Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
fasziniert von Tattuten und den blumigen Beschreibungen Herrmanns, wie man den
Chevy als Hochzeitsfahrzeug schmücken könnte, dass ich mich genötigt sah, allein
Susi Hallo zu sagen.
Susi stand
gerade am Küchentisch, über etwas Grünes gebeugt und zerhackte es mit einem großen
Messer. Sie erschrak, als sie mich sah.
»Hei, Dani,
was machst duuu hier? Sonst schaust du nie rein. Mann, melde dich doch an,
ich seh ja fürchterlich aus!«
Das stimmte
nicht.
Verlegen
wischte sie die linke, grün besprenkelte Hand an der ehemals weißen Schürze ab,
nervös zog sie die Vorderfront der Küchenarbeitskleidung etwas hoch. Susi trug eine
verwaschene Bluejeans, die ihr sichtlich zu eng war, unter der Schürze ein ebenfalls
weißes T-Shirt. Barfüßig stand sie in schwarzen Ledercloqs mit Holzsohle. Ihre Kleidung
schien ihr peinlich, sie schaute entschuldigend an sich herunter:
»Tut mir
leid, ich sehe ja aus wie eine Küchenhilfe.«
»Das ist
doch egal. Und wie geht es so? Wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen. Drei
Kinder, das sieht man dir gar nicht an.«
»Zwei! Danke
für das Kompliment!«
Verlegen
wischte sie noch einmal die Linke an der Schürze ab und schüttelte ihr rotes Haar.
Sie hob fragend den Kopf und studierte mich kurz von oben bis unten:
»Gehst du
heute noch auf die Fasnet, Dani?«
Mit dem
riesigen Messer fuhr sie aus sicherer Distanz eine Linie von meinem Kopf bis zu
den Schuhen nach.
Ȁh nein,
warum?«
»Die Klamotten,
die komischen, könnten glatt von deinem Vater stammen!«
Sie kicherte
unsicher, hob die Hand mit dem Messer vor den Mund. Das Grün ihrer Augen leuchtete.
Dass Frauen
immer so verklausulieren müssen. Susi könnte doch einfach sagen: Das steht dir gut.
»Du siehst
auch toll aus, die Jeans ähm und die Schürze ähm und die schönen Schuhe ähm, halt
alles.«
»Schwätz
doch kein so ein Zeugs! Und sonst?«
»Okay!«
»Bei dir?«
»Auch okay.«
»Und Cäci?«
»Auch okay.«
»Mhh, gut.«
»Mhh.«
»Erinnerst
du dich noch?«
»An was?«
»Baggersee.«
»Mhh.«
»Mit deiner
Harley… Hast du die noch? Voll die Gudvaibraischns damals. Na, heute könnte ich
mir das nicht mehr leisten.«
»Was?«
»Alles,
so in den Tag hinein zu leben. Die Langeweile genießen. Party am Baggersee. Weißt
du mit den Kindern, das verändert viel.«
Ich sah
das anders, sah es aber nicht als meine Aufgabe, sie gerade hier und jetzt vom Gegenteil
zu überzeugen. Außerdem war ich überrascht, wie schnell das Gespräch diese Richtung
genommen hatte, ohne dass ich es wollte.
»Du sagst
gar nichts. Zwei Kinder, das macht nicht attraktiver. Immer nur Haushalt, Kinder,
Werkstatt. Man hat das Gefühl, das Leben würde an einem vorbeilaufen.«
»Was soll
der Schwachsinn? Du siehst super aus, hast süße Kinder, einen tollen Mann und vor
allem einen Chevy Impala im Stall. Und das Leben läuft an mir genauso vorbei, vielleicht
ein bisschen anders als bei dir.«
»Ach, Dani,
du bist immer noch der Gleiche!«
Lachend
kam sie auf mich zu, umarmte mich herzlich, klopfte mir auf den Rücken und drückte
kurz ihre Wange gegen meine. Wobei sie ganz besonders darauf achtete, mich mit dem
Messer nicht zu verletzen.
»Hallo,
Susi, ich glaube, der Kleine hat Hunger. Du anscheinend auch. Schneid dir am besten
gleich eine ordentliche Portion von ihm ab!«
Cäci ließ
das arme Kind mitten in der Küche stehen, drehte auf den Absätzen um und stampfte
aus der warmen Küche hinaus.
»Hei, Cäci,
das ist nicht, wie es aussieht!«
»Schau,
wie du nach Hause kommst, mit mir auf jeden Fall nicht!«
Entgeistert
schaute ich der Davonstampfenden nach.
23
Kellerwahn
Gott, mein
Trost und mein Vertrauen,
Muss ich
manchen Schmerz empfinden,
fühl’ ich
oft, wie schwer es sei,
sich durch
Leiden durchzuwinden,
weiß ich
doch, mein Gott ist treu.
Jede Last
hilfst du mir tragen,
und ich
sollte trostlos zagen?
Deiner Führung
folg’ ich still;
wie du willst,
nicht wie ich will.
Bin ich
niedrig hier auf Erden,
trifft mich
unverdienter Hohn,
hoff’ ich
doch erhöht zu werden,
Ewiger,
vor deinem Thron.
Mögen denn
mich Menschen hassen,
du, du wirst
mich nicht verlassen.
Deiner Führung
folg’ ich still;
wie du willst,
nicht wie ich will.
Nach Elisabeth
Eleonore v. Sachsen-Meiningen
(1658 – 1729)
Du hast keinen Fehler gemacht. Ihn
leben zu lassen, war richtig, obwohl du dir nicht mehr ganz sicher bist, ob er wirklich
Jesus ist. Er nörgelt viel zu viel. Trotzdem, Jesus ist
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