Nora Roberts
als Einladung zu begreifen, sie zweimal wild zu umkreisen und dann
seine Nase in ihren Schritt zu pressen.
»So habe
ich es aber nicht gemeint.« Dru hob den Kopf des Hundes an, kraulte ihn ein
wenig und gab ihm dann einen kleinen
Stups. Als sie gerade weitergehen wollte, kam plötzlich ein Junge schreiend um
die Ecke des Hauses gerannt. Obwohl er eine riesige Plastikpistole in der Hand
hielt, befand er sich ganz offensichtlich auf dem Rückzug.
Außer Atem
rannte er an ihr vorbei. »In Deckung!«, stieß er keuchend hervor, und im
nächsten Moment wurde Dru schon von einem eiskalten Wasserstrahl an der Brust
getroffen.
Der Schock
war so groß, dass ihr Mund aufklappte, ohne dass sie jedoch einen Ton
hervorbrachte. Hinter sich hörte sie den Jungen »Oh je« murmeln, bevor er das
Schlachtfeld als Deserteur verließ.
Seth, mit
einer Wasserpistole in der Hand, das Haar vom letzten Angriff noch triefend,
warf nur einen einzigen Blick auf Dru und sagte: »Oh Scheißet«
Dru blickte
hilflos an sich hinunter. Ihre frisch gebügelte rote Bluse und die marineblaue
Hose waren klatschnass.
Einige
dicke Spritzer hatten sogar ihr Gesicht erreicht und ihre Wimperntusche
verschmiert. Die Zeit, die sie damit verbracht hatte, sich zurechtzumachen,
hätte sie sich sparen können.
Ihr Blick
verwandelte sich von einem fassungslosen in einen wütenden, als sie bemerkte,
dass Seth sich offenbar große Mühe geben musste, nicht laut lachend herauszuplatzen.
»Sind Sie
jetzt vollkommen verrückt geworden?«
»Tut mir
Leid. Ehrlich.« Er schluckte schwer, denn er wusste, dass das Lachen, das
unbedingt aus seiner Kehle heraus wollte, seinen Untergang bedeutet hätte. »Tut
mir wirklich Leid«, brachte er hervor, als er auf sie zuging. »Ich war hinter
Jake her – der kleine Bastard hat mich erwischt. Sie sind mitten ins
Kreuzfeuer geraten.« Er versuchte es mit einem charmanten Lächeln und zog ein
Stofftaschentuch aus der Gesäßtasche seiner Jeans. »Was wieder einmal beweist,
dass es im Krieg keine unbeteiligten Zivilisten gibt.«
»Was
beweist, dass manche Männer Idioten sind, denen man besser kein Kinderspielzeug
in die Hand drücken sollte«, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor.
»Hey, mal
langsam, das hier ist eine Super Soaker 5000.« Seth hob die große
Wasserpistole und senkte sie hastig wieder, als er das Funkeln in Drus Augen
bemerkte. »Wie auch immer, jedenfalls tut es mir wirklich aufrichtig Leid. Wie
wäre es mit einem Bier?«
»Sie können
sich Ihr Bier und Ihre Super Soaker 500 irgendwo hin ...«
»Seth!«
Anna kam um die Ecke des Hauses geeilt und stieß einen langen Seufzer aus. »Du
Schwachkopf!«
»Jake ist
schuld«, murmelte er in sich hinein und schwor insgeheim Rache. »Anna, wir
haben nur ...«
»Sei
stillt« Ihr Finger durchbohrte die Luft in seine Richtung. Dann legte sie einen
Arm um Drus Schulter. »Ich entschuldige mich für diese furchtbaren Kinder. Sie
Ärmste! Kommen Sie mit ins Haus, ich gebe Ihnen etwas Trockenes zum Anziehen.«
»Nein, das
ist nicht nötig, ich wollte nur ...«
»Ich
bestehe darauf«, unterbrach Anna sie und schob sie zur Haustür. »Was für eine
Begrüßung! Ich würde ja gern behaupten, dass es hier normalerweise nicht so
verrückt zugeht, aber da müsste ich lügen.«
Die eine
Hand fest auf Drus Schulter gelegt – Anna spürte, wenn jemand zur Flucht bereit
war – führte sie sie ins Haus und die Treppe hinauf.
»Es ist heute
nur noch etwas verrückter, weil die ganze Bande da ist. Eine Willkommensparty
für Seth. Die Jungs wollen gerade ein paar Krebse kochen. Sie essen mit uns.«
»Ich möchte
mich nicht aufdrängen.« Drus Wut schlug in Verlegenheit um. »Ich bin eigentlich
nur vorbeigekommen, um den Schlüssel vom Allzweckraum für Seth abzugeben. Ich
muss wirklich ...«
»Wenn wir
etwas Trockenes für Sie gefunden haben, gönnen Sie sich eine Mahlzeit und ein
Glas Wein dazu«, sagte Anna mit herzlicher Stimme. »Kevins Jeans müssten Ihnen
passen.« Sie zog eine blaue Baumwollbluse aus ihrem eigenen Schrank. »Ich
werde einmal nachsehen, ob ich in den Tiefen seines Zimmers eine auftreiben
kann.«
»Es ist
doch nur Wasser. Sie sollten unten bei Ihrer Familie sein und ich längst auf
dem Rückweg.«
»Sie sind
klatschnass und Sie zittern, meine Liebe. Also los, raus aus den nassen Sachen.
Wir werden sie in den Trockner werfen, während wir essen. Ich bin in einer Minute
wieder da.«
Damit
spazierte sie davon und ließ Dru allein im Schlafzimmer
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