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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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gar
    nicht Tod
noch Teufel schaden.
    Joachim
Magdeburg (1525 – 1587)
     
    Du hast alles richtig gemacht. Du
musstest ihn niederschlagen. Was hat denn der hier verloren? Aber dann der Schreck,
du konntest ihn nicht töten, es war Jesus, dem du eins übergezogen hattest. Zumindest
sah er ihm verdammt ähnlich. Dann zu allem Überfluss noch das Geklopfe und das Geschrei.
Du bist durch die Türen gegangen, die du schon vor Jahren sorgfältig verschlossen
hattest. Der Mann mit dem Antlitz Jesu hatte sogar ein Regal weggeschoben. Was wollte
er nur hier? Dann dieses Mädchen mit den schönen roten Haaren. Als du durch den
Spalt gespickt hast, war dein Gesicht keine 30 Zentimeter von dem ihrigen entfernt.
Sie konnte dich nicht sehen, du hattest das Licht im Keller ausgemacht. Du hast
ihre grünen Augen ganz nahe gesehen, mit einem langen Messer hättest du sie ausstechen
können. Aber sie wusste ja nichts. Du hast dich nicht verraten. Du konntest durch
die rissige Tür sogar ihr Parfum riechen. Sie schlug dann noch ein paar Mal gegen
die Tür und rief: ›Herr Finsterle!‹ Jesus schien in dieser Welt Herr Finsterle zu
heißen. Dann schüttelte sie den Kopf und drehte sich um, ging den Weg zurück. Sie
hat dann noch einmal angehalten, ein Handy hochgehalten und gegen die Tür, hinter
der du standest, gerufen, dass sie das Handy mitnehmen würde, er hätte es auf dem
Boden vergessen. Du hast ihr nachgeblickt, bis sie abgebogen war. Sie hatte eine
hübsche Figur.
    Du bist
zu Jesus zurückgegangen. Er jammerte und war sich seiner Situation wohl bewusst.
Gefesselt lag er auf der alten, grauen Decke. Du hast ihn noch einmal ganz genau
angeschaut. Er schien es wirklich zu sein. Jesus. Vorerst würdest du ihn nicht töten.
Es hätte vermutlich auch keinen Sinn, schon vor über 2.000 Jahren hatte es nichts
genutzt, ihn ans Kreuz zu nageln. Er ist einfach wieder auferstanden. Er ist schwach
und stark. Lebendig und gefesselt scheint er schwach zu sein. Tot ist er stark.
    Nervös greifst
du mit einem Zahnstocher in die Tüte mit der fettgebackenen, trostspendenden Fasnetsspezialität.
Die Hand zittert leicht.
    Nonnenfürzle!

14
Abendmahl
     
    Bin ich
wirklich eingeladen
     
    Bin ich
wirklich eingeladen
    zu Deines
reichen Tisches Gnaden,
    ich Wurm
zu Deiner Majestät?
    Will den
Staub die Allmacht ehren,
    das Lebensbrot
den Sünder nähren,
    der tiefgebeugt
von ferne steht?
    O Meer voll
Lieb’ und Huld!
    Die ganze
Sündenschuld
    willst Du
tilgen?
    Dein Fleisch
und Blut,
    o Liebesglut!
    Soll all
mein Elend machen gut.
    Gustav Friedrich
Ludwig Knak (1806 – 1878)
     
    Die Stimmung im Speisesaal war fantastisch,
nur nicht bei der Schwester Oberin. Die geistliche Chefin war es nicht gewohnt,
profane Essens- und Übernachtungsgäste im Hause zu haben. Mit schwesterlicher Improvisationskunst
und franziskanischem Goodwill war es jedoch den frommen Tüchtigen rasch gelungen,
Schlafplätze zu organisieren und dank flinker Küchenhelferinnen auch ein Abendessen
für so viele Mitesser auf die Tische zu stellen. Vor allem der Nachtisch, eine fettgebackene
Sünde, verstand es, die Stimmung an den unterschiedlich besetzten Tischen zu steigern.
    Die von
schwarz-weiß Bekleideten belegten, einfachen Esstische zeichneten sich vor allem
durch ihre Ruhe aus. Nachdem eine der Schwestern ein einfaches Tischgebet, das meine
Schüler etwas verstörte, gesprochen hatte, fiel der Nonnenbereich vor allem durch
die guten Tischmanieren und die fast geräuschlose Nahrungsaufnahme auf.
    Am Tisch
der Metzger und Fleischereifachverkäuferinnen ging es ungleich lauter und heiterer
zu. Getoppt wurde das ganze durch den Schülertisch. Ständig mussten Cäci und ich
disziplinierend und korrigierend eingreifen:
    »Doch nicht
mit den Fingern!«
    »Das gilt
auch für Referendare!«
    »Pssst!«
    »Messer
rechts!«
    »Auch das
gilt für Referendare!«
    »Nicht so
laut!«
    »Das sollte
man als Referendar aber wissen!«
    »Wir sind
hier nicht bei Mc Donald’s!«
    »Nimm die
Finger aus dem Teller!«
    »Den Nachtisch
dürft ihr mit den Händen zu euch nehmen, da braucht ihr nicht Messer und Gabel verwenden!«
    »Das gilt
selbstverständlich auch für Sie, Herr Referendar!«
    Das Hauptgesprächsthema
an allen Tischen war jedoch der Leichenteilefund durch Schwester Immaculata-Flora.
Vom Nonnentisch waren Worte wie Haupt, Sünde, Schuld und Vergebung zu hören.
    Der Metzgertisch
sprach von Kopf abtrennen, sauberer Schnitt, scharfes Messer, scheinbar Fachmann;
meine Schüler von

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