Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
hellgrüne
Täschchen des schwachen Fröschchens, drückte mich mit unglaublicher Gewalt gegen
die Toilettenwand und wollte mit der Handtasche durch die Tür entfliehen. Reaktionsschnell
stemmte ich ein Bein gegen die alte Tür, die Nonne zwängte sich fast mühelos durch
den kleiner werdenden Spalt und floh die Treppe nach unten in den Biergarten. Der
umsichtige Wirt öffnete diese ansonsten im Winter verschlossene Tür zum Biergarten
für solche Festivitäten gern: Lieber verkotzen die mir den Garten als die Klos!
Ich stützte
das taumelnde, sichtlich derangierte und geschockte Fröschchen. Das Krönchen hing
traurig an einem Gummizug auf der Brust.
»Meine Tasche!
Die Kuh hat meine Tasche geklaut!«
»Schnell
aus dem Weg!«
Ich versuchte,
mich an der Schimpfenden und den Schminkenden vorbeizuzwängen, um die Verfolgung
aufzunehmen. Meine unglückliche Schülerin hielt mich jedoch fest und rief:
»Tun Sie
doch was, Herr Bönle! Oh mein Gott, mein Handy, mein Geld, das ganze Schminkzeug,
oh je und Herr Finsterles Handy auch!«
Ich riss
mich los, die Tür auf und stürmte hinter der Flucht-Nonne her und prallte unverhofft
mit ihr zusammen. Die froschgrüne Handtasche war am äußeren Türknauf mit ihren stabilen
Kunststoffhenkeln bei der Flucht hängen geblieben. Und nun wollte sie die Nonne
mit aller Gewalt wieder haben. Ich entwand sie ihr ruckartig und holte gleichzeitig
mit meinem rechten Fuß mächtig aus und traf die Nonne, die eine Treppenstufe unter
mir stand, mit meinem Schuh direkt in den Bauch. Sie strauchelte rückwärts, sprang
erstaunlich behänd wieder auf und floh durch den Biergarten zur Straße hin. Auf
dem Erbrochenen der beiden Kastanienfreunde rutschte sie aus. Ich versuchte, die
Chance zu nutzen. Vergeblich, die Nonne rappelte sich sofort wieder auf und spurtete
zum Metallzaun, der im Sommer als Biergarteneingang geöffnet war. Mit einem eleganten
Sprung war sie darüber und verschwand in Richtung Bahnhof. Am Zaun hing ein kleiner
Fetzen ihres Gewandes. Ich nahm ihn mit. Beweismaterial, quasi.
In der Toilette
überreichte ich meiner zarten Schülerin als Trophäe das Handtäschchen.
»Danke,
Herr Bönle, meine Tasche, ohh, Sie sind so toll.«
Das wusste
ich.
Sabine krustelte
hektisch in der grünen Tasche herum. Es klapperte erfolgreich. Sie strahlte über
ihr ganzes Froschgesicht:
»Ohh, Gott
sei Dank, die Handys. Die verdammte Nonne, die tickt wohl nicht richtig! Vielen
Dank, Herr Bönle, es fehlt nichts!«
Weitere
Damen drängten zur Toilette, sie störten sich nicht an meiner Präsenz. An Fasnet
war in Oberschwaben das antiquierte Gebot geschlechtsspezifischer Nutzung der Entleerungsorte
aufgehoben. Eine der enthemmten Hereindrängenden, meine Präsenz gänzlich missverstehend,
war sogar so keck, mich in den Hintern zu kneifen: Knackarsch. Ich wusste, dass
mein Overall sehr gut saß.
»Ohh, Herr
Bööönle, nochmals danke! Mein Gott war die aggressiv, die hatte Kraft wie ein Bär!
Wissen Sie, was die wollte? Das glauben Sie nicht!«
»Nein, was?«
Ich schob
die Anlehnungsbedürftige etwas von mir weg, immerhin war das meine Stammkneipe,
immerhin war das eine Damentoilette, immerhin war das eine Schülerin, immerhin war
meine rechte Hand verdächtig nahe am Gesäß des Fröschchens, immerhin saß Cäci da
draußen. Das Fröschchen, nett und attraktiv, aber für mich gibt es nur die Eine.
»Die wollte
das Handy vom Finsterle. Sonst würde etwas passieren, wenn ich es nicht rausrücken
würde. Die Nonne wusste, dass ich sein Handy habe. Das gibt’s doch nicht!«
»Was wollte
die? Das Handy? War das eine Frau?«
»Ich glaube
schon, obwohl, wenn Sie so fragen. Ich kann es nicht sagen! Auf jeden Fall voll
aggressiv und kräftig.«
»Und die
wollte das Handy vom Referendar, das er gestern im Kloster vergessen hatte?«
»Ja, ich
versteh das nicht, das ist echt verwirrend!«
»Woher wusste
die Nonne, dass du das Handy hast?«
»Das kann
kein Mensch wissen, das hat der Herr Finsterle im Keller vergessen. Der wollte doch
Wein besorgen, Party machen und so, aber der hat sich bestimmt selbst im Keller
besoffen.«
»Bestimmt,
das traue ich dem auch zu. Referendare haben noch kein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl,
das kommt erst später.«
»Ja, was
will aber die Nonne mit dem Handy, die hat mich hier ins Eck gedrückt und gesagt,
sie weiß, dass ich das Handy vom Herr Finsterle hätte, und das sei kein Spaß, ich
soll es sofort herausrücken, sonst würde er mich in der
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