Nora Roberts
Dummkopf. Und jetzt lass mich los. Ich habe zu tun.«
Er legte
seine Wange an die ihre und seufzte.
»Ach, verdammt!«
Sie erwiderte seine Umarmung. »Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist. Das
wünsche ich mir so sehr«
»Ich bin glücklich mit Dru.« Er presste seine Nase in ihr Haar. »Auch wenn mir das
alles gleichzeitig ein wenig unheimlich ist.«
»Es wäre
auch kein echtes Gefühl, wenn es nicht so wäre.« Anna hielt ihn noch einen
Moment länger fest und ließ ihn dann los. »Und jetzt sieh zu, dass du hier
verschwindest. Und vergiss nicht: Gästeseife und Handtücher. Und klapp den
Toilettensitz runter! Und schau einmal, ob du eine Jeans auftreiben kannst, die
keine Löcher hat?«
»Ich bin
mir nicht sicher, ob ich so etwas besitze. Und, Anna? Vielen Dank?«
»Gern
geschehen. Aber du wirst dich trotzdem um den Abwasch kümmern!«
Im
Esszimmer stieß Jake einen Freudenschrei aus.
»Es tut
mir Leid, dass ich
Ihnen wieder einmal Umstände mache.«
Anna wählte
eine dunkelblaue Vase für die hübschen Thunbergien, die Dru ihr mitgebracht
hatte. »Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind. Und Sie machen uns ganz und gar
keine Umstände.«
»Ich kann
mir nicht vorstellen, dass ein Gast, der sich auf die allerletzte Minute zum
Abendessen ankündigt, Ihnen keine Umstände macht, wo Sie doch den ganzen Tag
gearbeitet haben.«
»Ach, es
ist doch nur Geflügel. Nichts Besonderes.« Ein dünnes Lächeln erschien auf
Annas Gesicht, als Jake in der Küche auftauchte und hinter Drus Rücken die
Augen verdrehte. »Wolltest du etwas, Jake?«
»Bloß
fragen, wann wir essen.«
»Du wirst
der Erste sein, der es erfährt.« Anna setzte die Blumen auf dem Küchentisch ab.
»Sag Seth, dass er herkommen soll, damit er den wunderbaren Wein öffnen kann,
den Dru für uns mitgebracht hat. Wir werden ein Glas vor dem Essen trinken.«
»Wenn das
so weitergeht, werden einige Leute hier noch verhungern«, beschwerte sich Jake
– allerdings im Flüsterton – als er aus der Küche marschierte.
»Kann ich
irgendwie helfen?«, fragte Dru. In der Küche duftete es fantastisch. Etwas
köchelte in einer abgedeckten Bratpfanne vor sich hin – wahrscheinlich das
Geflügel.
»Alles
unter Kontrolle, danke.« Anna hob geschickt den Deckel der Pfanne an,
schüttelte sie leicht am Griff, stach mit einer Küchengabel ins Fleisch und
legte den Deckel wieder auf. »Können Sie kochen?«
»Nicht so
wie Sie. Bei mir reicht es nur für Nudeln mit Fertigsoße.«
»Oh Gott.
Das zerreißt mir das Herz«, sagte Anna lachend. »Da haben Sie ja noch
Potenzial. Welch eine Herausforderung für mich? Eines Tages werde ich Ihnen
zeigen, wie man eine schöne einfache Tomatensoße zubereitet, und dann werden
wir weitersehen. Seth?« Anna strahlte ihn an, als er hereinkam. »Mach doch
bitte den Wein auf, ja? Und schenke Dru ein Glas ein. Du kannst sie ja mit nach
draußen nehmen und ihr zeigen, wie sich meine Pflanzen machen, während ich
mich ums Essen kümmere.«
»Ich würde
aber gern helfen«, protestierte Dru. »Ich bin zwar keine gute Köchin, aber
dafür umso besser im Befolgen von Anweisungen.«
»Beim
nächsten Mal. Gehen Sie einfach mit Seth hinaus und genießen Sie Ihren Wein.
In zehn Minuten sind wir so weit.«
Anna
scheuchte sie hinaus und rieb sich dann, sehr zufrieden mit sich selbst, die
Hände, ehe sie sich an die restlichen Vorbereitungen machte.
Fünfzehn
Minuten später saßen alle im Schein von einem halben Dutzend flackernder
Teelichter im selten genutzten Esszimmer. Dru fiel auf, dass der Hund verbannt
worden war.
»Was für
wundervolles Geschirr«, sagte Dru.
»Ja, nicht
wahr? Cam und ich haben es uns auf unserer Hochzeitsreise in Italien gekauft.«
»Wenn man
irgendetwas davon zerbricht«, mischte sich Jake ein, der sich über seine
Hähnchenbrust hermachte, »wird man im Keller angekettet, bis einem die Ratten
die Ohren abfressen.«
»Jake?«
Anna reichte die Kartoffeln mit einem verlegenen Lachen nach links weiter.
»Wie kommst du denn auf diese Idee?
Wir haben doch noch nicht einmal einen Keller.«
»Dad meint
immer, dass du das tun würdest, selbst wenn du erst einen Keller bauen
müsstest. Stimmt doch, oder, Dad?«
»Ich weiß
überhaupt nicht, wovon du sprichst. Iss auch etwas von dem Spargel.«
»Muss ich
wirklich?«
»Wenn ich
es muss, dann musst du es auch.«
»Keiner von
euch beiden muss irgendetwas essen.« Anna betete im Stillen um Geduld.
»Cool, dann
bleibt mehr für mich übrig.« Kevin
Weitere Kostenlose Bücher