Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ungesehen.
    »Der Täter ist hier gestartet«,
sagte Tim. »Da gibt es keinen Zweifel. Hinter der Terrassentür ist die Gardine
nicht geschlossen. Ich gucke mal rein.«
    Er flankte über die Pforte und
lief zum Haus. Der Garten war ungepflegt, der Rasen seit Monaten nicht gemäht.
Jetzt war es zu spät dafür. Die langen Gräser lagen platt, niedergedrückt vom
Regen, dem sie nichts entgegensetzen konnten, geschwächt von der Saftlosigkeit
des Herbstes, dem Welken.
    Die Terrasse lag auf der
Wetterseite. An der großen Glastür liefen die Regentropfen herab. Tim wischte
eine Stelle frei und sah in den Raum.
    Zwielicht füllte ihn und ein
üppiges Mobiliar aus der Mitte des letzten Jahrhunderts — nein, noch früher.
Das sah aus nach den Dreißiger- und Vierzigerjahren.
    Die gegenüberliegende Wand
wurde eingenommen von einem offenen Kamin. Groß genug, dachte Tim, um ‘nen
Ochsen zu braten. Na ja, ein Spanferkel.
    Dann weiteten sich seine Augen
und er starrte auf die Dolche. Natürlich orientalische Dolche! Die, von denen
Gloria gesprochen hatte. Die, von denen sie nicht genau wusste, ob es zehn oder
elf waren. Über dem Kamin an der Wand waren die Blankwaffen dekoriert.
Vermutlich sah Gloria überhaupt nicht mehr hin — schon seit Jahren nicht mehr.
    Tim äugte. Ein Jambiya, aha!
Zwei Kharoll, aha! Ein Chilànum, na toll! Tim zählte sie und kam auf elf. Aber,
hoppla! Nur zehn Dolche hingen an der Wand, jedoch elf Scheiden. Eine war leer.
Das fiel kaum auf. Eigentlich nur, wenn man sich gezielt dafür interessierte.
    Tims graue Zellen arbeiteten.
Eine Idee nahm Gestalt an, wurde zu einer Möglichkeit, die überprüft werden
musste.
    Er lief zu seinen Freunden
zurück.
    »Dir glänzen die Glotzer«,
sagte Gaby. »Freust du dich, dass es regnet, oder hast du was entdeckt?«
    »Mit beidem liegst du richtig.
Außerdem hängen bei Gloria zehn Dolche an der Wand und eine leere Scheide. Sie
gehört zum größten Messer, hat beträchtliche Ausmaße, ist fast genauso groß wie
die anderen Scheiden samt Dolch, also samt herausragendem Griff. Deshalb fällt
die Abwesenheit des elften Dolches beim ersten Hinschauen nicht auf. Ich denke
mal, Sondermann und seine Leute haben das gar nicht bemerkt — oder sich dabei
so viel gedacht wie Klößchen, wenn er Mathehausaufgaben macht. Nämlich nichts.«
    »Hehe!«, grinste Klößchen. »Ich
denke mir bei jeder Zahl was. Ich sehe dann immer dieselbe Anzahl von
Schokotafeln vor meinem geistigen Auge.«
    »Und?«, fragte Karl. »Was
bedeutet das — der fehlende Dolch?«
    »Der Täter brauchte ein
Werkzeug.«
    Tims Freunde — auch Gaby —
pfiffen, ohne die Finger zu benutzen.
    »Du meinst«, forschte Karl, »er
hat den Dolch genommen, weil er seine Werkzeugkiste gerade nicht bei sich
hatte?«
    »Genau.« Tim nickte. »Bei
Sondermann hat sich’s doch auf die Frage zugespitzt: Wo könnte Olaf Pitröder —
wenn er’s denn war — das Beutegeld gelassen haben? Denn dessen Zeit vom Westbahnhof
bis zur Kunsthandlung über den Fußweg war knapp. Für die blitzschnelle Tat
hätte es gereicht, aber nicht, um noch lange nach einem Versteck zu suchen.
Irgendwo unter den Büschen? Scheidet aus. Die Polizeihunde hätten es gefunden.
Im Haus? Auch da wäre es entdeckt worden von der Polizei. Mitgenommen zu Keul
hat er’s nicht. Also, wo ist die Kohle? Und Pitröder ist tatsächlich der
Hauptverdächtige — falls es nicht einer von uns war. Oder ein Zufallstäter.
Aber Letzterem gebe ich eine Chance von eins zu 999 000.«
    »Warum nicht zu einer
Million?«, fragte Klößchen.
    »Das wäre übertrieben«, grinste
Tim.
    »Ein Dolch als Werkzeug«,
überlegte Gaby. »Wozu taugt er? Als Spaten? Schaufel? Schraubenzieher? Säge?
Beil? Blechschere? Zange? Kuhfuß ( Brechstange )? Meißel? Oder Stemmeisen?
Mehr fällt mir nicht ein.«
    »Bravo!« Tim lachte. »Als
Grundausstattung reicht das für einen Heimwerker. Tja, wozu wurde der Dolch
benutzt? Vielleicht verrät er’s uns, wenn wir ihn finden. Denn auch der muss ja
hier irgendwo sein.«
    Während seiner letzten Worte
hatten sich aller Augen auf den Schuppen gerichtet. Und auf die zugenagelte
Laube.
    »Jetzt gibt es kein Halten
mehr«, seufzte Klößchen.
    Die Bikes lehnten am Zaun. TKKG
stiegen hinüber. Zuerst nahmen sie sich die Laube vor. Sie wurde mehrmals
umrundet. Jeder eingeschlagene Nagel, jede Schraube, jede Eisenklammer — alles
wurde überprüft. War etwas gelockert worden und dann wieder festgeklopft?
    Sie fanden nichts. Alles

Weitere Kostenlose Bücher