Nonstop in die Raketenfalle
hätte,
weiß ich natürlich nicht. Aber dem traue ich’s zu. Der ist brutal. Der schlägt
sogar ‘ne alte Frau hinterrücks nieder, um sie zu berauben. Jedenfalls hat er
das meiner Freundin am Telefon erzählt. Aber sein Coup ist schief gegangen, hähä.
Er musste nämlich die Beute verstecken und andere haben sie gefunden und...« Er
hielt inne und glotzte. »He, das wären vier Kids gewesen, sagt er. Drei Jungs
und ein Mädchen.«
Die Info hatte TKKG den Atem
verschlagen, aber Tim fing sich sofort. »Da staunst du, Kunnrich. Karl, hast du
die Namen? Muss er buchstabieren?«
Karl hatte notiert. »Dimitrij
mit j am Ende?«
Kunnrich nickte.
Karl setzte erneut den
Kugelschreiber auf die Notizbuchseite. »Und die Adressen!«
Kunnrich diktierte sie ihm.
»Wer hatte die Idee zu dem
Flugzeugabschuss?«, fragte Tim und hoffte, mit der Antwort die ganze Story zu
erfahren.
»Einer der Bosse in Moskau.«
Kunnrich begann, sich warm zu reden. »Ganz oben in der Russenmafia, noch über
Wladi und Dowasch. Ein gewisser Serge Wanstowitsch. Wir Deutschen kennen ihn
nicht. Der Mann liebt Indien, hat dort ein Anwesen und beste Beziehungen zu
korrupten Staatsdienern. Deshalb erfährt er fast alles. Auch wann der mit
Kunstschätzen beladene Jumbo hier erwartet wird wegen der geplanten Ausstellung.
Die beiden Russen kriegen rechtzeitig Bescheid.«
»Die indische Studentin Indira
Varanasi wird an Bord sein«, sagte Tim. »Und Dr. Artfeyn von der hiesigen
Kunsthalle. Und die Besatzung. Habt ihr kein Mitleid mit denen?«
»Ich schon«, behauptete Kunnrich.
»Ich bin auch gegen den Abschuss. Aber wenn ich quer treibe, bringen sie mich
um.«
Tims nächste Frage wurde
abgeblockt durch das Läuten des Telefons.
»Du redest wie immer«, befahl
Tim, »und hältst den Hörer so, dass ich mithören kann. Wenn du durch irgendwas
zu erkennen gibst, dass sich die Situation geändert hat, dann kannst du dich
gleich verabschieden von allem, was an dir noch funktioniert.«
Kunnrich nickte und schleppte
sich zum Telefon. Mit der gesunden Hand nahm er den Hörer ab. Tim stellte sich
dicht neben den nach Rasierwasser und Angstschweiß riechenden Verbrecher.
»Kunnrich.«
»Hajo, ich bin’s«, zwitscherte
die gleichwohl stählerne und vom Tonband her bekannte Stimme der
Wodkatrinkerin. »Na, wie isses, Schatz? Weißt du schon, was du mit deiner
Hälfte machen wirst? 300 000 unter den Augen der Bullen heimlich verpulvern —
das schafft Probleme, hihi.«
»Ja«, erwiderte er schwach.
»Ich... äh... weiß noch nicht.«
»Hajo, was ist denn? Du klingst
wie ein sterbender Schwan.«
»Mir ist übel. Musste kotzen.
Hab mich niedergesoffen. War anscheinend zu viel.«
»Soll ich zu dir... Nee! Geht
ja nicht. Du hast völlig Recht. Vorläufig kein Kontakt zwischen uns. Diese
verdammte Panne! Hätte ich den Jungen in der Scheune bemerkt, hätte ich ihn
kaltgemacht. Aber wer ahnt denn das! Vielleicht sollte ich meine Harley
verkaufen. Was meinst du?«
»Gute Idee.«
»Dir geht’s wirklich nicht gut,
Hajo. Das hört mein liebendes Ohr. Aber der Kater vergeht wieder. Da haben wir
ja Übung. Weshalb ich eigentlich anrufe, ist dies: Dowasch hat sich bei mir
gemeldet. Gerade eben. Er und Wladi sind schon unterwegs. Ich soll nun dich und
Olaf verständigen. Und zwar: Unsere beiden Russkis haben kalte Füße gekriegt.
Wegen der Wanzen. Weil wir nicht überreißen können, wie viel abgehört wurde, ob
Emilio Notizen hinterlassen oder einen Kumpel informiert hat. Ist zwar
unwahrscheinlich, aber man kann nie wissen. Und damit liegen die beiden
richtig, meine ich. Jedenfalls fühlen sie sich in ihrer Bude am Amalfi Weg
nicht mehr sicher. Sie tauchen jetzt ab. Weiß nicht, wohin. Aber sie werden
alles organisieren hinsichtlich der Raketen und Lkws. Freitag, am frühen
Nachmittag, kommt der Flieger — nonstop aus Indien. Das wissen sie inzwischen.
Ist amtlich. Freitagvormittag zehn Uhr werden wir angerufen: Olaf, du und ich.
Dann erfahren wir genau, wo die beiden sind mit der Raketenfalle. Treffen ist
bei Olaf, denn wir nehmen nur einen Wagen und machen uns unverzüglich auf den
Weg.«
»Super!« Kunnrich begann
endlich zu schauspielern. »Ist doch gut so.«
»Hajo, gib um Himmels willen
Acht, dass dich kein Bulle beschattet.«
»Darauf kannst du dich
verlassen. Du hast doch Dowasch nichts gesagt von unserer Panne? Denn dann
würde der mich nicht mehr mitmachen lassen, weil eventuell die Bullen an mir
kleben.«
»Kein Wort, Hajo.« Sie lachte.
»Wir
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