Nördlich des Weltuntergangs
das Tuirevi Hillikainen besänftigen werde. Die Pastorin holte umgehend Taina Korolainen herbei. Die beiden mussten sich nebeneinander ins Wohnzimmer stellen, Hillikainen trat vor sie hin und wurde amtlich:
»Vor dem Angesicht des allmächtigen Gottes und in Anwesenheit dieser Zeugen frage ich dich, Eemeli Toropainen: Willst du Taina Korolainen als deine Ehefrau lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten?«
Eemeli blieb nichts anderes übrig, als Ja zu sagen.
Auch Taina sagte Ja. Damit war alles klar. Tuirevi Hillikainen erklärte die ehemalige Zugreinigungschefin Taina Korolainen und den Direktor der Asser-Toropainen-Stiftung, Eemeli Toropainen, zu Mann und Frau. Eine Urkunde wurde angefertigt, als Zeugen der Eheschließung unterschrieben Julius Ryteikköinen, der Bischof von Kuopio, und Assessor K. Henriksson vom Domkapitel.
Nun war Eile geboten. Eine Hochzeitsfeier musste arrangiert werden. Taina rief die Dienstmädchen zusammen und verteilte die Aufgaben. Tuirevi Hillikainen benachrichtigte den Organisten und den Küster. Die Kirche musste geschmückt, die Hochzeitsgäste eingeladen werden und so weiter. Eemeli holte die Karaffe aus dem Vorratsschrank und goss dem Bischof, dem Assessor und sich selbst einen tüchtigen Schluck daraus ein.
»Hier in Ukonjärvi scheint alles blitzschnell zu gehen, wenn es darauf ankommt«, sprach der Bischof lobend und erhob sein Glas.
Kurz darauf konnte Eemeli durch das Fenster auf der Hofseite beobachten, wie zwei Pferde aus dem Stall geführt und jeweils vor einen Schlitten gespannt wurden. Mit dem einen fuhr jemand nach Kalmonmäki, wahrscheinlich, um eine Köchin zu holen. Die Braut selbst setzte sich in den anderen Schlitten, sie knallte mit der Peitsche und sauste in Richtung Hiidenvaara davon. Eemeli vermutete, dass sie dort ein paar Frauen bitten wollte, bei den Vorbereitungen zu helfen. Sicher würde auch Henna dabei sein.
Bald setzte hastiges Leben und Treiben ein. Die Köchin kommandierte die Gehilfinnen herum, der Backofen glühte, die Frauen und Mädchen rannten zwischen Keller und Festsaal hin und her. Bierfässer wurden herbeigerollt, die Verwalterin des Schnapskellers bekam eine größere Bestellung als üblich. Weiße Leinentücher wurden über die Tische gebreitet, Schinken, Braten, Fisch und diverse Beilagen aufgetragen. Auf dem verschneiten Hof wurden Teerfackeln angezündet, die Kirche wurde geschmückt.
Der Bischof, mit dem Schnapsglas vor sich, verfolgte das Ganze mit staunenden Blicken. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass noch am selben Tag die Hochzeitsfeier stattfinden sollte. Dem guten Eemeli machte dieses Tempo ein wenig Angst. Er hatte in aller Ruhe seit fünfzehn Jahren mit Taina Korolainen zusammengelebt, und nun musste an einem einzigen Tag die ganze stabile Beziehung über den Haufen geworfen und in Windeseile Hochzeit gefeiert werden. Eemeli zog sich mit dem Bischof und dem Assessor ins Hinterzimmer zurück, wo sie sich die Zeit mit der Schnapskaraffe vertrieben.
Gegen Abend wurden sie abgeholt und in die Kirche geführt, wo Tuirevi Hillikainen einen Dankgottesdienst anlässlich der am Tag vollzogenen Trauung abhielt. Auch der Bischof sprach ein paar fromme Worte. Organist Horttanainen ließ das Instrument dröhnen.
Anschließend schritt das Hochzeitspaar Arm in Arm ins Pfarrhaus zur Feier. Die Gäste brachten draußen im klirrenden Frost ein Hurra auf Taina und Eemeli aus, die endlich in den Ehestand getreten waren. Die Frauen bekamen feuchte Augen. Offenbar ließ sich, wenn man lange genug wartete, auch der widerspenstigste finnische Mann zum Traualtar schleppen.
Den ganzen Abend und die Nacht über wurde gefeiert. Um Mitternacht ging Taneli Heikura zur Kirche hinüber und läutete die Glocke. Der sternenklare Himmel überzog sich im Norden mit grünem und rotem Polarlicht, das beim Glockenklang zu zucken und zu züngeln begann. Fern im verschneiten Ödwald drehte sich ein mürrischer alter Braunbär in seiner Höhle auf die andere Seite. Sein Hinterbein war von Rheumatismus geplagt, in Nächten mit Polarlicht rissen ihn die Schmerzen fast aus dem Schlaf.
Erst in den frühen Morgenstunden kroch das Ehepaar Toropainen ins Hochzeitsbett, dessen Giebel mit Immortellen und Moosbeerdolden geschmückt war. Vor der Tür ließ sich ein schläfriger Spitz nieder, um Wache zu halten.
Am Morgen fuhr ein Schlitten für den Bischof und den Assessor vor, auf den noch schnell deren Skier und Rucksäcke geladen wurden. Der
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