Nora Roberts
Meinungsverschiedenheit?«
»Nun, auf
jeden Fall waren wir nicht einer Meinung. Aber ich hatte Unrecht. Das passiert
mir nicht allzu oft.«
»Wirklich?«
»Ja,
wirklich«, erwiderte sie. »Deshalb ist es immer ein ziemlicher Schock, wenn der
seltene Fall dann doch einmal eintritt. Aber dann gebe ich meinen Fehler zu,
entschuldige mich und versuche alles zu vergessen.«
»Na schön.
Warum erzählst du mir nicht, bei welchem Teil unserer Meinungsverschiedenheit
du dich geirrt hast?«
»Was dich
und Aubrey angeht. Ich lag nicht nur falsch, was eure Beziehung betrifft,
sondern hatte auch kein Recht, mich in deine persönlichen Angelegenheiten einzumischen.«
»Verstehe.
Dann hast du dich also gleich zweimal geirrt.«
»Oh nein.
Es ist ein Fehler mit zwei Teilen. Geirrt habe ich mich nur einmal. Und es tut
mir Leid.«
Seth
stellte die Blumen hin und rollte dann seine Schultern vor und zurück, um sie
ein wenig zu lockern. »Und woher weißt du, dass du dich geirrt hast?«
Dru hatte
erwartet, dass er sie mit einer kurzen Entschuldigung davonkommen lassen
würde. Eigentlich hätte sie es aber besser wissen sollen. »Aubrey ist neulich
im Laden gewesen und hat einige Dinge klargestellt. Dann haben wir bei mir zu
Hause zusammen eine Flasche Wein getrunken und uns etwas vom Chinesen
bestellt.«
»Jetzt mal
langsam. Immerhin hatte ich dir auch erklärt, wie die Dinge liegen, und du hast
mich rausgeworfen ...«
»Aber das ist doch gar nicht ...«
»Bildlich
gesprochen. Und wenn Aub dir die Sachlage erklärt, ist alles in Ordnung.«
»Nun ja,
das stimmt wohl.« Dru kicherte und zuckte mit den Schultern.
»Du hast
ihr also ohne weiteres geglaubt und dann Frühlingsrollen mit ihr gegessen?«
»Genau.«
Sie dachte gern daran zurück. Der Abend mit Aubrey hatte ihr gefallen. »Da sie
nicht versucht hat, mich ins Bett zu kriegen, gab es für sie meiner Ansicht
nach keinen Grund, zu lügen. Und wenn sie in sexueller Hinsicht an dir
interessiert gewesen wäre, hätte es für sie kein Motiv gegeben, den Weg für
mich frei zu machen. Was beweist, dass ich im Unrecht gewesen bin, wofür ich
mich nochmals entschuldige.«
»Ich kann
es nicht so richtig benennen, aber aus irgendeinem Grund wurmt mich das jetzt
auch schon wieder. Ich brauche ein Bier. Willst du auch eins?«, fragte er nach
einer Weile.
»Heißt das,
dass du meine Entschuldigung annimmst?«
»Ich denke
darüber nach«, rief er aus der Küche zurück. »Lass uns noch mal auf diesen
Punkt zurückkommen, wo es darum ging, > den Weg für dich frei zu machen < .
Das könnte das Blatt möglicherweise wenden.«
Als er
zurückkam, nahm sie die Flasche entgegen, die er ihr reichte. »Ich kenne dich
nicht besonders gut.«
»Ich bin
ein offenes Buch, mein Engel.«
»Nein, das
bist du nicht. Und ich genauso wenig. Aber ich glaube, ich würde dich gern
besser kennen lernen.«
»Was hältst du von Pizza?«
»Wie
bitte?«
»Wie wär's,
wenn wir eine Pizza bestellen? Ich bin nämlich am Verhungern. Und ich würde
gern etwas Zeit mit dir verbringen. Hast du auch Hunger?«
»Nun ja,
ich ...«
»Gut. Wo
zum Teufel ist das Telefon?« Er schob die Malutensilien auf dem Arbeitstisch
hin und her, rückte Gegenstände auf den Regalen zur Seite und holte das
Telefon schließlich unter einem Kissen auf dem Bett hervor. »Ist im Speicher«,
erklärte er ihr, nachdem er einige Knöpfe gedrückt hatte. »Ich habe alle wichtigen
Nummern – Oh, hallo, hier ist Seth Quinn. Ja, danke, gut. Und selbst? Prima.
Ich hätte gern eine Maxipizza mit allem drauf.«
»Nein«,
sagte Dru und handelte sich damit einen stirnrunzelnden Blick von ihm ein.
»Einen
Moment mal«, sagte er ins Telefon, und dann an Dru gewandt: »Willst du jetzt
doch keine Pizza?«
»Eine Pizza
schon, mit Tomatensoße und Käse, aber ohne weiteren Belag.«
»Ohne
weiteren Belag?« Er starrte sie mit offenem Mund an. »Was ist los mit dir? Bist
du krank?«
»Ohne
weiteren Belag«, wiederholte sie, dieses Mal mit mehr Nachdruck. »Wenn ich
einen Salat möchte, dann nehme ich einen Salat. Wenn ich Fleisch möchte, nehme
ich Fleisch. Wenn ich Pizza möchte, nehme ich Pizza.«
»Oh Mann.«
Seth stieß schnaufend den Atem aus und rieb sich in einer Weise das Kinn, wie
Dru es schon bei Ethan gesehen hatte. »Na schön, also dann hätte ich gern eine
Hälfte der Pizza mit langweiliger Tomatensoße und Käse und eine Hälfte mit
allem Drum und Dran. Ja, richtig. In meine Wohnung über dem Blumenladen. Danke.«
Er
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