Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn 4 - Ufer der Hoffnung
Vom Netzwerk:
schuldig.«
    Er zog den
Reißverschluss der Tasche auf und hielt sie ihr hin, sodass sie einen Blick
hineinwerfen konnte. Ihr zufriedener Gesichtsausdruck ließ seinen Magen
zusammenkrampfen. »Da ist die Bezahlung. Aber halt dich von mir und meinen
Leuten fern.«
    »Du und
deine Leute? Hall! Als ob ich irgendwas um diese kleinen Scheißer geben würde?
Du wirst wohl jetzt größenwahnsinnig, wie? Hältst dich für was ganz Besonderes.
Aber du bist ein Nichts?«
    Bei den
letzten Worten hatte sie ihre Stimme erhoben, sodass der Mann an der Theke
aufmerksam wurde und die Kellnerin ihnen misstrauische Blicke zuwarf. Seth
erhob sich, nahm einen Zehndollar-Schein aus seinem Portemonnaie und warf ihn
auf den Tisch.
    »Das mag ja
sein, aber ich bin immer noch besser als du.«
    Gloria
formte ihre Hand zu einer Klaue, als wolle sie Seth das Gesicht zerkratzen.
Doch als er einfach aufstand und zur Tür ging, schloss sie sie zur Faust und
legte sie vor sich auf den Tisch. Dann griff sie nach der Tasche, zog sie auf
die Bank und lehnte sie gegen ihre Hüfte.
    Eine
Anzahlung, dachte sie. Genug, um sie einige Wochen über Wasser zu halten,
während sie sich überlegte, wie sie weiter vorgehen würde.
    Sie war
noch nicht fertig mit Seth. Noch lange nicht.

Elf
    Seth
vergrub sich in seinem
Atelier. Er benutzte das Malen als Flucht, als Entschuldigung, als ein Ventil
für seine Wut.
    Er wusste,
dass sich seine Familie Sorgen um ihn machte. Er war in den letzten drei Tagen
praktisch untergetaucht und hatte niemanden sehen wollen. Nach dem Treffen mit
Gloria hatte er es nicht über sich gebracht, nach Hause zu gehen.
    Er wollte
diese Frau um jeden Preis von seiner Familie fern halten. Diese Last ruhte
allein auf seinen Schultern, und er hatte nicht vor, auch nur ein paar Gramm
davon bei irgendeinem seiner Lieben abzuladen.
    Das Geld,
das er ihr gab, war der Preis, den er zahlte, um sie loszuwerden. Sie würde
wiederkommen, das war ihm klar. Sie kam immer wieder. Aber die Zehntausend
würden ihm eine kleine Verschnaufpause verschaffen.
    Also
entschloss er sich, seine Wut abzuarbeiten, bis er seinen inneren Frieden
wiedergefunden hatte.
    Er hatte
sich die großen Leinwände aus dem Allzweckraum hervorgeholt und malte, was er
empfand. Seine düsteren Emotionen nahmen Formen und Farben an, und dabei
floss alles Negative aus ihm heraus.
    Er aß, wenn
er hungrig war, und schlief, wenn sein Blick verschwamm.
    Er malt,
als hinge sein Leben davon ab, dachte Dru, als sie im Türrahmen stand und ihn
beobachtete. Es schien ein Kampf auf Leben und Tod zu sein, ein Kampf zwischen
Verstand und Verzweiflung, der mit einem Pinsel ausgetragen wurde.
    Im
Augenblick schien er gerade mit einem Pinsel auf die Leinwand einstechen zu
wollen. Einen weiteren hatte er sich zwischen die Zähne geklemmt. Musik dröhnte
durch den Raum, ein leidenschaftliches Gitarrensolo, das an einen Kampfschrei
erinnerte. Rote Farbe war auf sein Hemd, auf seine Jeans und seine Schuhe
gespritzt. Und auf den Boden.
    Es sah aus,
als habe er Blut verloren, und Dru umklammerte die Vase, die sie in den Händen
hielt, unwillkürlich fester.
    Er hatte
ihr Klopfen wegen der lauten Musik nicht gehört, aber als sie ihn jetzt bei
der Arbeit beobachtete, wurde ihr klar, dass er sie auch nicht gehört hätte,
wenn es im Zimmer totenstill gewesen wäre und sie seinen Namen geschrien
hätte.
    Er war gar
nicht im Raum. Er war in diesem Bild.
    Es wäre
wohl das Beste, sich zurückzuziehen und die Tür wieder zu schließen. Sie wollte
nicht in seine Privatsphäre eindringen und ihn bei der Arbeit stören. Aber sie
brachte es einfach nicht fertig zu gehen.
    Ihn so zu
sehen war beeindruckend, hatte etwas Intimes und zugleich etwas seltsam
Erotisches. Er verführte sie mit einer Leidenschaft, die nicht nur über all das
hinausging, was sie verstand, sondern so weit von ihrer Welt entfernt war wie
der Mond.
    Sie
beobachtete, wie er einen Pinsel gegen den anderen austauschte, wie er besessen
in der Farbe herumtupfte und sich dann damit auf die Leinwand stürzte.
Kraftvolle, beinahe brutale Striche, dann zarte, die eine unterdrückte Wut zu
enthalten schienen.
    Dru konnte
den dunklen Umriss eines Schweißflecks erkennen, der sich trotz der Brise, die
durch die geöffneten Fenster drang, auf der Mitte seines Rückens ausbreitete.
Die Haut auf seinen Armen und am Hals glänzte feucht.
    Er malte
ganz offensichtlich aus Liebe zur Sache, aber es schien keine unbeschwerte
Liebe zu sein.
    Er hatte
ihr

Weitere Kostenlose Bücher