Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Geständnis.
Ade!«
»Hat er
den Mord gestanden, der schwarze Teufel?«
Immer noch
sehr nachdenklich studierte mich die Blonde, sie murmelte eher monologisch:
»Wehe!«
Dann schüttelte
sie langsam ihren Kopf, wollte etwas sagen, überlegte es sich jedoch anders. Ich
forderte sie zum dialogischen Zweikampf heraus:
»Was ist
denn auf einmal mit Ihnen, Sie wirken so nachdenklich, trotzdem leicht verkrampft,
Frau Kommissarin?«
»Herr Bönle,
halten Sie sich zurück, Herr Ngumbu hat Ihnen mal wieder aus der Patsche geholfen.
Er hat gesagt, dass er die Sache mit dem Kloster, halt diese dumme Nackt … äh …
dingens, herumgetratscht hat. Ist alles okay, Herr Bönle, danke. Sie können gehen.
Am besten gleich ins Kloster, die Schwester Barbara wartet sicher auf eine Entschuldigung.«
Ich stand
auf und verspürte in meinem Oberschenkel einen pieksenden Schmerz. Ich erinnerte
mich:
Ȁh, das
habe ich auf der Empore gefunden, den Zahnstocher, da lag auch ein zertretenes Nonnenfürzle.
Vielleicht hat das ja mit der Sache zu tun.«
Ich überreichte
ihr den eingewickelten Zahnstocher.
»Ah, vielen
Dank, wir können wenn möglich DNA-Spuren vergleichen. Haben Sie ihr hoffentlich
was Schönes mitgenommen?«
»Wem?«
»Der Schwester
Barbara.«
»Natürlich.«
»Was?«
Sie war
plötzlich angenehm freundlich zu mir. Vermutlich musste sie ihre Gedanken sortieren.
Ich suchte in meiner Aldi-Tüte, um die Antwort auf ihre Frage als Objekt zu demonstrieren.
»Wollen
Sie es wirklich sehen?«, fragte ich gespannt.
Ihre Meinung
war mir wichtig.
Sie nickte.
Ich öffnete den neutralen, länglichen Karton. Die Blonde wich entsetzt zurück:
»Das ist
aber nicht Ihr Ernst?«
39
Abbitte
Aus tiefer
Not
Aus tiefer
Not schrei ich zu Dir,
Herr Gott,
erhör mein Rufen.
Dein gnädig
Ohren kehr zu mir
und meiner
Bitt sie öffen.
Denn so
Du willst das sehen an,
was Sünd
und Unrecht ist getan,
wer kann,
Herr, vor dir bleiben?
Martin Luther
(1483 – 1546)
Schwester Barbara blickte ernst.
Sie saß da wie ein mächtiger schwarzer Kater, der aufmerksam eine Maus beobachtet,
bevor er sie attackiert. Ich musste mich zwingen, nicht immer auf ihren dunklen
Oberlippenbart zu schauen, auch ihre leicht gekräuselten Koteletten waren ein echter
Hingucker. Im sogenannten Sprechzimmer, bewacht von unzähligen Mitschwestern, die
unauffällig, in sehr lockerer Anordnung im Umkreis von fünf Metern von der geschädigten
Barbara entfernt saßen, um im Ernstfall mit ihren Bibeln einzugreifen, schwieg mich
die bärtige Barbara an.
Ȁhm, das
tut mir wirklich sehr, sehr leid, Frau … äh Schwester Barbara, ich weiß nicht, wie
ich es erklären soll, aber, äh … wenn ich es metaphorisch ausdrücken soll … äh,
da ist der Gaul mit mir durch.«
Stille.
Die unauffälligen Mitschwestern blätterten in Büchern. Im Buch der Bücher, Bibel
quasi, weil sie die noch nie gelesen hatten. Schwester Barbara schwieg immer noch.
Psychoterror quasi.
Ȁhm, wenn
Sie mit der Metaphorik nicht klarkommen, ich meine einfach, dass es mir leid tut,
dass ich Sie … äh Ihnen eine ver…, ich meine, Sie niedergestreckt habe. Aber ich
handelte in bester Absicht, ich dachte, Sie wären die, äh, der Gesuchte. Stellen
Sie sich vor, Sie wären es gewesen, dann wären Sie jetzt froh, dass ich Sie gefangen
hätte, dann könnten Sie jetzt unbesorgt im Kloster leben.«
»Das kann
ich auch so, mit Gottes Hilfe. Und Ihre Argumentation ist absurd.«
Ȁh, ja
schon, aber Sie wissen ja selbst, was hier im Kloster vorgefallen ist.«
»Gott wird
den Täter richten!«
»Schon,
aber es wäre ja schön, wenn man den Täter noch zu Zeiten seines irdischen Lebens
dingfest machen könnte.«
»Weder der
Tag noch die Stunde, erst wenn der Hahn zum dritten Mal ruft!«
Ȁh, ja
schon, aber es wäre meines Erachtens nicht ganz ungerecht, wenn der Mensch, der
Menschen tötet und ihnen die Haut abzieht, zu Lebzeiten eine Gerichtsverhandlung
bekäme und äh … nicht erst, wenn eh schon alles den Bach runtergegangen ist.«
»Auch Jesus
am Ölberg wusste, dass die letzte Stunde …«
Allmählich
wurde mir der Dialog mit der von mir niedergerungenen Schwester Barbara zu anstrengend.
Die Kommunikation verlief mir zu unproduktiv, eigentlich wollte ich mich entschuldigen
und erwartete eine Lossprechung meiner Sünde. Sie war ja immerhin Christi Braut,
quasi Frau von Jesus, und da hätte ich im jesuanischen Sinne schon erwartet, dass
sie ganz einfach sagt, ist okay,
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