Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
standen mittlerweile
eingezwängt an unserem dunklen, hölzernen Bistrotischchen, auf dem kein Salzstängelchen
mehr Platz hatte, da mittlerweile sieben Teller mit mehr oder weniger gut abgenagten
Sauschwänzen darauf standen.
Um mich
vom Ekelanblick abzulenken, schickte ich meine Blicke immer wieder zu Fröschchen
Sabine, die mit ihrer stetig anwachsenden Schülergruppe direkt am Ecktisch unter
dem Fernseher saß. Sie hatte sich so gesetzt, dass sie genau in einer Blicklücke
saß. Immer wieder suchte sie den Augenkontakt und prostete mir mit einem Bier zu.
Ich erwiderte, höflichkeitshalber. Cäci konnte von ihrem Platz neben Deo nicht sehen,
wem ich da zuprostete, schien aber einen Verdacht zu haben. Daher rückte sie immer
näher an eine Person, die sich unaufgefordert zu uns gesellt hatte und die ich noch
nie in meinem Leben gesehen hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie als Indianer
verkleidet war. Das Indianerchen war von eher schmächtiger Statur, hatte aber einen
umso prächtigeren, bunten Federkopfschmuck, der Cäci immer wieder im Gesicht kitzelte.
Das Auffälligste am Indianerchen war aber, dass es bar jeglicher Kleidung im Oberkörperbereich
war. Dort war es lediglich mit brauner Farbe und aufgemalten Narben geschmückt.
Sehr authentisch. Seine vermutlich dürren Käferbeinchen steckten in Lederjeans mit
Fransen. Je länger ich das Indianerchen betrachtete, umso sicherer war ich mir,
das possierliche Kerlchen schon einmal gesehen zu haben. Und als ich die Worte ›Na,
a Sauschwanzerl, dös mog i net, a Weißwuascht wöa mia liaba‹ hörte, da war es mir
klar. Das Zwetschgenmännchen aus dem Kloster war das Indianerchen. Meinen Blick
missverstehend, rief mir Cäci über den Tisch erfreut zu:
»Hast du
ihn erkannt? Theo ist auch da! Er ist ein Indianer, sieht klasse aus!«
Sie fasste
ihm dabei an eines seiner Zwetschgenmännchenoberärmchen, das mit einem mit Glasperlen
verzierten Band aus Sackstoff verziert war. Sehr authentisch.
Ich nickte
Theodor freundlich über das Tischchen hinweg zu:
»Howgh,
Bruder Rothaut, tolle Verkleidung, nicht ein bisschen kalt … für draußen?«
»Nein, da
hab ich meinen Mantel dabei!«
Der Tapfere
zeigte auf eine Stuhllehne, über die ein fescher Lodenmantel drappiert war.
»Weichei.«
»Wie bitte?«
»Gleich
zwei?«
»Nein, einer
reicht, so kalt ist es nicht!«
Deo, das
Indianerchen und Cäci verstanden sich umgekehrt proportional zum Pegelstand der
Biergläser immer besser. Ich kam mir ein bisschen wie ein buckliger, aidskranker
Aussätziger vor, dessen Mutter in der Schwangerschaft einer zu hohen Strahlendosis
ausgesetzt war.
Häufiger
denn je suchte das Fröschchen den Blickkontakt, sie hatte die Lage an unserem Tisch
vermutlich trefflich analysiert. Wieder erhob sie das Trinkgefäß mit der bernsteinfarbenen,
weißschäumenden Flüssigkeit und streckte es symbolisch in meine Richtung, ihr Glas
schien nie leer zu werden. Auffordernd nickte sie mir zu und blickte auf den temporär
leeren Platz neben sich.
»Ich geh
mal aufs Klo.«
»Na dann
viel Spaß! Bis in einer Stunde wieder!«
Cäci deutete
auf die Wand von bunten Leibern.
Als ich
mich zum nahen Tisch, der unter dem Fernsehgerät stand, durchgezwängt hatte, war
der Platz neben dem Fröschchen immer noch leer.
Die Grüne
mit dem Krönchen war nicht mehr ganz nüchtern, klopfte forsch auf den leeren Stuhl
und war dann recht anlehnungsbedürftig.
»Ihre Frau
sieht aber toll aus!«
»Stimmt.«
»Wie alt
ist die denn?«
»Ungefähr
fast 30.«
»Die sieht
ja noch voll jung aus!«
»Sie lebt
auch gesund.«
»Das ist
doch gar nicht Ihre Frau! Sie sind ja gar nicht verheiratet.«
»Stimmt.«
»Wer ist
der Indianer neben Ihrer Frau, äh Freundin? Der sieht gut aus!«
»Kenne ich
nicht. Und so gut sieht der auch nicht aus.«
»Der baggert
aber kräftig an Ihrer Frau, sorry Freundin rum. Ein bisschen klein, aber tolle Figur!«
»Wer?«
»Der Indianer.«
»Sehe ich
nicht … von hier. Aber so toll ist die Figur auch nicht.«
»Er kann
sich’s aber leisten, oben ohne rumzulaufen!«
»Dafür muss
er aufpassen, dass er nicht durch einen Gullyrost fällt.«
»Schauen
Sie mal, Herr Bönle, der flirtet ja richtig mit Ihrer Partnerin. Fasnet eben, da
ist das normal, oder?«
Das Fröschchen
zog meinen Kopf zu seiner Brust her, damit ich das putzige Indianerchen besser sehen
konnte, wie es gerade wild gestikulierend auf Cäci einlaberte. Vermutlich erzählte
es von dem Massaker an den
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