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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gestorben, und es wurde vermutet, dass die Zahl der Opfer in nächster Zeit auf Tausende, wahrscheinlich Zehntausende ansteigen würde.
    Dies bedeutete, dass der Getreidepreis überall in der Welt in schwindelerregende Höhen klettern würde, denn zur selben Zeit durchlebte der mittlere Westen der USA bereits die dritte Dürreperiode. Für die Häftlinge in Ǻrhus führte das Unglück zu noch schmalerer Kost als bisher. Eemeli nahm in seinem letzten Haftjahr fast zehn Kilo ab. Auch Igor gefiel es nicht mehr in Dänemark. Er begann seine Flucht aus dem Gefängnis zu planen, und war damit noch beschäftigt, als Eemeli Toropainen endlich seine Haft verbüßt hatte und entlassen wurde.
    Eemelis Ziel hieß jetzt Ukonjärvi, endlich!

13
    Stiftungsdirektor Eemeli Toropainen saß an einem Märzmorgen auf dem Deckel einer Orgelkiste neben der Brücke, die über den Pöllösenpuro führte, und betrachtete den blauschwarzen Fichtenwald zu beiden Seiten des Baches. Das Wetter war mild, ein sanfter Wind bewegte die Fichten und schüttelte feuchte Schneeklumpen von den Zweigen; sie versanken tief in der unberührten Schneefläche, ein jeder Klumpen hinterließ ein Loch in seiner Größe. Eemeli fühlte sich ungeheuer ruhig und frei. Er war zwar unterwegs, aber nichts trieb ihn.
    Eine Woche zuvor war er aus dem Gefängnis von Ǻrhus entlassen worden. Er hatte dafür gesorgt, dass die Orgelkisten auf ein Schiff kamen, war mit ihnen gereist und hatte sie in Oulu ausladen lassen. Nun hatte ein Fernlaster ihn und die Kisten hier an der Brücke abgesetzt. Die geräumte Straße endete an dieser Stelle, der Laster war nicht weitergekommen. Finnland verfügte nicht mehr über die finanziellen Mittel, Nebenstraßen vom Schnee zu räumen. Nur die Fernverkehrsstraßen wurden freigehalten, doch auch dafür reichte das Salz nicht, der Straßenmeister konnte froh sein, wenn er genug für seine Suppe hatte. Der Winter hatte eine Rekordarbeitslosigkeit gebracht. Eine Million Menschen waren betroffen. Das Arbeitslosengeld konnte nicht in der vollen Höhe ausbezahlt werden. Bei der Bezahlung der Beamten waren hohe Rückstände aufgelaufen. Gerüchte besagten, dass bereits Menschen verhungert waren. In Loimaa waren angeblich zwei Kinder gefunden worden, die an Unterernährung gestorben waren, und in manchen Altersheimen waren die Bewohner täglich vom Hungertod bedroht.
    In dem Moment waren Schlittenglöckchen zu hören. Ein brauner Wallach kam um die Wegbiegung. Im Schlitten dahinter stand der Gehilfe Taneli Heikura.
    »Na, wie war es in Dänemarks Festungen?«
    Für einen Kutscher trug Taneli eine merkwürdige Tracht. Er hatte einen langen schwarzen Umhang an, der am Saum und an den Ärmeln mit gelber Borte verziert war. Der Kragen war mit Samt eingefasst, und auf den Schultern hatte er Epauletten. Er sah aus wie eine Mischung aus Lakai und Mönch. Unwillig musterte Eemeli den Burschen. Die Jugendmode schien sich in den vergangenen drei Jahren enorm verändert zu haben.
    Die beiden Männer machten sich daran, die Orgelkisten auf den Schlitten zu laden. Der Gehilfe erzählte von Ukonjärvi und Hiidenvaara. Ungewöhnliches war nicht passiert. Die Leute hatten Geldschwierigkeiten gehabt. Es war niemand da, der Löhne zahlte. Severi Horttanainen war wegen gewisser Unstimmigkeiten nach Kalmonmäki gezogen. Eemeli hatte zwei Söhne bekommen. Zwei Mütter gab es auch. Der zweite Sohn war im Herbst geboren worden, der erste bereits im Frühjahr. Sie hatten noch keine Namen, man wartete auf Eemelis Meinung in dieser Frage.
    »Warum hat man mir nichts davon mitgeteilt?«, fragte Eemeli Toropainen verblüfft.
    »Die Frauen wollten dich überraschen, wenn du aus dem Knast kommst. Du hättest dir sonst dort in Dänemark vielleicht nur Gedanken gemacht. Es hat uns verdammt am Geld gefehlt. Wir haben Kartoffeln gegessen, außerdem dieses Kräuterzeug von den Grünen. Ich habe sechs Kilo abgenommen. Schöne Scheiße.«
    Eemeli war Vater geworden, und das zwei Mal! Er musste sich erst mal fassen. Während sie mit dem beladenen Schlitten über die verschneite Straße nach Ukonjärvi fuhren, dachte Eemeli über die Sache nach. Letzten Endes war es gut, dass er Vater zweier Kinder war. Er musste sich nur erst an den Gedanken gewöhnen. Dass seine Ex-Frau sich die Mühe noch gemacht hatte mit vierzig Jahren! Taina Korolainen war allerdings auch nicht jünger.
    Als sie den Kirchenhügel erreichten, sah Eemeli, dass die Kirche immer noch nicht angestrichen war, sie sah

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