Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
vereisten Treppen ohne zu stürzen. Mein Kopf war schwer und leer. Der Kühlschrank
bot noch etwas Freude, Trost und Abwechslung in Gestalt kostbarer, kleiner, kühler,
köstlicher Walder Bierchen. Als ich mich in einem Zustand befand, machte ich mich
auf den beschwerlichen Weg in das einsame Schlafgemach. Ich hatte ein schlechtes
Gewissen, fühlte mich wie ein Sünder. Ich musste unbedingt mit Cäci reden.
Dort im
Schlafgemach erwartete mich eine fette Überraschung. Ich traute meinen Augen nicht.
Fett und prall in meinem Schlafgemach.
Vorsichtig
ging ich näher, und dann schlug ich unverhofft zu. Leicht begann er zu schaukeln,
der Boxsack, und mit einer leichten Drehung präsentierte er mir einen Zettel, der
mit einem Tesa-Streifen seitlich befestigt war.
Lieber Dani,
überschüssige
Energien kann man nicht nur mit … ablassen! Du weißt, was ich meine. Auch Nonnen
im Kloster niederzuschlagen, scheint mir nicht der richtige Weg zu sein. Kommissarinnen
nackt in einem Kloster in ein Zimmer zu ziehen, zeugt auch von zu viel Kraft und
Übermut. Die Aktion im Stengel mit der Kröte und dem abschließenden Verprügeln (wieder)
einer Nonne, scheint mir ein Anzeichen von zu viel an Testosteron und zu wenig Hirnschmalz
zu sein. Aber das war ja schon immer dein ›kleines‹ Problem.
Daher dieses
kleine Präsent von mir. Jeden Tag eine Viertelstunde darauf einprügeln. Das ist
echte Therapie.
Ich liebe
dich, Bussi!
Cäci
»Ich liebe dich auch«, murmelte
ich, schlug noch ein paar Mal auf den Boxsack ein, um völlig k.o. in meinem geerbten
Ehebett zusammenzubrechen, nachdem mich das zurückschwingende Boxtrainingsutensil
unkontrolliert am Kopf getroffen hatte. Das Letzte, was ich sah, war Jesus mit einem
leuchtenden roten Herzen, der vom geerbten Bild vorwurfsvoll in das viel zu große
Bett starrte.
Das Klingeln des Telefons riss mich
aus der Bewusstlosigkeit.
Da ich nach
meiner Erbschaft das meiste im Haus in seinem ursprünglichen Zustand gelassen hatte,
besaß ich kein mobiles Telefon mit Festanschluss. Es war der graue Apparat mit der
knochenartig geformten Hör- und Sprecheinrichtung an einem gedrillten Kabel. Zuerst
vernahm ich nur Festgejohle und laute Musik. YMCA! Dann eine leicht angeschickerte
unfreundliche Stimme.
»Ich hab
dich gewarnt, Böönle, ich hab dir gesagt, ich reiß dir den Arsch auf. Vom Rücken
bis zum Kopf und von dort wieder vorn runter bis in den Schritt.«
»Grüß Gott
schön auch, wer spricht denn da?«
»Stell dich
nicht so blöd an, Bönle, ich hab’s dir gesagt, weißt du, was ich hier auf dem Polizei-Hausball
hören muss? Häää? Ob ich tatsächlich mit dem Herrn Bönle nackt im Kloster auf einem
Zimmer gewesen sei. Nackt, auf einem Zimmer! Wissen Sie, was das für meine Karriere
bedeutet?«
»Sie können
gern beim Du bleiben, Frau Kommissarin, das hat etwas Freundschaftliches. Haben
Sie sich heute Abend mit alkoholhaltigen Getränken erfrischt?«
»Böönle,
halt dein dummes Mundwerk, wissen Sie, was hier die Spatzen vom Dach pfeifen? Häää?
Die Kommissarin Krieger hüpft nackt mit dem Bönle im Kloster herum. Nackt im Kloster!
Auf einem Zimmer.«
»Ich habe
das niemandem weitererzählt, welches Interesse hätte ich denn?«
»Interesse,
Interesse, Angeben, pure Angabe, dann können Sie vielleicht eine Kerbe in den Griff
Ihres Colts machen!«
»Das verstehe
ich nicht.«
»So und
jetzt lassen Sie mich einfach hier weiterfeiern.«
»Was feiern
Sie denn?«
»Haus-Fasnet,
Revier-Fasnet. Sie sind morgen um zehn Uhr bei mir hier auf dem Revier, klar? Damit
ich dir den Arsch aufreißen kann, klar?«
»Klar, morgen
um zehn, den Arsch …«
»Halten
Sie Ihren dummen Mund!«
36
Maskenball
In allen
meinen Taten lass ich den Höchsten raten
In allen
meinen Taten
lass ich
den Höchsten raten,
der alles
kann und hat;
er muss
zu allen Dingen,
solls anders
wohl gelingen,
mir selber
geben Rat und Tat.
Nichts ist
es spät und frühe
um alle
meine Mühe,
mein Sorgen
ist umsonst;
er mags
mit meinen Sachen
nach seinem
Willen machen,
ich stells
in seine Vatergunst.
Paul Flemming
(1609 – 1640)
Klick, die Verbindung zur Alkoholisierten
war unterbrochen. Mein Schädel dröhnte, an Einschlafen war nun nicht mehr zu denken.
Ich ließ mir die Worte der Kommissarin durch den Kopf gehen. Eine Kerbe in den Colt
machen. Das war eine gute Idee mit dem Colt. Ich ging in den Keller zum Stahlwaffenschrank
meines Vaters und gab den Geheimcode ein. Die
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