campingkocher um und setzten das umliegende Brennholz und ein paar Zelte in Brand, woraufhin die Serpent Eyes in Panik gerieten und schreiend durcheinanderliefen. Dann begann der Boden unter unseren Füßen zu beben, und auch Bryson wurde unruhig. Panisch griff er meine Hand und schrie: »Gottverdammt! Wir müssen hier raus, und zwar sofort!«
    »Warte!«, brüllte ich zurück und schaute zu Carla. Obwohl ihr durch die Erschütterungen schon die Zigarette aus dem Mundwinkel gefallen war, hatte sie sich noch nicht vom Fleck bewegt. Im nächsten Moment rannte sie ein riesiger Serpent Eye über den Haufen, sodass sie auf den Boden stürzte.
    Mit vollem Körpereinsatz drängelte ich mich zwischen den umherlaufenden Werwölfen hindurch, um zu ihr zu gelangen. »Steh auf, Carla!«, schrie ich, denn sie hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt – die typische Schutzposition von Frauen, die es gewohnt waren, Prügel zu beziehen. In dem Chaos übersah ich einen von rechts heranstürzenden Werwolf und krachte mit ihm zusammen. Sein Knie erwischte mich direkt unter dem Rippenbogen, sodass mir die Luft wegblieb. Ich fiel auf die Knie und heulte wenig später vor Schmerz, als sich ein kleiner, spitzer Gegenstand in meinen Rücken bohrte.
    Mit klirrenden Geräuschen zerbrachen nach und nach die unzähligen Fensterscheiben im Dach der Lagerhalle und fielen als todbringender Scherbenregen auf uns herab. »Scheiße!«, murmelte ich und packte Carla an einem Zipfel ihres schwarzen Kleids. Gerade noch rechtzeitig zerrte ich sie unter das schützende Vordach einer Wellblechhütte und sah mich dann nach Bryson um. »Geh in Deckung!«, rief ich ihm zu, woraufhin er sich fluchend mit dem Rücken gegen eine Wand drückte und seine Augen mit der Hand bedeckte. Die Luft war erfüllt von den tosenden Geräuschen des Bebens und den panischen Schreien flüchtender Serpent Eyes.
    »Lass mich los!«, raunte Carla benommen, obwohl ich sie nur zu schützen versuchte. »Lass mich los!« In Sachen Dickköpfigkeit hatten wir scheinbar einiges gemeinsam, und langsam dämmerte mir auch, warum Joshua sie ausgewählt hatte.
    Teile der Wellblechhütte flogen uns um die Ohren, während sich die Wände der Lagerhalle mit einem markerschütternden Stöhnen nach innen wölbten. Es hörte sich an, als steige ein blutrünstiges Fabelwesen aus der Unterwelt an die Erdoberfläche. Die Metallpfeiler der Wände verbogen sich wie billige Kleiderhaken, und just in dem Moment, in dem alle den finalen Knall erwarteten, war das Beben plötzlich vorbei.
    Das Beben endete, und es herrschte eine Ruhe, wie sie sonst nur Menschen kennen, die Bombenabwürfe, Tornados und andere Katastrophen überlebt hatten. Es war eine Totenstille, gänzlich frei von Ton und Geräusch, in der sogar das Atmen unmöglich schien, weil es zu laut gewesen wäre.
    »Ich glaube, ich flippe aus! Schau dir diese Scheiße an, Wilder! Das Jackett war brandneu!«, plärrte Bryson zu mir herüber, während er sich mit der flachen Hand die Glassplitter von der Schulter und aus dem Haar putzte. »Beim Allmächtigen, was ist bloß mit dieser Stadt los, Hex noch mal?«
    Langsam durchbrachen das Wehklagen und die Schreie verletzter Werwölfe die Stille, während draußen Teile der Hafenanlage mit platschenden Geräuschen ins Wasser krachten. Ich rollte Carla auf den Rücken und fühlte ihren Puls -der strahlenden Herrscherin sei Dank war er stark und gleichmäßig.
    »Wilder!«, rief Bryson mir zu. »Wir müssen hier weg! Der ganze verdammte Pier könnte in die Bucht rutschen!«
    Nachdem ich Carla aufgerichtet hatte, stolperten wir zusammen durch die Glassplitter und Trümmerstücke auf den zerrissenen Holzbohlen zu Bryson, der sie dann auf der anderen Seite stützte.
    Der Hallenboden neigte sich stöhnend unter unseren Füßen, da das hintere Ende des Piers jeden Augenblick in sich zusammenzubrechen drohte. Die angeknacksten Metallpfeiler in den Wänden konnten das Gewicht nicht mehr halten.
    »Mach hin, Wilder«, keuchte Bryson, als sich der vordere Teil der Halle aufbäumte und der hintere langsam ins Hafenbecken

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