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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Gewinnen,
    bringt um
jenes Vaterland.
    Sollte das
nicht Torheit sein?
    Dieses sieht
die Einfalt ein.
    Johann Michael
Hahn (1758 – 1819)
     
    Plötzlich wurde es still an den
Tischen.
    Tock, tock,
tock.
    Langbeinige,
blonde, teleologisch orientierte, sichere Schritte, fest und bestimmt. Blond, blonder,
Kommissarin. Sie hatte ihren warmen Webpelz auf ihr Notunterkunft-Zimmer gebracht,
was keine schlechte Idee war. Die blütenweiße Beamtinnenbluse war dem Kontext entsprechend
hochgeschlossen, die blaue Jeanshose schien noch enger zu sitzen, die Cowboystiefel
wirkten fast schon dominant. Sie schüttelte übersprungshandlungstechnisch ihr seidigblondes
Haar und steuerte auf uns zu. Diesmal hüstelte nicht nur Schwester Immaculata-Flora
nervös, auch Cäci schien etwas im Hals zu haben. Ebenso schien den Metzgerburschen
etwas in der Kehle zu stecken, sie schluckten verlegen. Das einzige Geräusch im
Saal: Tock, tock, tock.
    Mich ließ
der plakative Auftritt kalt.
    »Darf ich
mich zu Ihnen setzen, Herr Ngumbu?«
    Deo schaute
entsetzt, quasi Gewissenskonflikt:
    »Leida nein,
hiea sitzt schon jemand andas.«
    Er klopfte
kurz auf die linke Seite, den leeren Platz, der immer noch von Monika Magen kontaminiert
war. Die Kommissarin visierte leicht gereizt den leeren Holzstuhl neben mir, den
der Referendar verwaist zurückgelassen hatte.
    »Ist Ihr
Kollege schon gegangen?«
    »Das ist
kein Kollege, das ist nur ein Referendar.«
    »Oh, Sie
denken in Hierarchien?«
    »Nein, aber
so ein junger Hosenscheißer ist für mich kein Kollege, sonst würde es ja wohl kaum
die Bezeichnung Referendar geben. Sonst könnte man die ja gleich Lehrer nennen.
Sind sie aber nicht. Stellen Sie sich einfach mal vor, jeder Polizisten-Praktikant,
der Ihnen das Pausenvesper bringen muss, hätte schon den Titel Kommiss…«
    »Herr Bönle,
ich unterbreche Sie gern. Es ist immer noch das Beste, wenn Sie nur etwas sagen,
wenn ich Sie auch etwas gefragt habe! Verstanden?«
    »Äh nein,
das war mir zu kompliziert.«
    »Wie sieht
es aus, Sie stecken ja Ihre Nase überall rein, wo sie nicht hingehört. Haben Sie
irgendetwas Verdächtiges gehört oder gesehen, was den Überfall auf den Schnitzer,
den Ködler, erklären könnte?«
    »Nein, die
Schwester kam mir aufgeregt entgegengelaufen, und dann habe ich ja bei der Polizei
angerufen. Ich gehe davon aus, dass sie vielleicht, wenn überhaupt jemand, mehr
gesehen hat. Aber da fällt mir noch etwas ein. Als ich in den Werkstattkeller runter
bin, kam mir eine Schwester entgegen, die hatte es eilig und …«
    »Können
Sie sie beschreiben?«
    »Ja, sie
hatte ein schwarzes, langes, tuchartiges Gewand an, auf dem Kopf hatte sie einen
Schleier, der …«
    »Herr Bönle,
es reicht. Das Gesicht?«
    »Nein.«
    »Hatte sie
keins?«
    »Doch.«
    »Was für
eins?«
    »Das konnte
ich nicht sehen, sie hatte sich abgewandt.«
    »Statur,
Figur?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Nicht wie
Sie, also so rund da oben … irgendwie kräftiger, eckiger, äh brustloser, fast schon
viril.«
    »Wie, wie
Ril?«
    »Nein viril,
männlich.«
    »Ja, klar.
Danke.«
    »Bitte.«
    Sie schickte
sich an aufzustehen.
    »Wollen
Sie nicht noch ein bisschen sitzen bleiben? Ich denke, das ist auch recht anstrengend
für Sie, das Aufstehen, sitzt ja recht eng … äh, die Jeans, und das müssten Sie
mal ausbessern lassen …«
    Ich deutete
auf die modisch beabsichtigten Defekte ihrer Designer-Jeans.
    »Bönle,
Sie sind infantil! Mit ihrem 60er-Jahre-Anzug, der auch so riecht – Mottenkugeln?
– sind Sie mit Sicherheit der Schwarm aller Kolleginnen über 60!«
    Das saß.
Ich fand meinen Erbanzug wirklich schön. Ich hatte das ja im Spiegel kontrolliert.
Nun schien er schon drei Frauen nicht zu gefallen. Das machte mich nachdenklich.
    Die Blonde
stand auf, suchte sich andere Verhöropfer.
    »Wenn Sie
die Schwester je wieder erkennen würden, melden Sie sich bitte bei mir!«
    »Wo sind
Sie denn untergebracht?«
    »Das geht
Sie nichts an!«
    »Nur für
Notfälle, ich bin auf Zimmer 19.«
    Sie verdrehte
die Augen:
    »20!«
    »Cäci, äh,
Frau Maier ist auf 21. Wenn Sie etwas brauchen …«
    »Danke.
Getrennte Zimmer, immer noch nicht den Bund der Ehe geschlossen? Wird es nicht langsam
Zeit für einen Theologen?«
    Ich erschrak.
Sah die Kommissarin Cäci schon etwas an, so von Frau zu Frau, oder war es ihre Spürnase,
die Schwangerschaften riechen konnte?
    »Wie meinen
Sie das?«
    »Warum so
nervös plötzlich, Herr Bönle, oder sind wir noch nicht reif für den

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