Nora Roberts
herabtropfte.
Seth nahm
den Jungen von Juniors Knien und setzte ihn auf seine eigenen.
Keine
Frage, es war schon ein Vergnügen, Aubrey zuzusehen. Diese durchtrainierte
athletische Figur. Diese unbe streitbare Weiblichkeit trotz – oder vielleicht
gerade wegen – des männlich wirkenden Baseball-Hemds, das sie trug.
Aber das
hieß ja nicht, dass er gleich etwas von ihr wollte.
Sie ging
zur Homeplate. Es kam zu einem Austausch von Höflichkeiten mit dem Catcher, die
nach Seths Einschätzung wohl auf beiden Seiten recht spöttisch ausgefallen
sein durften. Dann vollführte Aubrey ein paar Testschwünge mit dem Schläger
und wackelte mit dem Hintern.
Oh Gott,
warum schaute er ihr bloß auf den Hintern? Und dann traf sie den ersten Wurf
mit einem harten Schlag.
Die Menge
sprang brüllend auf die Füße. Aubrey schoss wie ein geölter Blitz in Richtung
erster Base los.
Gleich
darauf ließen sich die Zuschauer wieder auf ihre Sitze fallen und Aubrey joggte
zurück zur Homeplate.
Die Menge
begann wieder ihren Namen zu rufen, als sie den Schläger aufhob und die gleiche
Prozedur von vorn begann – zwei Schwünge, einmal mit dem Schläger wackeln,
einmal mit dem Hintern wackeln und auf den Wurf warten.
Sie ließ
den Ball durch, ohne mit dem Schläger danach zu schwingen, und als der
Schiedsrichter Strike zwei ausrief, fuhr sie ihn an. Seth konnte sehen, wie
sich ihre Lippen bewegten, konnte sich ihre ätzenden Worte bestens vorstellen.
Von
wegen Strike! Noch ein Stückchen weiter im Aus, und dieser Wurf wäre in Virginia
gelandet. Wie groß soll die Strike-Zone für den Kerl da eigentlich sein?
Bring bloß
nicht die zweifelhaften Sexpraktiken seiner Mutter zur Sprache, warnte Seth sie
in Gedanken. Lass es, sonst fliegst du vom Platz.
Vielleicht
hatte Aubrey in den letzten Jahren gelernt, sich zu beherrschen, oder seine
warnenden Worte waren zu ihr durchgedrungen, jedenfalls bedachte sie den Schiedsrichter
mit einem bösen Blick und begab sich dann wieder auf ihre Schlagposition
zurück.
Die Rufe
ertönten erneut, Füße begannen auf Holz zu stampfen, bis die Zuschauertribüne
vibrierte. Auf Seths Schoß zerquetschte der kleine Bart die Überreste seines
Hotdogs und schrie: »Mistkerl fertig macht!«
Und das tat
sie.
In dem
Moment, als der Ball den Schläger traf, wusste Seth, dass er für die
gegnerische Mannschaft unerreichbar sein würde. Offensichtlich ging es Aubrey
ebenso, denn sie blieb dort unten stehen – ein Bein vor dem Körper balancierend
wie eine Tänzerin – und blickte dem Ball hinterher, der hoch und weit durch
die Luft flog.
Sämtliche
Zuschauer waren vor Begeisterung auf den Füßen, als Aubrey ihren Schläger
beiseite warf und um die Bases joggte.
»Ein
gottverdammter Grandslam-Homerun!« Junior klang, als würde er jeden Moment in
Tränen ausbrechen. »Das Mädchen hat wirklich Pfeffer im Arsch.«
»Pfeffer im
Arsch«, stimmte ihm Bart zu und lehnte sich zu seinem Urgroßvater hinüber, um
ihm einen feuchten Kuss auf die Wange zu drücken.
Die Rockfishs erzielten im neunten Spielabschnitt keinen einzigen Punkt mehr. Sie wurden
durch ein Strikeout und ein famoses Doubleplay, das Aubrey auf der Shortstop-Position
ausgelöst hatte, quasi ausgeschaltet. Seth kletterte zur Spielerbank hinunter,
als die Fans begannen, sich auf den Heimweg zu machen. Aubrey stand da und
trank Limonade direkt aus einem Krug.
»Gutes
Spiel, Supergirl.«
Sie reichte
den Krug an einen ihrer Mitspieler weiter und kam zu Seth herübergeschlendert.
»Ich hatte keine Ahnung, dass du hier bist.«
»Ich kam
gegen Ende des achten Spielabschnittes. Gera de noch rechtzeitig, um zu sehen,
wie du den Rockfish fertig gemacht hast.«
»Mit einem
Fastball. Schön tief und ab die Post damit. Er hätte es besser wissen müssen.
Ich dachte, du wolltest heute das Blumenmädchen malen.«
»Ja, sie
hat auch eine Weile lang für mich Modell gesessen.«
Als Seth
sie unverwandt anstarrte, zog Aubrey eine Augenbraue in die Höhe und rieb sich
über die Nase. »Was ist denn? Habe ich Dreck im Gesicht?«
»Nein, das
ist es nicht. Hör zu, ich muss mit dir reden.«
»Na schön, leg los.«
»Nein,
nicht hier.« Er zog die Schultern hoch. Hier war zu viel los. Sie waren umgeben
von Spielern, Zuschauern und Kindern. Dutzende von bekannten Gesichtern. Menschen,
die sie beide kannten. Mein Gott, ob vielleicht auch andere Leute glaubten,
dass er und Aubrey ...?
»Es ist was
... hm ... Privates.«
»Also, wenn
etwas nicht in Ordnung
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