Nomaden des Weltalls
Mit einem Lächeln fügte er dann hinzu: »Aber wir sollten es nicht auf einen Kampf ankommen lassen, Ed. Wir sind alte Freunde, und ich weiß, daß mich die Sache nichts angeht. Tatsächlich wollte ich Ihnen nur von etwas Mitteilung machen.«
»Wovon?«
»Palastgerücht. Vielleicht hat es etwas zu bedeuten, vielleicht auch nicht.«
»Wie könnten Sie von Geheimnissen erfahren, die mir nicht zu Ohren kommen?«
»Ich bin hier fremd. Die Frauen finden mich interessant – der Harem, in dem Sie sie halten, muß mit der Zeit auch richtig langweilig sein. Sie wissen, daß ich morgen wieder fort sein werde, und in der Zwischenzeit bekommen sie von mir ein paar hübsche Geschenke. Warum sollten sie nicht mit mir reden? Und vor allem: Warum sollten sie nicht intrigieren?«
Thorkild zupfte nervös an seinem Haarschopf. Joachim konnte fast seine Gedanken lesen. Ein Adeliger hatte keine Möglichkeit, Geheimnisse aus den königlichen Konkubinen herauszuholen. »Was haben Sie erfahren?« fragte er schließlich.
»Nun ...« Joachim sah zur Decke hinauf. »Ich habe Sie immer für meinen Freund gehalten, Ed. Gestern haben Sie von mir ein paar wirklich schöne Dinge bekommen.« Sie feilschten um die Bestechungssumme, bis Joachim einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner vorherigen Auslagen wieder hereingeholt hatte. Was er dann sagte, beruhte nicht unbedingt auf Wahrheit, war aber das Ergebnis von scharfsinniger Kombination: »Kogama hat Verbindungen mit dem Harem und der königlichen Garde, von denen Sie vielleicht nichts wissen. Es gibt Gerüchte. Man munkelt, daß Sie und einige andere an Kogamas Schiffsbau beteiligt sind. Nur, daß diese Schiffe hierbleiben.«
Thorkilds Gesicht erstarrte zu einer Maske. Joachim zog seine Schlüsse daraus. Er trichterte dem Nobelmann ein Gebräu aus Gerüchten und Hinweisen ein, welches darauf hinauslief, daß Kogama sich mit anderen zusammentun wollte, sobald ihr gemeinsamer Plan durchgeführt sein würde. Möglicherweise verhielt es sich sogar wirklich so!
Als er geendet hatte, trat Stille ein. Das Kinn auf die Hand gestützt, saß Thorkild da und trommelte mit den Fingern der anderen auf die Schreibtischplatte.
Joachim wartete einen Moment und beugte sich dann zu ihm vor, als hätte er etwas ganz besonders Vertrauliches mitzuteilen. »Ich habe da eine Vermutung, Ed«, murmelte er. »Ich glaube, es gibt noch eine Zivilisation in diesem Teil des Weltraums. Und mir scheint, daß sich die Leute vor den Menschen verstecken; warum, weiß der Kosmos. Aber Sie bauen Schiffe für sie, Sie und Ihre Clique. Die ... Fremden ... bezahlen Sie gut, vermutlich in Gold, so daß Sie eine Organisation aufbauen können. Der jetzige Arkulan ist ja ein ziemlich smarter Bursche. Er hat alles so eingerichtet, daß es sehr schwierig ist, ihn zu stürzen. Sie aber glauben, daß es mit Ihrem neuen Reichtum möglich sein wird. Habe ich recht?«
»Und wenn es so wäre – was würden Sie mit Ihrem Wissen anfangen?«
»Ich weiß es nicht. Eine Begegnung mit diesen Fremden könnte recht interessant sein. Vielleicht wäre da Geld zu verdienen. Oder unsere Schiffe sollten – falls die Fremden sich als feindselig erweisen sollten – über sie informiert werden.« Er sah seinem Gegenüber in die Augen. »Aber eines möchte ich Sie fragen, Ed. Wenn um Erulan herum ein mächtiges Anderling-Imperium entsteht, was nützt Ihnen dann der Thron hier?«
»Es sind keine Anderlinge oder Eingeborene.« Thorkilds Stimme klang gepreßt. »Es sind Menschen.«
Menschen!
»Eine seltsame Abart. Sprechen Basic mit wildestem Akzent, tragen keine Kleider, haben keine ... was weiß ich alles. Sie benehmen sich wie Eingeborene, sind aber Menschen, da bin ich ganz sicher.«
»Was wollen sie?« fragte Peregrine.
»Schiffe. Vor etwa fünf Jahren haben sie Kontakt mit uns aufgenommen. Ja, sie zahlen in Metall, und ich vermute, daß sie von irgendwoher im Großen Kreuz sind. Aber das ist ein riesiges Gebiet, Joachim. Vielleicht sind wir dumm, wenn wir uns mit ihnen einlassen. Aber wer nicht wagt, gewinnt nicht.«
»Nein«, stimmte Joachim zu. »Ganz bestimmt nicht.«
10 – Lauernde Angst
Gegen Abend des ersten Tages brachte ein Erulani eine Mitteilung Joachims zum Fährboot. »Stadtbesichtigung genehmigt, aber entfernt euch nicht zu weit. Wir müssen mit der Notwendigkeit eines schnellen Starts rechnen.« Einen Augenblick lang stand Sean in der Luftschleuse, bemüht, die Worte im letzten schwachen Tageslicht zu entziffern. Der Wind
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