Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Metzgarenna, mir send Fleischereifachverkäuferinnen, Herr Pfarrer. Ond i wisst
it, was do fruchtbar war! I han do it viel verschtanda.«
»Oh, Entschuldigung
vielmals, Frau Maga! Und ich bin keina Pfarra, sondan eina Gottesangelegaheitafachveakäufa!«
Deodonatus,
der immerfröhliche Pfarrer meiner Heimatgemeinde, lachte am lautesten über seinen
Witz und schlug sich mit seiner riesigen Hand auf den mächtigen Oberschenkel. Hätte
er keine Soutane getragen, wäre er zweifelsohne von den meisten Leuten als 50-Meter-Läufer
eingeschätzt worden. Weltrekordinhaber.
Bevor Monika
Magen Deos Scherz kontern konnte, fuhr dieser listig fort:
»Oh, Frau
Maga, Sie habat doch vor meina Rednapult heuta Mittag eina wundaschöna Dekoration
aufgestellt, die Koab mit die viela leckara Wuast. Wie wäa das denn als Nachtisch
nach de Nonnafürzla-Nachtisch?«
Heiser lachend
hob er ein Nonnenfürzle-Demonstrationsgebäck hoch, das jedoch schnurstracks hinter
den dunklen Lippen verschwand. Auffordernd nickte er mehrmals Monika Magen zu:
»Ich erteila
Ihna dann auch da Absolution. Schon Ihra lila Kostuum ist eina Sünda!«
Ich fragte
mich, ob Deo auf stilles Mineralwasser erheblich heftiger reagierte als auf sein
geliebtes Walder Bier. Oder war es vielleicht die Nähe zu Monika Magen – Gegensätze
ziehen sich bekanntlicherweise an.
Monika Magen
wehrte noch einmal energisch ab:
»Noi des
ka i it macha, mein Moischtr brengt me om, wenn mir die ganz Deko wegfressat. Außerdem
ischt mei Koschtümle it lila, sondern fliederfarben.«
»Aba ist
Notsituation Frau Maga, die Herr hat auch bei de Speisung der Fünftausend de Koab
von dem Knaba genomma und an de Schluss wara noch viela Fisch …«
»Pfuuui
Deifel, Fisch, do hol i doch lieber mein Wuuschtkorb.«
Sie erhob
sich grazil, strich den Rock des fliederfarbenen Kostümes mit den grünen zweieurostückgroßen
Punkten seidig raschelnd wieder einige Zentimeter züchtig nach unten. Schwester
Immaculata-Flora, die in ein leises, ernstes, aber garantiert psychologisierendes
Gespräch mit Cäci vertieft war, blickte kurz zur Fleischereifachverkäuferin, um
sich sofort wieder in die Diskussion mit Cäci zu versenken.
Deo, ganz
Gentleman alter Schule, erhob sich, als Monikas Gesäß mit den neckisch grünen Kreisen
zu nahe am Geistlichen vorbeizuschwanken drohte. Galant verbeugte er sich und beschrieb
mit seiner Hand eine vorbeiführende Bewegung. Monika, die charmante Fleischereifachverkäuferin,
bedankte sich:
»Se send
wenigschtens no a rechts Mannsbild, so a Komplement kriagt ma it älle Dääg! Se send
an ächta Tschetelmänn!«
»Oh, viela
Dank, de schöna Kompliment möchte ich gerna zurück geba, jetzt weiß ich endlich,
warum de Herrgot de Eva aus de Paradies geschickt hat. Wega de Äpfala, de grüna!«
Deodonatus
war völlig außer sich. Zum wiederholten Male schlug er sich auf die Schenkel. Ganz
offensichtlich war es die Kombination aus blond, drall, oberschwäbischräsem Humor,
gepaart mit einem gepunkteten Kostümchen, was ihn gänzlich aus der Fassung brachte.
Monika Magen rauschte ihrerseits von dannen, um die Stimmung mit dem Wurstkorb noch
weiter zu verbessern, und verschönerte ihren rustikal-mondänen Abgang noch mit einem
Bonmot:
»Ond Sie
kriegat ausm Dekokorb d Schwaazwuuscht!«
Deos glänzende
Augen tränten, als er kehlig loswieherte. Ich wusste ja, dass er als Festhupe überregional
bekannt war, aber so war er mir doch etwas fremd. Ich schämte mich etwas für ihn,
vor allem wegen Schwester Immaculata-Flora, deren hübsches, schleiergerahmtes Gesicht
immer wieder irritiert zum enthemmten Geistlichen blickte. Häufig suchte sie auch
den Blickkontakt mit mir, senkte die Augen jedoch sofort schamhaftig gen Boden,
wenn Pupille Pupille traf.
Die Metzgerlümmel
am Tisch benahmen sich besser als meine Schüler der Klasse 2BFME2. Einer hatte Würfel
dabei, die nun immer wieder in einer umgedrehten Kaffeetasse kreiselnd ein fürchterliches,
klirrendes Geräusch von sich gaben, um für Mäxle die richtige Zahlenkombination
auszuspucken. Der Gewinn wurde in Nonnenfürzle ausgezahlt. Die Schwestern blickten
missbilligend.
15
Klosterallerlei
Eines wollen,
eines wissen
Dies heißt
Klugheit einer Seelen,
die heißt
geistlicher Verstand.
Wird ein
Mensch das Beste wählen
und ausstrecken
seine Hand
nach dem
Lebensbaum allein:
könnte er
dann weiser sein?
Was die
Menschen Klugheit nennen,
ist oft
blinder Unverstand;
was der
Weltsinn heißt
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