Nora Roberts
hingefallen?«
»Natürlich
klingt es seltsam«, schoss er zurück. »Glaubst du, das wüsste ich nicht? Was
meinst du, wie ich mich dabei fühle?«
Er stapfte
ein Stück den Pier hinauf und kam wieder zurück. »Dru hat sich in den Kopf
gesetzt, dass ich – dass wir – ach, verdammt? Dass ich mich zu dir hingezogen
fühle. Wie ein Mann zu einer Frau. Und dass es dir umgekehrt ähnlich gehen
könnte.«
Aubrey
blinzelte zweimal, langsam wie eine Eule. »Sie glaubt, ich wäre scharf auf
dich?«
»Oh Mann,
Aub!«
»Sie
glaubt, dass was zwischen uns ist, und deshalb hat sie dich abserviert?«
»So
ungefähr«, murmelte er.
»Und
deshalb willst du mich jetzt küssen?«
»Ja. Nein.
Ach, ich weiß auch nicht.« Es hätte nicht schlimmer laufen können. Die
Situation war an Peinlichkeit wirklich nicht mehr zu überbieten. Wie konnte er
sich nur so dämlich anstellen.
»Sie hat
mir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Und irgendwie kriege ich die Sache nicht mehr
aus meinem Schädel. Was ist, wenn sie Recht hat?«
»Ja, was
ist, wenn sie Recht hat, Seth?« Ein Lachen stieg in Aubreys Kehle auf, aber sie
schluckte es gerade noch rechtzeitig hinunter. »Was ist, wenn du irgendwelche
heimlichen Fantasien hast? Also wirklich, Seth, hör auf zu spinnen?«
»Hör zu«,
sagte er energisch und packte sie an den Schultern, »es wird dich schon nicht
umbringen, mich zu küssen.«
»Na schön,
wenn's sein muss. Nur zu.«
»Okay.« Er
atmete prustend aus, beugte den Kopf vor und richtete sich dann aber wieder
auf. »Ich weiß nicht so recht, wie ich es anstellen soll. Warte mal kurz.«
Er trat
zurück, wandte sich ab und versuchte, den Kopf frei zu bekommen. »Lass es uns
einmal so versuchen.« Er ging wieder auf sie zu und legte seine Hände auf ihre
Hüften, um sie an sich zu ziehen. Sekunden verstrichen. »Wie wäre es, wenn du
zum Beispiel deine Arme um mich legst?«
»Oh, tut
mir Leid.« Aubrey hob die Arme und verschränkte die Finger hinter seinem Kopf.
»Was hältst du davon?«
»Prima. Ja,
das ist gut. Komm etwas höher«, schlug er vor. Sie stellte sich auf die
Zehenspitzen, und Seth beugte den Kopf vor. Sein Mund war nur einen Hauch weit
von dem ihren entfernt, als sie plötzlich losprustete.
»Oh Mann!«
»Tut mir
Leid. Tut mir echt Leid.« Aubrey konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen
und musste sich den Bauch halten. Seth stand mit finsterem Gesicht da, bis sie
sich wieder unter Kontrolle hatte. »Kommt nicht wieder vor. Also los.« Sie
machte Anstalten, ihre Arme wieder um seinen Hals zu legen, dann sagte sie:
»Scheiße, warte mal.« Sie nahm den Kaugummi aus dem Mund, wickelte ihn gewissenhaft
in das alte Papier und ließ ihn in der Hosentasche verschwinden. »Wenn wir es
machen, dann richtig, stimmt's?«
»Falls du
es dir dieses Mal verkneifen kannst loszuprusten.«
Aubrey
legte ihre Arme erneut um seinen Hals, umfasste ihn dieses Mal fester, trat
entschlossen auf ihn zu und küsste ihn, ehe einer von ihnen noch weiter darüber
nachdenken konnte.
Sie standen
eng umschlungen da. Eine vom Wasser kommende Brise strich über sie hinweg.
Seth hörte das Brummen eines Wagens, der auf der Straße hinter ihnen vorbeifuhr.
Ein Hund bellte, bis der Wagen verschwunden war.
Ihre Lippen
trennten sich und sie schauten sich an. Einige Sekunden lang blieb es still
zwischen ihnen.
Und dann
begannen sie zu gackern.
Sie hielten
einander immer noch umfangen, während sie vor Lachen hin und her schwankten.
Seth legte seine Stirn gegen die ihre und seufzte erleichtert.
»Na?« Sie
versetzte seinem Hinterteil einen freundschaftlichen Kniff. »Du bist verrückt
nach mir, stimmt's?«
»Halt die Klappe, Aubrey!«
Er umarmte
sie noch einmal ganz fest, ehe er sie losließ. »Danke, Schwesterlein.«
»Schon gut.
Du machst das jedenfalls nicht schlecht.«
»Du auch nicht.« Er rieb ihr mit
seinen Knöcheln über die Wange. »Und wir werden das nie wieder tun.«
»Abgemacht.
«
Er wollte
gerade einen Arm um ihre Schultern legen, verharrte aber mitten in der
Bewegung, als ihm ein entsetzlicher Gedanke kam. »Du hast doch nicht vor,
irgendjemandem davon zu erzählen? Deiner Mutter vielleicht oder Will? Oder
sonst jemandem?«
»Machst du
Witze?« Der bloße Gedanke daran ließ Aubrey erschauern. »Du doch wohl auch
nicht, oder? Lass es uns einander versprechen.« Sie spuckte sich in die
Handfläche und hielt sie ihm hin.
Seth verzog
das Gesicht. »Ich hätte dir das nie beibringen dürfen.« Aber er fügte sich
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