Nördlich des Weltuntergangs
Schnittmuster im All, obwohl sie in furchtbarem Auftrag unterwegs waren. Wahr scheinlich würden Hunderttausende Menschen sterben, wenn die mit Atomsprengköpfen bestückten Raketen ihr Ziel erreichten.
Jedes Mal, wenn einer dieser Boten des Weltkrieges über den Fangplatz hinwegflog, verstummte das fröhli che Gespräch der Männer, sie schauten zu diesem Selbstmordwerkzeug der Menschheit auf, und es dauer te eine Weile, ehe ihre Unruhe verflog und sie sich wie der ihren alltäglichen Verrichtungen zuwenden konnten.
Die Fangstellen der Stiftung waren zweihundert Meter breit und mehr als dreihundert Meter lang. Am Anfang befand sich die Einlassöffnung, von dort ging nach beiden Seiten je eine Reihe von Eislöchern weg, und zwar in zweimal winklig gebrochener Linie bis hin zur Aufholeöffnung. Der Abstand zwischen den Eislöchern betrug dreißig Schritt. Die Zugleinen wurden an langen Flößstangen von Loch zu Loch geschoben, wobei die Stangen aus mehreren Teilstücken zusammengesetzt waren, und an einem Ende befand sich der Ring für die Zugleine.
Eemeli Toropainen besaß zwei Garne für diese Art des Fangs. Mit dem einen wurde hier im Laakajärvi gefischt, mit dem anderen im Hiidenjärvi, im Ukonjärvi oder in einem anderen See. Das Garn für den Laakajärvi war das größere, es war mehr als zweihundert Meter lang und zwölf Meter hoch. Die Simme bestanden aus selbst gewebtem Hanf, als Zugleinen diente Kabel aus dem arabischen Düsenbomber.
Am frühen Morgen rückte der Trupp mit Sack und Pack an: sechs Männer und ein paar junge Burschen als Gehilfen, dazu Eemeli Toropainen als Chef mit Pferd und Schlitten, ferner zwei Ochsen, die die Schlitten mit dem Garn und den übrigen Geräten zogen und die auch nachher bei der Arbeit als Zugtiere eingesetzt wurden. Oft kam auch Feldpröbstin Tuirevi Hillikainen mit hin aus, die bei der Arbeit gut und gern zwei Männer ersetz te. Auf dem Eis wurde zunächst ausgeladen: das Garn und Eisbeile, die Stangen für die Zugseile, spezielle Gabeln zum Schieben der Stangen und viele andere Geräte wie Trampen und Flößhaken, mit denen man unter dem Eis schwimmende Stangen suchen konnte. Die Ochsen trugen auf den Flanken derbe lederne Schwimmwesten, die mit Heu gefüllt und mit breiten Riemen befestigt waren – eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass die schweren Tiere durch das Eis bra chen. Gleichzeitig waren sie auf diese Weise vor dem scharfen Frostwind geschützt, der über den See wehte.
Wenn alles fertig war, gab Eemeli Toropainen das Kommando zum Start. Zwei Männer führten die Stangen durch die Einlassöffnung unter das Eis, ausgerichtet auf je eine Reihe der Eislöcher. Zwei weitere hackten die in der Nacht zugefrorenen Löcher auf, und die beiden letzten ließen das Garn ins Wasser gleiten. Es war eine aufregende, ja, spannende Aktion. Niemand konnte vorhersagen, wie groß der Fang sein würde. Für ge wöhnlich faltete Tuirevi Hillikainen in dieser Phase der Arbeit die Hände und bat den Allmächtigen um mög lichst reiche Beute.
Wenn die Stangen bis an den ersten Winkel gescho ben worden waren, wurden sie mit einer speziellen Gabel in die neue Richtung gelenkt. Dann wurden die Zugleinen ausgezogen, um Flügel und Stert des Garns unter Wasser in gerader Linie auszubreiten. Für diese schwere Arbeit wurden die Ochsen angespannt, zwei Männer setzten sich auf ihren Rücken, und an den Sielen wurde jeweils das Ende des Zugseils befestigt. Die Ochsen stampften mit gebeugten Köpfen über den See, langsam und wuchtig. An den Ecken wurde gewendet, hin zur Aufholeöffnung, und die Ochsen gingen nun aufeinander zu. Dabei dauerte der gesamte Vorgang länger als eine Stunde. Die Ochsen näherten sich, gin-gen hinter der Aufholeöffnung aneinander vorbei und zogen die Flügel des Garns über Kreuz. Nach dem Mittag kam die spannende letzte Phase: Mit langen Trampen scheuchten die Männer die Fische in den Stert des Garns, der, von den Ochsen gezogen, langsam herauf kam. War der Stert endlich oben, sahen die Männer, welche riesigen Mengen Fisch sie gefangen hatten. Das Garn wurde in die Zuber, die im Schlitten standen, entleert. Es war eine schweißtreibende, aber erfreuliche Arbeit. Das silbrige Gewimmel nahm kein Ende, ein Gefäß nach dem anderen füllte sich, immer neue Fässer wurden herangerollt. Wenn das Netz endlich leer war, konnte man das Ergebnis prüfen. Dutzende von Gefä ßen voll mit Edelfisch, insgesamt mehr als 1200 Kilo!
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