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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Situation erforderte es, ich musste
wehrhaft bleiben. Die Chief musste in Reichweite bleiben. Aus dem Munitionsschränkchen
nahm ich die Patronen.
    Das Smith&Wesson
Modell 60 – Special Chief ist meine Lieblingswaffe, da sie so klein und handlich
ist. Als Kind schon hatte mein Vater mir auf der Jagd gezeigt, wie man mit Waffen
umgeht. Gern hatte ich mit dem Revolver erfolgreich auf Eichhörnchen geschossen.
Heute sehe ich es ein bisschen differenzierter. Auch ein Eichhörnchen, und sei es
noch so begrenzt in seinem Sein, hat ein Anrecht auf Leben.
    Trotzdem
eine herrliche, leichte Waffe, gerade mal 570 Gramm bringt sie auf die Waage. Kühl
lag der Zwei-Zoll-Revolver in hochglänzender Stainless-Ausführung mit dem geriffelten
Holzgriff in meiner Hand. Die Gesamtlänge sind kurze 163 Millimeter bei einer Lauflänge
von gerade einmal 47 Millimeter, das nennt man kompakt. In die Trommel führte ich
vorsichtig fünf Patronen mit dem Kaliber 38 Special ein.
    Plötzlich
hörte ich hinter mir das helle Lachen meiner Mutter. Ich drehte mich um und starrte
in die toten Augen der bleichen, traurigen venezianischen Maske. Sie hing seit über
15 Jahren hier. Meine Mutter hatte sie zu jedem Hausball getragen, wieder hörte
ich ihr helles Lachen. Tränen stiegen mir in die Augen. Die Zugluft im Keller.
    Aber die
Maske und meine Mutter hatten mir etwas gesagt.
    Und so stieg
ich eine halbe Stunde später in meinem Fantasie-Kostüm mit dem schwarzen Umhang,
dem rotglänzenden, engen Hosenanzug und der weißen venezianischen Maske und dem
Revolver unter der Achsel in das V8-Monster ohne Verdeck und fuhr auf den Hausball
der Polizisten nach Bad Saulgau.
     
    Die Fahrt in den Rosenmontag war
im offenen Chevrolet angenehm kühl und machte mich nüchterner.
    »Guten Abend,
Schorschi.«
    »Eher guten
Morgen!«
    Schorschi
hatte Dienst und mit Sicherheit die Aufgabe, nicht jeden hereinzulassen. Er stutzte
kurz, vertiefte sich aber sofort wieder in die ›Bild der Frau‹, einen späten Kollegen
unter der Maskerade wähnend.
    Ich musste
nur dem Lärm nachgehen. Schien eine Retrofete zu sein. Es lief gerade Suzi Quattro
mit Can the Can. Als ich die Tür zum Saal öffnete, war ich doch erstaunt über die
Festlaune der sonst so biederen Beamten. Der Raum war vorbildlich geschmückt mit
Luftballons der Polizeigewerkschaft. Blau-silberne Luftschlangen rundeten das wohlgefällige
Arrangement ab. An Tischen saßen heitere Beamtinnen und Beamte mit ihren heiteren
und närrischen Partnern, Freunden und Verwandten. Die Tanzfläche war voll. 80 Prozent
der Beamten waren als Piraten verkleidet, 20 Prozent als Cowboys. 80 Prozent der
Beamtinnen waren als Putzweiber verkleidet, 19 Prozent als Katze. Nur eine stach
heraus, ich sah sie sofort. Sie war als Polizistin verkleidet – aber als was für
eine!
    Schwarze
Lackstiefel, gelber Minirock, der durch einen vielschichtigen, blätterteigartigen
Rüschen-Petticoat weit nach außen getragen wurde. Eine hautenge weiße Bluse mit
amerikanischer Polizeimarke. Auf der blonden Mähne eine schwarze Ledermütze, wie
sie eigentlich nur von Lederschwulen getragen wurde. Ich musste trocken schlucken.
    Glücklicherweise
gab es unterschiedlichste Sorten von Erfrischungsgetränken. Ich bediente mich, schien
alles umsonst zu sein. Vater Staat.
    Die Blonde
tanzte ein schönes Solo, nicht mehr ganz trittsicher, aber schon beeindruckend.
Da die meisten der Beamten ihre Gattinnen, die als Putzfrauen verkleidet waren,
dabei hatten, waren diese selbst in ihren voyeuristischen Bestrebungen stark eingeschränkt.
Ich stellte mich so, dass das Gelbröckchen mich am improvisierten Tresen sehen musste.
Als sie bemerkte, dass ich sie durch meine Maske beobachtete, wurde ihr Tanz noch
femininer, ausdrucksstärker, expressiver quasi. Immer wieder versuchte sie, den
Blickkontakt zu mir herzustellen. Mit dem rotglänzenden Dress, dem rotglitzernden
Strampelanzug war ich natürlich für die Damen der Hingucker. Ich machte,
da das Tanzen, vor allem der freie Ausdruckstanz, mir nicht besonders schwerfiel,
ein paar elegante Quickstepschritte zu T. Tex, Metal Guru auf die Attraktive zu.
Forsch wandte sie sich ab, tanzte ein paar hüftlastige, schwingende Schritte von
mir weg. Ich parierte mit meiner Hüfte, legte sie im Elvis-Stil etwas tiefer, ließ
sie mit einem Schuss Frivolität behänd kreisen und verfolgte sie im Samba-Wiegeschritt.
Sie stoppte abrupt, zu abrupt, nur mit einem raffinierten Sidestep konnte ich die
Kollision meines

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