Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
mitnehmen.«
Cäci führte
den Winzling mit dem ausgeprägten Kindchenschema an der Hand im Kreis herum. Tattuten
lächelte verzückt zu Cäci hoch. Unser Sohn würde noch hübscher werden.
22
V8
Es ist genug!
Es ist genug
des Jammers,
der micht drückt;
die sündliche
Begier
mit ihrem
Gift
hat mich
fast ganz erstickt,
nichts Gutes
wohn in mir.
Was schmerzlich
mich von Gotte trennet,
was täglich
mein Gewissen brennet,
des ist
genug!
Franz Joachim
Burmeister (1633 – 1672)
Als wir durch Herrmanns Riesengarage
ins Haus gingen, traf mich der Schlag. Unter einer transparenten Plastikfolie erkannte
ich die elegante Rückansicht eines offenen Chevrolet Impala, eindeutig Ende 50er-,
Anfang 60er-Jahre. In Rot. Voller Begeisterung zog ich rasch die Plane herunter.
»Das habe
ich mir gedacht, dass du hier hängen bleibst, entweder Pirelli-Kalender oder Big-Block:
Das ist ein Chevy, Bel Air, Impala 1960, Cabriolet zweitürig, Serie 1800, also V8-Motor
drin. Sieben Liter Hubraum, da brauchst du nur ans Gas geben denken, und schon wummert
der los. Absolut geil, alles top in Schuss, außer dem Verdeck, schließt nicht mehr.
Und wie gesagt Baujahr 60, ein Jahr danach haben die Amis dem am Arsch rumgepfuscht.
Der hier hat noch die großen Heckflossen. So muss ein Hintern aussehen!«
Der mächtige
Herrmann war plötzlich neben mir aufgetaucht, einen Sohn auf der starken Schulter
tragend, und fütterte mich mit den Daten des amerikanischen Oldtimers.
»Du siehst
aus wie der Heilige Christophorus! Hast du immer noch deinen Christophorus-Tick?«
»Spotte
nicht, der hat dir schon einmal das Leben gerettet, wo du mit deinem Traktor im
Ried versunken bist!«
Ernst drohte
er mir mit dem kräftigen Zeigefinger. Ich wagte sicherheitshalber nicht zu widersprechen.
Ich hatte mit ihm schon einmal eine Diskussion über den Nutzen von Christophorus-Devotionalien
in Fahrzeugen geführt. Ich hatte keine Chancen gegen ihn, er war ein Christophorus-Fetischist.
Überall in seinen Fahrzeugen war eine Christophorus-Plakette angebracht. In seinem
Lieblingsfahrzeug, einem alten Opel Kadett, gab es deren sogar 15.
»Was machst
du mit dem Chevy?«
»Habe ich
günstig bekommen, werde das Verdeck reparieren und dann vermieten. Hochzeiten und
so.«
Cäci drückte
bei dem Wort Hochzeiten meinen Oberarm etwas zu heftig. Aber eigentlich hatte sie
recht, die Fahrt zur Kirche mit einem Chevrolet Impala wäre tatsächlich ein guter
Grund zu heiraten. Ich nickte ihr sanft zu. Sie strahlte milde zurück.
»Kann man
den auch jetzt schon leihen?«
»Spinnst
du, wer fährt bei der Kälte offen?«
»Ich meine
für die Fasnet.«
»Ah, mit
deinen Bloosbrothers? Das wäre natürlich die richtige Schüssel für den Umzug, voll
retro. Und da kriegst du alle Musiker rein. Angemeldet ist er, siehst du ja.«
»Wäre das
möglich auf den Gompigen?«
»Möglich
schon, aber ein Huni muss da schon rüberwachsen, und wieder vollgetankt in die Garage.«
»Herrmann,
das hört sich gut an, ich rede mit den Jungs.«
Cäci tippte
sich gegen die zarte Schläfe. Das Tippen war wie eine Inspiration für mich:
»Könnte
ich den Chevy auch gleich haben, mein Daimler springt nicht mehr an. Kompression!«
»Klar, dem
ist es viel zu kalt, im Sommer kein Problem. Aber mit dem Chevy, das macht keinen
Sinn, da erfrierst du ja, wie gesagt, das Verdeck schließt überhaupt nicht. Das
bekommst du auch manuell nicht zu.«
»Macht mir
nichts aus, ich muss ja zurzeit nicht viel fahren. Cäcis Furzgurke läuft ja noch
gut.«
»Damit fährst
duu doch nicht!«
»Ich lasse
mich fahren, ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei.«
»Aber Dani,
das macht wirklich keinen Sinn, du erfrierst. Ich möchte auch nicht, dass es da
reinschneit.«
»Ich stelle
ihn in meine Garage.«
»Nein und
Schluss!«
»Tausend.«
»Wie Tausend?«
»Ein Tausender,
bis du meine Heckflosse wieder fit hast.«
»Im Ernst?«
Herrmann
schlug sofort ein. Nachdem ich mir auch noch das Vorkaufsrecht für den Chevy gesichert
hatte, waren wir beide zufrieden.
»Sag aber
zuerst mal nichts zu Cäci. Komm, lass uns noch zu Susi reinschauen.«
»Oh Lehrer,
denkst du, die merkt das nicht, wenn du nachher nicht in ihrem Karren sitzt und
dafür mit dem Chevy aus dem Hof fährst. Und denke daran, das sind keine Winterreifen.«
»Die Straßen
sind schon wieder frei. Es soll deutlich wärmer werden.«
Herrmann
tippte sich gegen die Stirn:
»Nur zur
Info: Winterreifenpflicht!«
Cäci war
so
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