Nördlich des Weltuntergangs
Toropainen hinterlassen hatte. Es herrschte Mangel an Lebensraum.
Dabei standen sowohl in Sotkamo als auch in ganz Finnland viele Höfe zum Verkauf. Zwangsversteigerungen beutelten das Land. Eemeli Toropainen hatte bereits ein paar kleine Bauernhöfe erworben und in den Besitz der Stiftung eingegliedert, aber um mehr als tausend Menschen zu beherbergen und zu ernähren, bedurfte es größerer Anstrengungen.
Zu dieser Zeit geriet der Gemeinwald von Valtimo in unüberwindliche ökonomische Schwierigkeiten. Das war ein Glück für die Stiftung, denn das Gelände von viertausend Hektar lag zufällig in passender Nähe zum Hiidenvaara. Das Geschäft wurde getätigt, und es verschlang denn auch die letzten US-Dollar und jede Menge weiteres Geld der Stiftung. Aber es lohnte. Das Gebiet enthielt viel Land, das für den Anbau geeignet war, und der Wald war im Wesentlichen unversehrt. Nun war es möglich, ein paar kleine Nebendörfer zu gründen, und, was am wichtigsten war, intensive Waldbrandwirtschaft zu betreiben. Es war nämlich erwiesen, dass das Schwenden mit modernen Methoden die fünffache Getreideernte einbrachte, ohne dass künstlicher Dünger erforderlich war. Nach zwei, manchmal auch nach drei Ernten konnte man auf dem Schwendacker Laubniederwald wachsen lassen, die denkbar beste Schafweide. Später, wenn die Birken kräftiger waren, würde man den Wald ausdünnen und dabei jede Menge Brennholz gewinnen, und schließlich konnte man das ganze Gebiet mit Nadelbäumen aufforsten oder erneut schwenden.
Ende des Jahres war Eemeli Toropainen mit seinen Männern im Gelände hinter dem Löytölampi auf Elchjagd. Die geplanten drei Exemplare waren schnell erlegt. Während Eemeli das Fleisch zum Schlitten trug, erlitt er überraschend einen schweren Herzanfall und sank unter einer blutigen Elchkeule zu Boden. Pastorin Tuirevi Hillikainen war zufällig in der Nähe und leistete erste Hilfe durch Mund-zu-Mund-Beatmung. Dabei rief sie, wenn sie zwischendurch Luft holte, nicht nur Gott, sondern auch den unweit umherstreifenden Severi Horttanainen um Hilfe an. Gemeinsam drückten sie Toropainens Brustkorb im Takt der Herzschläge, und so begann das Organ, langsam wieder zu arbeiten. Bald tauchten auch die anderen Jäger auf, und vorsichtig trugen sie Eemeli zum Schlitten. Der Wallach zog den Kranken im scharfen Trab zum Ukonjärvi. Toropainen kehrte heim wie ein beim Kampf in unwegsamem Gelände verwundeter Soldat. Der Gehilfe Taneli Heikura führte die Zügel, und die Pastorin lief hinter dem Schlitten her und betete für Eemeli:
»Allmächtiger Gott, erbarme dich deines Dieners. Gib ihm Kraft und, wenn es dein Wille ist, lass ihn gesund werden. Er gehört zwar nicht der Kirche an, aber kümmere dich jetzt nicht darum. In Jesu Christi, Amen.«
Nach etwa zwei Stunden war die Siedlung erreicht. Am Friedhof bat Eemeli, man möge kurz anhalten, er hob den Kopf und sagte mit müder Stimme:
»Falls ich jetzt sterbe, dann begrabt meinen Körper an diesem Platz.«
Eemeli wurde eiligst ins Pfarrhaus gebracht, wo Frau Taina Korolainen ihm ein Krankenlager zurechtmachte und die Pastorin ihm sicherheitshalber das Sündenbekenntnis abnahm.
20
Eemeli Toropainen lag krank darnieder, als die Menschheit das Millennium feierte. Am Ukonjärvi herrschte daher keine große Ausgelassenheit, auch wenn ein neues Jahrtausend begann. Die Kirchenglocke wurde geläutet, und auf dem Eis des Hiidenjärvi machten die jungen Leute ein großes Lagerfeuer, um das sie tanzten, während die Kinder mit einem Wagen umherfuhren. Die Erwachsenen tranken ein wenig Kräuterschnaps.
Eemeli hörte in seinem Krankenzimmer Radio. Die Welt schien die Jahrtausendwende wichtig zu nehmen. Die Feiern waren überraschend ausgelassen. Auf allen Erdteilen gab es Feuerwerk. In Italien wurden mehr Raketen in die Luft geschossen als nach dem Sturz Mussolinis. In Kasachstan besetzten betrunkene Hirten einen Raketenstützpunkt und feuerten zur Feier des denkwürdigen Moments zwei interkontinentale Atomsprengköpfe ab. Nach zwei Tagen wurde gemeldet, dass einer vor Mauretanien in den Atlantik gesaust war, wo die Kernexplosion eine mächtige Sturzwelle verursacht hatte. Der andere traf Sumatra. Wie er dort aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.
Der Karneval von Rio war zum Jahrtausendwechsel besonders wild. Millionen von Menschen waren unterwegs, Hunderte der Feiernden kamen im Gedränge ums Leben, und Tausende junger Mädchen verloren ihre Jungfernschaft.
Im spanischen
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