Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Tanzen, ich will tanzen und nicht Stress, Stress, Stress!«
»Das ist
doch Routine.«
»Schon,
aber wenn einem dann noch Laien ins Handwerk pfuschen und ich von meinem Chef hören
muss, der Bönle ist mit den Ermittlungen als Laie genauso weit wie Sie.«
»Wer?«
»Ist egal,
kennst du nicht, ein Widerling, nicht so wie du! Einer, der seine Nase überall reinstecken
muss! Hei, ich möchte jetzt nicht über den Fall reden, ich möchte Fasnet feiern
und mich betrinken.«
Engste Tanzposition,
dann wieder Distanz, eins, zwei Wiegeschritt, eins, zwei …
She said, there is no reason
And the truth is plain to see.
But I wandered through my playing cards
And they would not let her be
One of sixteen vestal virgins
Who were leaving for the coast
And although my eyes were open wide
They might have just as well been closed.
»Du tanzt
sehr gut.«
»Mhh.«
»Wollen
wir uns nach dem Lied setzen und was trinken?«
»Hat dein
Partner nichts dagegen, eine Frau wie du ist ganz bestimmt nicht allein hier?«
»Hast du
eine Ahnung, Frauen wie ich sind ständig Single, zum Kotzen!«
»Das verstehe
ich nicht.«
»Was meinst
du, wer hier die Einzige ist, die schon den ganzen Abend allein tanzt?«
Ich hatte
aufrichtiges Mitleid mit ihr.
»An Frauen
wie mich traut sich doch keiner ran. Du bist der Erste.«
»Heute Abend?
Ach was! Das glaube ich nicht.«
Fest drückte
sie ihre rechte Hand in meinen verlängerten Rücken.
She said, I’m here on a shore leave,
Though we were miles at sea.
I pointed out this detail
And forced her to agree,
Saying, You must be the mermaid
Who took King Neptune for a ride.
And she smiled at me so sweetly
That my anger straightway died.
»Sag mir
deinen Namen, zeig mir dein Gesicht, schöner, fremder Maskenmann!«
Ihre Hand
löste sich von meinem Rücken und zupfte auffordernd an der Maske. Ich griff ihre
Hand, löste mich zart aus der schweißtreibenden Stehbluesposition und begleitete
sie Seit an Seit staksend, mit fast barocken Tanzschritten an den schwitzenden Piraten
und Putzfrauen vorbei. Die Musik hatte Östrogene und Testosterone gelockert und
gelöst, der Raum war von prickelnder Saulgauer Fasnetserotik geschwängert.
If music be the food of love
Then laughter is it’s queen
And likewise if behind is in front
Then dirt in truth is clean
My mouth by then like cardboard
Seemed to slip straight through my head
So we crash-dived straightway quickly
And attacked the ocean bed.
Und nochmals
versuchte sie es mit Schmollmündchen:
»Komm, dein
Name, zeig mir dein Gesicht, dann zeig ich dir auch was.«
»Was?«
»Das sag
ich dir nicht.«
»Ah.«
»Du bist
doch auch nur so ein Weichei, Mutti wartet zu Hause, und das Bübchen traut sich
nicht!«
Der Refrain
des Romantik-Rocks animierte die besäuselte Beamtin, mir ihre kühlen, festen Lippen
auf den Hals zu legen. Ich gewährte ihr diese entspannte Kopfposition, sie war bestimmt
erschöpft. Das Saugen an meinem Hals hielt ich sekundenlang für eine Sinnestäuschung.
Als ich reagierte, war es schon zu spät.
»Hihihihi,
so jetzt hast du einen Knutschfleck, hihihi.«
And so it was that later
As the miller told his tale
That her face, at first just ghostly,
Turned a whiter shade of pale.
37
Wahrheit
Wach auf
aus deinem Sündenschlaf!
Wach auf
aus deinem Sündenschlaf!
Wach auf,
es ruft dein Gott!
Der Hirte
sucht sein irrend Schaf;
Ihn jammert
deine Not.
Kehr’ um,
du Wand’rer, müd und schwach!
Kehr’ um,
nicht länger säum’!
Dein Heiland
blickt dir weinend nach,
der Geist
spricht sanft: Komm heim!
Philipp
W. Bickel (1829 – 1914)
Wie ich nach Hause gekommen war,
wusste ich nicht mehr. Nach Procol Harum war auf dem schönen Hausball der Polizei
die eigentliche Romantikrunde angesagt. Wir überließen die Tanzfläche den Putzfrauen
und ihren Anhängseln. Immer wieder wollte die angetüddelte Beamtin mein Gesicht
sehen. Wir einigten uns darauf, kein Gesicht, dafür immer wieder Stehblues. Während
der romantischen Tanzdarbietungen erfuhr ich von der Anhänglichen alles, was ich
über den Fall wissen musste, die Leitende Beamtin der Soko Hautlos erteilte mir
bereitwillig Auskunft.
Und nun
stand ich völlig verkatert vor dem Spiegel und war ratlos und schuldlos – an dem
Knutschfleck, ich fühlte mich missbraucht und elend. Er war von obszön dunkler Färbung,
und weil sich die Saugende in der verhängnisvollen Sekunde mächtig angestrengt hatte
und meine Lippenstiftallergie das
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