Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sah
unverdächtig aus.
    Die Tür des Schuppens besaß
einen Riegel. Im Innern herrschte dämmriges Licht, denn die beiden winzigen
Fenster über Kopfhöhe waren blind vom Staub. Generationen von Spinnen hatten
dort ihre Netze gehäkelt. Gerümpel türmte sich: ein defekter Rasenmäher,
zerbrochene Gartengeräte, zerstörte Liegestühle, kaputte Terrassenmöbel, ein
Handwagen ohne Räder, zwei uralte, verrostete Tretmühlen, sogar ein Puppenwagen
mit sicherlich antiquarischem Wert.
    »Die personifizierte
Ordnungsliebe«, meinte Karl, »ist Gloria offenbar nicht. Hatte sicherlich viel
Geld in ihren besten Jahren und demnach Putzhilfen und dienstbare Geister. Als
später nur noch die Rente blieb, hat sie nicht mehr gelernt, wie man den Feudel
( Scheuerlappen ) schwingt.«
    »Sie war und ist eine
Künstlerin«, sagte Gaby und erläuterte nicht, was sie damit meinte.
    Tim sah sich um. Wo bot das
Gerümpel ein schnelles und zugleich sicheres Versteck? Es gab ein paar
Möglichkeiten. Er überprüfte alle, aber vergebens.
    Der Schuppen war ungefähr 230
cm hoch, das Dach aus massiven Holzbohlen, die wiederum mit Teerpappe gedeckt
und damit wetterfest waren. Innen gab’s oben an den Wänden umlaufende, breite
Balken. Dort lag das Dach auf. Zwischen Balken und Bohlen öffneten sich dunkle
Zwischenräume, in die eine Hand hineinpasste, an manchen Stellen sogar eine
Faust.
    Tim reckte sich. Er schob eine
Hand hinein, fühlte Staub, Dreck und Splitter. Bis übers Handgelenk reichte er
hinein. Vorsichtig begann er, den Zwischenraum abzutasten.
    »Suchst du Fledermäuse?«,
fragte Klößchen.

    »Ratten. Die gefürchtete
Gebälkratte ist besonders angriffslustig und wird dir gleich ins Gesicht
springen.«
    Tim bewegte sich vorwärts,
entlang der linken Längswand, wo das Gerümpel einen Pfad ließ. Eine fette
Spinne lief ihm über die Hand, aber er schüttelte die behaarte, hässliche
Tegenaria ferruginea ab, bevor sie ihm in den Ärmel schlüpfte. Tim tastete
weiter, dann stießen seine Finger auf kühles Elfenbein, auf Metall und die
mäßige Schärfe der Dolchklinge.
    »Hier ist er.«
    Er schwenkte den Chilànum wie
ein Schwert. Die lange Klinge besaß Blutrillen, der ziselierte Griff bestand
aus Gold und Silber und war verblüffend unhandlich.
    »Respekt, Häuptling!«, lobte
Gaby. »An dir ist ein Fährtenhund verloren gegangen.«
    »Bei mir ist es weniger die
Nase, umso mehr das Gehirn.«
    Tim musterte das Dach über
sich. Seine Freunde traten heran.
    »Die Klinge ist sauber«,
stellte Karl fest. »Das heißt, gegraben wurde nicht mit dem Dolch. Sondern
was?«
    Tim deutete auf ein
halbmeterlanges Brett, das man wohl vor vielen Jahren unters Dach genagelt
hatte, weil eine Bohle beschädigt war. Das Brett wurde von nur zwei Nägeln
gehalten. Die ragten fast einen Zentimeter aus dem Holz und vom Nagelkopf bis
zum Eintritt ins Holz war das Metall frisch wie von heute.
    »Mit der Klinge«, sagte Tim,
»hat der Täter die Nägel herausgehebelt und dann das Brett abgenommen. Das Geld
ist dort versteckt. Darauf wette ich meinen Hintern. Zum Reinklopfen der Nägel
war der Dolch dann doch nicht so geeignet. Deswegen wurde es nur schlampig
gemacht.«
    »Fingerabdrücke?« Karl deutete
auf den Dolch.
    Tim hob die Schultern. »Da habe
ich wenig Hoffnung. Er müsste blöd sein, wenn er’s mit bloßen Händen gemacht
hat. Ich denke mal, Fingerabdrücke des Täters finden wir hier nirgendwo.«
    Tim setzte die Klinge als
Stemmeisen an, hebelte einen Nagel heraus, dann den zweiten, wobei er eine
Fland gegen das Brett stemmte, damit es ihm nicht auf den Kopf fiel.
    Als Tim das Brett abnahm,
rutschte ein flaches braunes Kuvert hervor. Gaby fing es auf.
    Es war nicht zugeklebt, nur
mehrfach gefaltet an der offenen Seite. Gaby sah hinein.
    »Geld, Geld, Geld! Gebündelt
mit Banderolen. Ich sehe nur Gelb und Violett, also 200er und... Wollt ihr mal
500er sehen?«
    Sie zog ein violettes
Banknotenbündel heraus.
    »Kenne ich«, meinte Klößchen
prahlerisch.
    »Aber selbst du kriegst dein
Taschengeld nicht in der Farbe«, sagte Karl.
    Überschlägig zählte Gaby die
Geldbündel. Auf den Papierbanderolen war die jeweilige Summe vermerkt.
    »35 000. Es sei denn, der Kerl
hat irgendwo einen Schein rausgezupft und sich einen Vorschuss gegönnt.«
    »Bringen wir’s zum Präsidium?«,
fragte Klößchen.
    »Dort wird man sich freuen«,
nickte Tim. »Und für Gloria ist es ein kleiner Trost. Kommissar Sondermann
lässt dann hoffentlich den Schuppen

Weitere Kostenlose Bücher