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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Entchen, und
wir — Karl, Klößchen und ich — schieben Sie nach Hause bis in die Garage.
Gebongt?«
    Der einstige Weltstar sah Gaby
an. »Ich glaube, dein Freund meint das wirklich so.«
    »Absolut. Und das zeigt, dass
er Sie mag, Gloria. Außerdem ist er ein gnadenloser Verantwortungsträger.«
    Alle lachten. Gloria klapste
Tim auf die Wange.
    »Danke, Häuptling Tim. Aber die
Mühe lohnt nicht. Ich werde zu Fuß nach Hause gehen. Das verspreche ich.«
    Sie sahen ihr nach, als sie in
die Kunsthandlung trat. Trotz ihrer Jahre hielt sie sich aufrecht und ihre
Bewegungen waren geschmeidig.
    »Diese Altstars«, sagte Karl,
»haben einfach Klasse. Die Flut der Möchtegerntalente, die heute in den
Ich-mach-dich-zum-Weltstar-TV-Sendungen rausgefiltert wird, reicht denen von
damals nicht bis an die Kniescheibe. Masse ist wirklich das Gegenteil von
Klasse.«
    In diesem Moment meldete sich
Tims Handy. Paolo war dran. Er berichtete von dem Telefonat mit Emilio und
dessen Verhalten, das fast ein Geständnis war, und dem grauenvollen Unfall kurz
darauf.
    »Trotzdem lassen wir die
Briefmarken untersuchen«, sagte Tim, »um alle Zweifel auszuschließen. Auf dem
Heimweg kommen wir ohnehin am Präsidium vorbei. Das mit Emilio ist
schrecklich.«
    »Ich fahre ins Krankenhaus«,
sagte Paolo. »Immerhin war er mein Kompagnon. Ich will hören, wie es um ihn
steht.«

10. Wo ist
die Beute?
     
    Als Gloria die Kunsthandlung
betrat, war Pitröder im Hintergrund beschäftigt — beschäftigt mit irgendwas,
das sich nicht mehr von Nichtstun unterschied.
    Sie nickte ihm zu. »Ist Herr
Keul im Büro?«
    Er starrte mit seinen
Dolchblicken. »Wo denn sonst, gnädige Frau? Hätte er geahnt, dass Sie kommen,
wäre er natürlich am Eingang.«
    »Ich denke, Sie sind der
Türsteher.«
    »Wäre ich’s doch nur, dann
könnte ich entscheiden, wer reindarf.«
    »Ich werde nie begreifen, warum
Sie hier arbeiten dürfen.«
    »Ich bin Kunstkenner, gnädige
Frau. Außerdem: Ich arbeite nicht. Ich helfe als Gutachter.«
    Gloria lachte auf und dachte:
Ich weiß, weshalb du hier bist, Ganove. Keul ist nicht koscher, vielleicht
sogar Hehler. Da braucht er einen wie dich als Vermittler zur Unterwelt. Na,
mir soll’s egal sein. Hauptsache, ich kriege den Weaver.
    Sie klopfte an die Bürotür und
trat auch gleich ein.
    Hermann Keul saß am
Schreibtisch, ein rundlicher, feister Mittfünfziger, der dreiteilige Anzüge
trug. Er war kahl wie ein Ei.
    »Hallo, Gloria!« Er stand auf
und rückte ihr einen Sessel zurecht. Dann wies er auf das großformatige
Gemälde, das hinter dem Schreibtisch an der Wand lehnte. »Ein Traum, nicht
wahr? Ein Traum! Im Übrigen ein Notverkauf. Es ist echt. Ein echter Weaver.
Aber eine Expertise ( Gutachten ) kriegen Sie nicht. Nein, die kann ich
Ihnen nicht geben. Nichts über die Herkunft des Bildes, seine Geschichte,
seinen Weg zu mir. Es ist nur für Ihren privaten Gebrauch, Gloria. Nur zum
Betrachten. Zum Augenschmaus. Und es kostet 35
000 Euro. 35 000 Euro, Gloria, weil ich Sie so verehre. Ein Freundschaftspreis.
Wirklich, ein Preis wie unter Geschwistern.«

    Sie lächelte. Es war nicht das
erste Gemälde, das sie auf diese Weise von ihm erstand. An seine nervende
Gewohnheit, alles zweimal zu sagen, obschon mit wechselnder Formulierung, hatte
sie sich gewöhnt. Sie betrachtete das Bild.
    Es zeigte eine wogende
Prärielandschaft in Grün und Gelb, dazu eine Benzinstation, eine Tankstelle der
Zwanzigerjahre. Glasiger Himmel über der Landschaft. Keine Menschen. Ein
Gemälde, in dem man mit den Blicken spazieren konnte. Wunderbar!
    »Heute Abend kriege ich das
Geld, Herr Keul. Der Oldtimer ist mehr wert als 35 000. Ein tadelloses,
technisch perfektes, straßenfittes Sammlerstück. Aber ich gebe ihn unter Preis
her, weil ich das Bild will.«
    Keul nickte. »Was ist schon ein
Auto?! Kunst ist die Krönung des Lebens.«
    »So sehe ich das auch. Außerdem
fahre ich ja — im Allgemeinen — nicht mehr.«
    »Laufen ist gesünder, Gloria.
Wie verbleiben wir?«
    »Heute Abend bekomme ich das
Geld. In bar. Aber mein Autokäufer kommt spät. Und morgens schlafe ich gern
lange. Sagen wir: um elf bei mir, ja? Sie bringen mir das Gemälde und ich halte
das Geld bereit.«
    »Großartig! Darf ich Ihnen
einen Kognak anbieten?«
    Gloria lehnte ab. Zu ihrem
Rezept für die Gesundheit im Alter gehörte auch der Verzicht auf Alkohol.
    Keul geleitete sie hinaus.
    Pitröder lungerte im Geschäft
herum und schien darauf zu warten, dass endlich

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