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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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in jedem Menschen, im Nächsten.
Jetzt liegt er an Händen und Beinen gebunden vor dir auf der alten, fleckigen Matratze
und beschwert sich schon wieder. Demut muss er lernen. Du sollst ihm die Fesseln
abmachen, damit er allein essen kann, er will nicht gefüttert werden. Mit den Bananen
ist er auch nicht mehr zufrieden:
    »Jetzt will
ich mal was anderes, nicht immer Bananen. Vielleicht ein Brötchen? Bitte, lassen
Sie mich doch einfach laufen!«
    Du steckst
ihm großzügig mit einem frischen Zahnstocher ein Nonnenfürzle in den Mund. Auch
ihn scheint das Fettgebackene zu beruhigen.
    Du darfst
jedoch nicht zu sehr auf ihn eingehen, sonst bekommt er Macht über dich. Du musst
ihn und seine Wünsche missachten. Gut, dass er dich nicht sehen konnte, als du ihn
niedergeschlagen hast. Deine düstere Verkleidung hat ihn anfänglich sehr erschreckt.
Die braune Mönchskutte. Und die Krönung der gruseligen Verhüllung ist die Kapuze,
in die du zwei Augenschlitze geschnitten hast, um sie ganz über den Kopf ziehen
zu können. Wie aus einem dunklen, warmen Beobachtungsraum kannst du alles sehen,
ohne erkannt zu werden.
    Aber die
Angst in seinen Augen war schnell gewichen. Er redet ständig von einem Deal: ihn
laufen lassen, er würde dafür keinem Menschen etwas von dem, was er gesehen hatte,
verraten. Du standest lange, schweigend vor ihm, um Panik in seinen Augen zu erzeugen,
aber er meinte nur, dass du die alberne Kapuze abnehmen sollst, da es bestimmt warm
darunter sei, und er würde seinen Gegner gern von Angesicht zu Angesicht kennenlernen.
Mut ist ihm nicht fremd. Aber er ist auch dumm. Er hat das Handy erwähnt:
    »Hören Sie
mal her, Sie haben sowieso keine Chance damit durchzukommen, ich habe den ganzen
Weg hierher mit meinem Handy gefilmt. Es liegt in einem Versteck. Wenn Sie mich
gehen lassen, lösche ich die Aufnahme. Ansonsten findet jemand das Handy, das kann
ja geortet werden, und dann sind Sie geliefert.«
    Du hast
dir deinen Schrecken zunächst nicht anmerken lassen. Hat er nur geblufft oder ist
auf dem Handy tatsächlich der Weg zu deinem Keller aufgezeichnet? Wenn ja, dann
musst du es bald zurückholen. Dafür brauchst du aber Informationen über das Mädchen.
    »Dein Handy
ist nicht versteckt.«
    »Das können
Sie gar nicht wissen.«
    »Doch, ich
weiß sogar, wo es im Augenblick ist, auf jeden Fall nicht im Keller. Ein rothaariges,
hübsches Mädchen hat es mitgenommen. Sie ist dir gefolgt.«
    »Sabine?«
    »Wie weiter?«
    »Sage ich
nicht, lassen Sie mich frei!«
    »Du hast
hier keine Forderungen zu stellen, den Namen des Mädchens bekomme ich auch so heraus.
Wenn du hier lebendig heraus willst, ist es jedoch besser, ihn gleich zu nennen.«
    Du hast
dann lange, es waren bestimmt mehr als fünf Minuten, schweigend vor ihm gestanden.
Du hast kräftig geschwitzt unter der Kapuze, aber der Erfolg gab dir recht. Endlich
nannte er dir Name und Adresse des Mädchens. Auch die Information, dass sie am Gompigen
abends zum Sauschwanzessen in den Bohnenstengel nach Saulgau gehen würde, war wichtig.
Noch wichtiger war, sie würde als Frosch mit Goldkrone verkleidet in der Szenekneipe
auftauchen. Du erfuhrst von ihm dann auch noch, dass er sie mit einem Prinzenkostüm
hätte überraschen wollen.
    Und plötzlich
weinte er. Er schluchzte verzweifelt auf, aller Mut schien verloren. Jesus am Ölberg,
genau so stellst du dir Jesus am Ölberg vor, als ihm klar war, dass er sterben würde.
Vater, warum hast du mich verlassen?
    Du wolltest
ihn trösten, aber dich hatte auch niemals jemand getröstet, im Gegenteil. Schnell
hast du dich von ihm weggedreht. Er durfte keine Macht über dich gewinnen.
    Das würde
eine Überraschung für diese Sabine sein, wenn du in seinem Kostüm im Bohnenstengel
auftauchen würdest. Eine richtige Überraschung. Eigentlich magst du den Fasching
nicht, aber jetzt kommt alles ganz gelegen. Du kannst in dieser Zeit unerkannt agieren.
    Damals warst
du auch zu schwach, du hättest dich gleich wehren müssen, als er dich gedemütigt
hatte. Öffentlich gedemütigt. Aber die Revanche war dir gelungen, nur würde sie
keiner begreifen. Nur du kannst es wissen. Du bist ganz allein, wie unter der Kapuze.
Keiner erkennt dich, keiner weiß, worum es geht. Und du hast die Genugtuung. Nur
für dich allein.
    Gestern
hast du sie überrascht mit dem einzigartigen Objekt, von der Orgelempore aus konntest
du sie genau beobachten. Die Schüler, wie sie dein Kunstwerk bestaunt hatten. Das
Gesamtarrangement – man

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