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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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aufzunehmen. Ein paar Tage später erschien Eemelis Ex-Frau Henna am Ukonjärvi. Sie hatte von Taina eine Weihnachtskarte bekommen, auf der ihr diese von ihren Reiseplänen berichtet hatte. Henna packte Tainas Sachen in Pappkartons und stellte sie in die Ecke des Umkleideraumes der Sauna. Dafür räumte sie überall ihre eigenen Sachen ein. Eemeli musste sich notgedrungen in das Arrangement fügen. Letztlich waren die Veränderungen nicht groß, eine andere Frau, die Qualität des Essens geringfügig verändert, doch sonst blieb so ziemlich alles beim Alten. Henna sagte, dass sie abreisen wolle, wenn Taina wieder nach Kainuu zurückkomme. Irgendwann im Frühjahr vielleicht.
    In der Saunakammer befanden sich also die Sachen von zwei Frauen. Es wurde langsam eng. Henna fragte, ob Eemeli nicht jetzt, da er eine Kirche hatte, auch ein Pfarrhaus bauen müsse.
    Eemeli erklärte darauf, dass es schwierig sei, mitten im Winter mit dem Bau eines großen Hauses zu beginnen. Dazu müsse man wieder irgendwo hinter dem Hiidenvaara Bäume fällen und die Stämme abbeilen, was bei Frost eine unangenehme und schwere Arbeit sei. Günstiger wäre es, man fände irgendwo ein altes Gebäude, das man abtragen und hier am Seeufer wieder aufbauen könnte.
    Severi Horttanainen und seine Männer waren es indessen leid, bei den Grünen in der Hütte herumzuliegen. Da die Kirche so gut wie fertig war, hatten sie nichts mehr zu tun.
    Severi machte einen Vorschlag:
    »Wir könnten Assers Bude in Kalmonmäki abreißen und hier als Pfarrhaus neu aufbauen. Dort braucht kein Mensch das große Haus, es steht bloß leer und kühlt aus.«
    Tatsächlich! Das Haus in Kalmonmäki war verwaist. Assers Schwestern hatten sich im Altenheim von Nurmes Wohnungen gekauft. Sie hatten nicht die Kraft, das große Gebäude mit der riesigen offenen Wohnstube und den vielen kleinen Zimmern warm und sauber zu halten.
    Eemeli fuhr gemeinsam mit Severi Horttanainen nach Kalmonmäki, um den Zustand des Hauses zu prüfen. Zwanzig Meter lang und mehr als zehn Meter breit, war es um die Jahrhundertwende aus schweren Balken errichtet und später mit Brettern verschalt worden. Die Balken waren aus gesunder Kiefer mit hohem Kernholzprozent: Schlug man mit der stumpfen Seite des Beils dagegen, entstand ein voller, dunkler Ton.
    Man konnte also mit den Ausschachtungen für das Pfarrhaus beginnen, das schräg zur Kirche am gegenüberliegenden Ufer des Sees, jenseits des Flusses Ukonjoki, stehen sollte. Die Sockel wurden verschalt und mit Planen geschützt, und sowie einigermaßen gelindes Wetter herrschte, wurde das Fundament gegossen. Gleichzeitig trugen einige der Männer Assers Haus ab und luden die Balken auf Anhänger. Diese wurden mit dem Traktor zum neuen Standort gefahren, wo das Haus wieder hochgezogen wurde. Nur zwei, drei der untersten Balken waren morsch und mussten erneuert werden. Die Außenseite wurde jeweils abgebeilt, wonach das Gebäude ebenso neu aussah wie die gerade fertig gestellte Kirche, nur dass das Holz einen leichten Rotton hatte, da die Bäume fast hundert Jahre zuvor gefällt worden waren. Die Balken waren trocken und leicht, und die Arbeit ging den Männern spielend von der Hand.
    Der Dachstuhl wurde erneuert, genauso die Bedachung sowie Türen und Fenster. Die breiten Fußbodenbretter wurden abgeschliffen und erneut verwendet. Nach zweimonatiger unermüdlicher Arbeit war das Pfarrhaus fertig. In den Hang des Hügels wurde ein Brunnen gegraben, aus dem eine Wasserleitung in die Küche führte. Henna trug schleunigst ihre Sachen aus der Saunakammer in das geräumige Pfarrhaus. Sie fühlte sich fast so, als hätten sie und Eemeli wieder geheiratet. Es wurmte sie ein wenig, dass sie die Scheidung durchgesetzt hatte, aber der Konkurs der Firma hatte nun mal das ganze Familienleben durcheinander gebracht.
    Henna ließ Tainas Sachen in der Sauna zurück und bedachte sie im Gehen mit einem giftigen Blick.
    Während des ganzen vergangenen Sommers hatten sich jede Menge Leute am Ukonjärvi aufgehalten: neugierige Dorfbewohner, die die Fortschritte des Baus begutachten wollten, Landvolk aus der weiteren Umgebung, Beamte, Presseleute, Touristen. Im Herbst war der Menschenstrom ein wenig abgeebbt, doch im Winter und jetzt im Frühjahr ging es wieder lebhafter zu. In den Medien war sowohl über den Bau der Kirche als auch über den des Pfarrhauses ausführlich berichtet worden. Die Grünen am Hiidenvaara hatten vielen Zeitungen Interviews gegeben, und sich dabei

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