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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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zum Orgelkauf nach Dänemark. Severi Horttanainen wäre am liebsten mitgekommen. Er begründete seinen Wunsch damit, dass er der einzige verfügbare Orgelkenner sei und Eemeli in Dänemark mit Rat und Tat zur Seite stehen wolle. Eemeli lehnte jedoch aus Kostengründen ab. Außerdem wurde Severi in Finnland gebraucht. Er sollte am Hiidenvaara die Ausschachtungen für den Kuhstall übernehmen, denn die Grünen beabsichtigten, auf der Wiese hinter dem Berg Kühe zu halten.
    Im Flugzeug nach Kopenhagen fand Eemeli Toropainen sich unversehens in Gesellschaft von einer attraktiven Frau mit äußerst korrektem Benehmen. Ihr Alter war ein wenig schwer zu schätzen, der Stimme nach mochte sie etwa fünfzig sein, vom Erscheinungsbild her zwanzig Jahre jünger. Nun, an den Händen und am Hals hatte sie ein paar Falten.
    Die Frau stellte sich als Diplom-Benimmaktrice Soile-Helinä Tussurainen vor. Man kam ins Plaudern. Dabei stellte sich heraus, dass die Dipl.-Benimmaktrice in den Sechzigerjahren in Sinelmä Hurres berühmtem Stil- und Schönheitssalon studiert und über ihre Studien ein Diplom bekommen hatte. Sie fand, dass auf dem Gebiet des Benehmens bedauerlich viele Amateure auftraten, Personen, die ohne Ausbildung in die feine Gesellschaft platzten und längst nicht die Gestik und Mimik beherrschten, die von kultivierten Menschen erwartet wurde.
    »Gutes Benehmen ist in gewisser Weise eine interdisziplinäre Tätigkeit. Ich könnte Ihnen unzählige Beispiele für Situationen aufzählen, in denen Diplomfähigkeiten erforderlich sind, aber ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht zu sehr beanspruchen«, plauderte die Benimmaktrice.
    Ihrer Meinung nach beherrschte ein Profi dieser Disziplin souverän sein Inneres wie auch sein Äußeres, verfügte also über fundierte Kenntnisse in der Psychologie und in der Kosmetik.
    Eemeli Toropainen, der die ganze letzte Zeit in der Wildnis die Axt geschwungen hatte, war hin und weg. Obwohl er im Allgemeinen nach dem Motto handelte: erst die Arbeit, dann die Dummheiten, rückte er diesmal ein wenig von seinen Prinzipien ab. Auf dem Flughafen Kastrup lud er seine neue Bekanntschaft zu Lachsgalantine und Weißwein ein, und dann ging es mit einem Abendessen in Kopenhagen weiter. Es waren äußerstvergnügliche Stunden. Eemeli Toropainen wurde mit mancherlei Ratschlägen aus dem Bereich der Benehmenswissenschaft gefüttert. Soile-Helinä war eine bezaubernde Dame von Welt, und als Eemeli sie mit seiner Ex-Frau Henna oder mit Taina verglich, bekam er das Gefühl, er habe sein romantisches und erotisches Leben mit den völlig falschen Frauen verbracht.
    Eemeli blieb über Nacht in Kopenhagen. Soile-Helinä hatte geschäftlich in Dänemark zu tun, aber die Geschäfte konnten warten. Dem Direktor der Kirchenstiftung opferte sie natürlich gern ihre Zeit. Eemeli war ihr gegenüber sehr offen, er erzählte freimütig von seinem Leben und seinen Vorhaben. Ein echter Gentleman hat vor einer Frau keine Geheimnisse.
    »Du hast so einen großzügigen Charme, wie ihn Männer nur selten haben. Auf dem Gebiet des Benehmens bist du eindeutig ein pragmatischer Selfmademan, ein Naturtalent. Ich finde, Linuta hat Unrecht, wenn sie die finnischen Geschäftsmänner kritisiert. Es sind durchaus nicht alle nur ungehobelte Klötze. Wäre sie nur jetzt hier, dann würde sie garantiert staunen!«
    Allerlei dieser Art zwitscherte die Diplom-Benimmaktrice. Ganz nebenbei bezeichnete sie Linuta als alten Kadaver, sie sei knöchern und faltig wie das Muli eines Muslimen und solle die Auftrittsarenen lieber fähigeren Leuten überlassen.
    Im Laufe des Abends und der Nacht klärte sich auch das Geheimnis von Soile-Helinäs jugendlichem Aussehen. Sie war fünfzig, doch war es ihr dank gezielter Schönheitsoperationen gelungen, die unschönen Anzeichen des Alterns zu mildern. Wie sie sagte, hatte sie sich in den USA das Doppelkinn operieren und die Brust straffen lassen. Mit einer vulgären plastischen Chirurgie hatte sie sich nicht zufrieden gegeben, sondern sie war in eine Privatklinik gegangen, in der Gewebe- und Organtransplantationen vorgenommen wurden.
    »Ich bin der Meinung, dass der Mensch gerade in sich selbst, in seinen eigenen Körper, investieren sollte. Am Ende ist das der einzige Besitz, der zusammen mit seinem Geist ins Grab gelegt wird.«
    Eemeli Toropainen warf ein, dass seines Wissens der menschliche Körper nach dem Tod verwese und zu Staub werde so wie alles Lebende. Ein schöner Körper bilde da sicher keine

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