Nördlich des Weltuntergangs
entschieden die Kirchenbehörden und letztlich die Regierung von ganz Finnland.
Eemeli Toropainen befestigte das Seil am Traktor und kletterte in die Fahrerkabine. Beim Anfahren knurrte er:
»Wenn die Sache so schwierig ist, dann verzichte ich. Wir werden versuchen, mit unserem eigenen Glauben und ohne Hilfe des Bistums auszukommen.«
Der Dienstwagen des Domprobstes ruckte an und kam langsam aus dem Schnee heraus. Toropainen schleppte ihn etwa fünfzig Meter in Richtung Dorf. Dann löste er das Seil und hielt für den Domprobst die hintere Tür auf. Leskelä kam schwerfällig angetrabt. Seine Frau, die im Auto saß, schimpfte ihn wegen seiner Tiraden aus und erinnerte ihn an seinen Blutdruck. Die Tür knallte zu, der Schwiegersohn gab Gas, und der schwarze Dienstwagen schaukelte davon, drinnen der Domprobst, erfüllt mit berechtigtem religiösem Zorn.
Eine Woche später, als Eemeli Toropainen und seine Männer mit einer vollen Fuhre Brennholz von Kalmonmäki nach Ukonjärvi unterwegs waren, kam ihnen an der Brücke über den Pöllösenpuro ein Aufnahmestab des Fernsehens entgegen. Die Straße war schmal und von hohen Schneewällen eingesäumt, zum Ausweichen war nicht genug Platz. Der Fahrer der Fernsehleute rief, der Traktor möge entweder zurückstoßen oder in den Schnee fahren, sein Fahrzeug sei dafür nicht geeignet. Man habe es außerdem eilig. Für die Sendung Heute Nachmittag bei uns zu Haus mussten noch mehrere Aufnahmen gemacht werden.
Eemeli Toropainen konnte mit seiner Holzfuhre nicht zurückstoßen. Er versuchte, Platz zu schaffen, indem er mit dem Traktor durch den Schneewall an den Straßenrand fuhr. Das gelang ihm auch, aber dabei kippte der Anhänger um, und etwa zwanzig Kubikmeter trockener Birkenscheite rutschten in den tiefen Schnee. Die Männer, die auf der Fuhre gesessen hatten, sausten in hohem Bogen in den Wald.
Als den Fernsehleuten klar wurde, dass es Kirchenbauer Eemeli Toropainen höchstpersönlich war, der seine Fuhre vor ihnen umgekippt hatte, holten sie eilig ihre Ausrüstung aus dem Wagen. Kabel wurden über die schneebedeckte Straße gezogen, der Tontechniker trug auf einem Stab das windgeschützte Mikrofon, und der Kameramann machte die Kamera startklar und stützte sie fest gegen seinen Oberarm. Eine Reporterin eilte an den Straßenrand, hielt Toropainen das Mikrofon hin und stellte ihm für die Sendung Heute Nachmittag bei uns zu Haus allerlei Fragen zu seiner Kirche.
Eemeli stiefelte durch die Holzscheite, klopfte seine schneebedeckte Pelzmütze am Wagen der Fernsehleute aus und gab der Reporterin mit rot angelaufenem Gesicht so deftige Antworten auf ihre Fragen, dass sie immer weiter zurückwich und sich schließlich in ihr Fahrzeug rettete. Die Kabel wurden eilends aufgerollt, und das Fahrzeug verschwand hinter einer Kurve.
Zwei Stunden hatten die Männer damit zu tun, die Holzscheite einzusammeln und wieder auf dem Anhänger zu stapeln. Müde kamen sie schließlich auf dem Hof der Matolampis an, es war bereits dunkel und gerade die Zeit der Abendnachrichten. Bäuerin Helvi stand ohne Jacke draußen vor der Tür und rief:
»Kommt schnell rein an den Fernseher!«
Auf dem flimmernden Bildschirm war Eemeli Toropainens rotes Gesicht zu sehen, und zu hören war eine wütende Tirade, gewürzt mit allerlei Kraftausdrücken. Er stellte einige rhetorische Fragen nach der Freiheit des Kirchenbaus und dem Recht sterbender alter Menschen, ihren letzten Willen zu formulieren, außerdem tadelte er die Neugier der Menschen, die mit Hausfriedensbruch gleichzusetzen war. Seine Stiftung habe versucht zu arbeiten, ohne jemanden zu stören, und er werde nicht erlauben, dass von außen Einfluss auf ihre Tätigkeit genommen werde. Zum Schluss drohte er an, eigenhändig jeden zu verprügeln, der künftig ohne stichhaltigen Grund den Frieden am Ukonjärvi störe.
Die Tirade bewirkte, dass von nun an noch mehr Neugierige zum Ukonjärvi strömten. Schon am folgenden Sonnabend wurden fünfhundert Besucher gezählt, am Sonntag waren es fast tausend.
10
Die Völkerwanderung musste gebremst werden. Eemeli Toropainen ließ an den Privatwegen, die zum Ukonjärvi und zum Hiidenvaara führten, Schlagbäume aufstellen, die mit Schlössern versehen wurden. Insgesamt waren drei Wegschranken erforderlich, eine zur Kirche und zwei zum Hiidenvaara, denn dorthin führte ein Weg, der dem westlichen Ufer des Hiidenjärvi-Sees folgte, und ein zweiter, der östlich vom Berg verlief. Dazwischen lagen der See
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