Nomaden des Weltalls
»Also kommt, Jungs.«
Die geschenkbeladenen Männer folgten ihm. Sean und Ilaloa blieben im Boot, teils, um es zu bewachen, und teils, weil es zu unabsehbaren Entwicklungen kommen könnte, wenn Jadji Petroffs Auge auf das Mädchen fiel. Hinter ihnen marschierte die Wache im Gleichschritt ab. Ein prächtig gewandeter Trompeter stieß ins Horn, als sie zum Schloßtor kamen.
Und ich hatte immer geglaubt, wir vom Schiff legten zu großen Wert auf Zeremoniell! überlegte Joachim.
Aber es war nicht anders möglich. Die Ex-Nomaden hatten ein barbarisches System übernommen; aus der erbarmungslosen Logik der Geschichte folgte, daß auch sie selbst barbarisiert werden mußten.
Jeder männliche Angehörige der menschlichen Rasse gehörte zum hohen Adel, und jeder Erulani war – theoretisch – ein Sklave. Moderne Waffen waren nur der herrschenden Rasse erlaubt; die Eingeborenen befanden sich noch in der frühen Eiszeit. Die Tributleistungen eines ganzen aufgeblähten Imperiums waren nötig, um den Herrschenden ein luxuriöses Leben zu ermöglichen. Äußerlich sah es so aus, als hätten die Hadjis und Mountain Men sich hier etwas Vorzügliches aufgebaut.
Aber, dachte Joachim weiter, sie waren Gefangene ihrer eigenen Schöpfung. Am Hofe herrschten Intrigen und Korruption. Auch ein starker Mann hatte keine ruhige Minute; stets mußte er gewärtig sein, von seinen maßlos ehrgeizigen Untergebenen verraten oder von seinen hinterhältigen Vorgesetzten ermordet zu werden. Menschliche Sprache und Kleidung, menschliche Träume gingen verloren; einer nach dem anderen nahmen die Sieger die Verhaltensweisen ihrer Sklaven an. Ein Zitat kam Peregrine in den Sinn. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?
Sie schritten durch hohe, mit Deckengewölben versehene Hallen, bis sie den Audienzsaal erreichten. Das Dach des monströsen Raumes verlor sich in schwindelnden Höhen, und durch die schmalen Fenster stießen die blutigen Lanzen des Sonnenlichts auf die dick übereinanderliegenden Teppiche herunter. Alles schrie vor Gold, Juwelen, Bannern und Gobelins. An den Wänden aufgereiht standen wie zu Säulen erstarrt einheimische Wächter, und ein Schwarm von Sklaven warf sich vor Kaukasus thronenden Nobilitäten zu Boden. Trommelwirbel, Trompetengeschmetter.
Joachim und seine Männer machten einen zeremoniellen Kotau vor dem Arkulan. Er war ein Mann in den Vierzigern, stocksteif in seiner Robe, das gekrönte Haupt arrogant erhoben. Aber er begrüßte sie in korrekter Manier – freundlicher als einige von seinen Baronen, die den Nomaden scheele Blicke zuwarfen. Aha. Die haben etwas vor, wovon ihr Chef nichts weiß. Und deswegen wollen sie auch keine Besucher.
Für die Gäste wurden Stühle gebracht. Joachim verteilte seine Geschenke und setzte sich dann und plauderte mit dem Arkulan. Als Wein kredenzt wurde, wurde die Atmosphäre gelockerter, und es war nicht schwierig, vom König die Erlaubnis für einen Sightseeing-Rundgang seiner Männer zu bekommen.
»Aber ich werde versuchen, Sie hier zu unterhalten«, sagte Petroff. »Es ist lange her, daß das letzte Schiff hier bei uns war. Und warum wollen Sie keine Geschäfte machen?«
»Wir haben andere Absichten, Euer Majestät«, sagte Joachim.
»So? Suchen Sie nach neuen Territorien?«
»Nein, nein«, sagte Thorkild. »Es hat sich doch jetzt gezeigt, daß es im Großen Kreuz zu wenig Zivilisation gibt, als daß es der Mühe wert wäre.«
»Na, ich weiß nicht«, warf Joachim ein. »Sie bauen doch neue Schiffe. Wofür denn, wenn nicht für solche Expeditionen?«
»Die lasse ich bauen«, sagte ein anderer Adeliger, Hadji Kogama, »denn ich habe die nötigen Maschinen und Sklaven. Aber ich fahre damit nur zu Sura – kennen Sie den Planeten?«
»N-nein. Niemand kann sich die Namen aller Planeten merken.«
»Es ist eine lange und nicht sehr interessante Geschichte«, sagte Kogama, »jedenfalls ist es ein rückständiges System in Richtung Canopus, das gern eine Raumflotte möchte. Einer meiner Agenten war vor ein paar Jahren auf Thunderhouse und traf zufällig einen von ihnen, der nach einem Unternehmer suchte, welcher Schiffe bauen würde. Ich erklärte mich dazu bereit. Die Schiffe werden nach Sura gebracht und mit Gütern bezahlt. Natürlich wissen die Eingeborenen nicht, wo ihr Schiffsbauer lebt. Aber es ist ihnen auch ganz gleich.«
»Ich verstehe.« Gar nichts verstehe ich. Seit wann ließen sich die Erulani dazu herbei,
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