Nora Roberts
bin
schrecklich neugierig.«
»Da gibt es
noch nichts zu erzählen. Aber ich arbeite daran.«
Es wurde
immer später, und
das war Drus eigene Schuld. Es gab keinen Grund, keinen vernünftigen Grund,
warum sie sich gezwungen gesehen hatte, erst noch ihre dreckigen
Gartenklamotten auszuziehen und zu duschen. Überhaupt keinen Grund, dachte
sie. Sie war wütend auf sich, weil sie so viel Zeit ihres kostbaren Sonntags
damit vertrödelt hatte, sich zu schminken.
Und jetzt
war es schon nach Mittag.
Aber egal.
Es war ein wundervoller Tag für einen Ausflug. Sie würde zwei Minuten
brauchen, um Seth Quinn den Schlüssel zu bringen, und sich dann ausgiebig in
der Gärtnerei umsehen und das eine oder andere kaufen.
Natürlich
würde sie danach wieder in ihre Gartenkluft steigen müssen, aber sei's drum.
Sie würde weiter pflanzen, sich dann frische Limonade zubereiten und sich
gemütlich hinsetzen und den Erfolg ihrer Arbeit genießen.
Wie wunderbar
sich die Luft anfühlte! Frühlingsfrisch und feucht vom Wasser. Die Felder zu
beiden Seiten der Straße waren bereits bestellt und zeigten die ersten grünen
Triebe. Dru konnte den scharfen Geruch des Düngers wahrnehmen und den satten
Duft der Erde, die auf dem Land den Frühling verhießen.
Sie bog ab
und erhaschte einen Blick auf das Glitzern der Sonne auf dem Wattenmeer, bevor
die Bäume es mit ihren tiefen Schatten verbargen.
Das alte
weiße Haus passte ganz wunderbar in diese Landschaft. Rechts und links reichte
das Grundstück bis zum Waldrand und an der hinteren Seite bis ans Wasser. Vor
dem Haus erstreckte sich eine blumengeschmückte Wiese. Dru hatte das Haus schon
früher bewundert. Es wirkte so gemütlich mit den Schaukelstühlen auf der
vorderen Veranda und den verblassten blauen Fensterläden.
Auch wenn
ihr das Aussehen und die Abgeschiedenheit ihres eigenen Hauses über alle Maßen
gefielen, so mochte sie doch auch den Charakter des Quinn'schen Hauses. Es war
jene Art von Zuhause, wo man es sich ungestraft mit den Füßen auf dem
Couchtisch gemütlich machen durfte.
Niemand
hätte dagegen je gewagt, einen Absatz auf dem Louis-XIV.-Tisch ihrer Mutter
abzulegen, nicht einmal ihr Vater.
Als sie die
vielen Autos auf der Auffahrt stehen sah, runzelte Dru die Stirn. Eine weiße
Corvette – das erste Corvettemodell, das damals herausgekommen ist, vermutete
Dru –, ein robustes SUV unbestimmter Marke, das schon einige Meilen auf dem
Tacho zu haben schien, ein flottes, kleines Cabriolet, ein verbeultes,
schäbiges Hecktürmodell, das mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte,
ein Pick-up und ein schnittiger Jaguar.
Sie zögerte
und begann dann im Kopf die Wagen zuzuordnen. Das SUV war das Familienauto.
Die Corvette gehörte ganz ohne Zweifel dem früheren Rennfahrer Cameron Quinn
– genauso wie der Pick-up, den er beruflich benutzte. Für Anna blieb das
Cabriolet, und die alte Klapperkiste
wurde bestimmt vom ältesten Sohn gefahren, der inzwischen alt genug sein
musste, um einen Führerschein zu haben.
Der Jaguar
gehörte Seth. Sie hatte ihn bereits am Abend zuvor bewundert. Aber sie hätte
von Seths neuester Anschaffung ohnehin durch die plaudernden Kunden in ihrem
Laden erfahren.
Sie parkte
ihren Wagen direkt hinter dem Jaguar.
Zwei
Minuten, ermahnte sie sich, stellte den Motor ab und griff nach ihrer
Handtasche.
Sofort
hörte sie die dröhnende Musik. Das mussten wohl die Teenager sein, dachte sie,
als sie auf die Haustür zuging und ihre Schritte unbewusst zum Rhythmus von Matchbox
20 setzte.
Sie
bewunderte die Töpfe und Blumenkübel auf der Veranda. Sie wusste, dass Anna
einen grünen Daumen hatte. Als auf ihr anfängliches höfliches Klopfen niemand
antwortete, steigerte sie es bis zu einem Hämmern, bis sie schließlich seufzend
aufgab.
Bei der
Musik würde sie niemand hören, selbst wenn sie einen Rammbock benutzte.
Resigniert
stieg sie die Stufen der Veranda hinunter und ging zur Seite des Hauses. Jetzt
hörte sie mehr als nur Musik. Rufe und Gekreische ertönten und etwas, das sie
nur als ausgelassenes Lachen bezeichnen konnte.
Die Kinder
feierten wohl eine Party. Sie würde nur kurz hinten vorbeischauen, einem von
Annas Söhnen den Schlüssel geben und sich wieder auf den Weg machen.
Plötzlich
kam ein Hund um die Ecke geschossen, eine Kugel aus schwarzem Fell mit einer heraushängenden
Zunge. Er bellte wie verrückt.
»Hallo,
mein Feiner. Du bist ein guter Hund«, sagte Dru mit sanfter Stimme. Sie mochte
Hunde.
Das Tier
schien dies
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