Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
können, denkt ihr nur an Party.«
»Ohhh, da
Dani steckt in Emittlunga. Oh, gestan sah aba eha aus, als ob du in pudalnackata
Emittlarin stecka wüdast!«
Auch Cäci
fand diesen Scherz unangebracht. Die heitere Stimmung schien kurzfristig flüchtig.
Doch Cäci rettete sie, sie holte ein Luftschlangenröllchen aus ihrer Handtasche
und blies mir das spiralige zweifarbige Papier mitten ins Gesicht:
»Doraus,
detnaus!«
Ich murmelte
missmutig:
»Bei der
alten Linde naus.«
Diesen ursaulgauer
Narren-Schlachtruf würde man nun tagelang an jeder Ecke und in jeder Kneipe hören.
»Schau,
wie der Stengel schön hergerichtet ist!«
Cäci, empathisch
für Design und Schmuck, zudem wie alle Psychologinnen harmoniehungrig, deutete mit
einer fahrigen Geste durch die Kneipe.
Der Bohnenstengel,
der trotz der bei Schülern, Lehrern und der gesamten Bevölkerung gleichsam beliebten
Rechtschreibreform immer noch nicht Bohnenstängel hieß, war närrisch geschmückt.
Bunte Girlanden hingen quer durch den dunklen Raum, mehrfarbige Fasnetsluftschlangen
hingen spiralig bunt von den Ecken der Bilder und den alten emaillierten Werbetafeln.
Mein Blick wanderte kurz zur Deko, auf die Cäcis umfassende Geste hinwies, visierte
jedoch über dem Tresen auf dem Regal die Spirituosenbestände und suchte das vertraute
Label mit der blauen Schrift. Lochnagar, an Fasnet durfte das auch mal sein. Ich
zeigte auf die Flasche und nickte Christof zu, der heute aushilfsweise bediente.
»Mein Gott,
halt dich doch ein bisschen zurück, denk an das Kind!«
Cäci mimte
die Entsetzte, ich blickte sie verständnislos an.
»So wie
du seit Tagen tust, könnte man gerade meinen, du seist schwanger und nicht ich.
Und heute Morgen, das alberne Getue, dir sei übel und du würdest nicht zur Schülerbefreiung
gehen. Und jetzt ein Whisky, das schädigt dein Kind, oh sorry, deinen Sohn.«
Ich wusste
nicht, wer lauter lachte, Deo oder Cäci.
Deo war
der Einzige, der von unserer Schwangerschaft wusste. In einer Art Beichte hatte
Cäci es ihm gestern noch anvertraut. Er wurde sehr ernst und hatte uns inniglich
umarmt und etwas von Gottasgeschenk gesagt. Ich sah das etwas anders. Er wurde aber
noch ernster und meinte, Ehaschließung und Trauung vor de Altaa seien nun unsere
nächsten Schritte als verantwortliche Christenmenschen. Er hielt mir dann noch eine
kleine Standpredigt wegen Leba in Sünda. Das gleiche Thema hatte er nun wieder aufgewärmt.
Für mich war es kein Fasnetsthema. Vermutlich steckte Cäci dahinter. Mit seinem
mächtigen Zeigefinger fuchtelte mir mein schwarzer Freund mit ernstem Gesicht vor
meiner Nase herum:
»Wer da
Freuda von da Lieba genießa will, muss auch, voa allem wenn da Lieba Fruchta trägt,
eina Veantwoatung traga.«
Ich erinnerte
ihn daraufhin an den herrlichen Abend im Kloster und an die dralle Monika Magen,
mit der Deo seine Freude gehabt hatte. Er wurde nicht rot, nur etwas schwärzer:
»Das wa
doch nuaa Lebensfreuda und hatta nix zu tua mit Earotik!«
»Natürlich
hat das nichts mit Rhetorik zu tun.«
»Oh, ich
meina Earoootik.«
»Ahh, du
meinst Sex? Wollust? Die Moni gefällt dir doch, gib’s zu, alter Massai.«
»Daani,
ich meina, das gehta jetzt aba a bissale zu weit. Ich waa in eina heitara Stimmung
ond de Fräulein Maga wa ebenfalls in heitara Stimmung.«
»Ja, und
dann hast du ganz heiter den Wurstkorb leer gegessen. Was denkst du, was ihr Meister
sagt, wenn die ganze Deko weggegessen ist?«
»Lass das
Dani, mach Deo doch kein schlechtes Gewissen, die Hälfte hast sowieso du verschlungen!«,
intervenierte Cäci angriffslustig.
Ich winkte
ab und grinste sie frech an:
»Lieber
Wurstgelüste als fleischliche Gelüste.«
Cäci schaute
streng über den Tisch, ein V bildete sich über ihrer Nasenwurzel:
»Gestern
bin ich nur gegangen, weil das in der Küche mit Susi missverständlich war. Sie hat
ja noch angerufen und alles geklärt.«
Vorsichtshalber
schob ich nach:
»Heute gibt
es nur dich! Außerdem bist du nicht gegangen, du hast mich da sitzen lassen. Gott
sei Dank war der Chevy angemeldet, sonst säße ich jetzt noch bei Susi fest. Das
wäre dir doch auch nicht recht? Und jetzt lasst uns feiern!«
Als Zeichen
der Versöhnung erhob ich mein Glas und zur Wiederherstellung der partnerschaftlichen
Harmonie ästimierte ich Cäcis Fasnets-Outfit mit einem anerkennenden Blick und einem
wohlgefälligen Nicken:
»Du bist
und bleibst die Schönste für mich!«
»Schleimer!«
Trotz alledem
genehmigte ich mir
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