Noelles Demut
ins Bett getragen, als du auf dem Flur fast umgefallen bist.“
Lydia stöhnte. „Ist das peinlich!“
„Das war nicht das Peinlichste, glaub mir.“
„Was habe ich denn noch gemacht?“
„Du hast ihn befummelt. Ich musste dir zweimal auf die Finger klopfen.“
„Großer Gott!“
„Ich hoffe, du schämst dich gebührend. Und nun trink deinen Kaffee.“
„Ich bin froh, dass du aus deinem Mauseloch raus bist, aber bevormunden musst du mich deshalb nicht.“
Noelle grinste breit.
„Und was läuft da zwischen euch?“
„Wir sind Freunde.“
„Ja! Klar! Ich bin naiv, aber nicht blöd.“
„Er möchte mit mir nach Boston fahren.“
„Warum denn das?“
„Ich bin Toms Alleinerbin. Simon sagt, ich muss das so schnell wie möglich regeln, sonst komme ich nicht zur Ruhe.“
„Hmmm! Da gebe ich ihm recht. Zieh einen Schlussstrich. Schmeiß den ganzen Scheiß weg, und sieh in die Zukunft.“
„Wenn das nur so einfach wäre.“
„Hey!“ Lydia streichelte Noelles Hand. „Räum dein Leben auf. Du hast doch sonst auch einen Putztick. Simon wartet am Ende des Weges auf dich. Ist er es dir nicht wert, den ganzen Mist loszuwerden?“
„Doch! Wenn nicht er, dann keiner. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich noch mal verlieben könnte.“ Entsetzt riss Noelle die Augen auf. „Ach du Scheiße!“
Lydia lachte, hielt sich dann aber den Kopf. „Merkst du das wirklich erst jetzt?“
„Ich bin tief traumatisiert. Da kann einem so was schon mal durch die Lappen gehen.“
„Ich würde ja lachen, wenn’s nicht so wehtun würde. Dann werde ich mal duschen gehen. Wann fahrt ihr nach Boston?“
„Ich soll ihn anrufen, wenn ich so weit bin.“
„Ruf ihn gleich an. Bis nächste Woche solltest du das erledigt haben.“
„Wieso bis nächste Woche?“
„Weil du nächsten Montag ein Vorstellungsgespräch hast. Im Marquis wird ein Souschef gesucht.“
Noelle rannte Lydia nach und setzte sich auf den Toilettendeckel, während ihre Freundin duschte. „Was soll das heißen?“
„Dass ich Mr. Green gesagt habe, dass du eine hervorragende Köchin bist. Er meinte, du sollst zum Testkochen kommen.“
„Das Marquis gehört ihm? Ich kann doch nicht für Lucian Green arbeiten. Ich habe ihn angefahren.“
„Und du hast dich bei ihm entschuldigt und dich um ihn gekümmert. Mein Gott, Autounfälle passieren jeden Tag. Außerdem ist er mit deinem Simon befreundet. Glaubst du wirklich, er weiß nicht, was bei dir alles los war?“
„Gott! Das wird ja immer schlimmer. Ich könnte ihm nicht unter die Augen treten, wenn er das alles wüsste. Was ist das Marquis für ein Restaurant?“
„Französische Küche.“
Noelles Aufschrei hallte von den gekachelten Wänden wider. „Nein!!!“
Lydia lugte hinter dem Duschvorhang hervor. „Doch eine Überlegung wert?“
„Du Biest! Du weißt genau, dass ich das Angebot nicht ausschlagen kann.“
„Worauf wartest du dann noch? Ruf ihn an und mach einen Termin aus. Und dann rufst du Simon an.“
„Wie lautet Mr. Greens Nummer?“
„Kurzwahlspeicher drei.“
„Dich hat’s wirklich erwischt, mein Freund“, sagte Lucian und grinste Simon an.
„Wie mit dem Vorschlaghammer. Sie weckt all meine Instinkte. Nell ist so verletzlich, und im nächsten Moment grinst sie mich an und haut mir eine Antwort an den Kopf, dass ich ihr am liebsten den Hintern versohlen würde.“
„Das könnte zum Problem werden. Das ist dir doch klar?“
„Ja, ist es. Was soll ich machen? Wenn ich nicht bei ihr bin, fühle ich mich, als fehle mir die rechte Hand. Ich bekomme das schon in den Griff. Sie darf von meinen Vorlieben nie erfahren.“
„Du beginnst eine Beziehung mit dem Vorsatz, sie zu belügen? Wo soll das hinführen?“
„Tu nicht so schlau! Wenn ich ihr sage, dass ich ein Sadist bin und auf Lustschmerz stehe, verliere ich sie, bevor es begonnen hat.“
„Vielleicht wäre das für euch beide weniger schmerzhaft.“
„Ich will sie“, war alles, was Simon dazu sagte. In Gedanken versunken drehte er die Etiketten der Weinflaschen nach vorn.
Lucian verkniff sich das Lachen. „Dafür habe ich Mitarbeiter. Lass uns ins Büro gehen.“ Ihm war nicht wohl bei der Sache. Simon war das erste Mal in seinem Leben verliebt, aber das Ganze stand unter keinem guten Stern. Lucian sah seinen Freund lange an. Er erinnerte sich noch gut an den Abend, als er Isabella für sich verloren geglaubt hatte und an den Schmerz, der sich in sein Herz gebohrt hatte.
„Lüg sie nicht an,
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