Noras großer Traum (German Edition)
Sie frisch sein.«
Nora drückte Laura kurz an sich und lobte das gute Essen. Auch Matt schüttelte sie die Hand. »Matt, nochmals herzlichen Dank für die Einladung, es war wirklich ein schöner Abend. Ich freue mich schon auf morgen.«
Als sie und Tom bei einem Glas Wein vor der offenen Terrassentür den Sternenhimmel betrachteten, war die Spannung zwischen ihnen fast fühlbar.
»Es ist das erste Mal, dass ich das Kreuz des Südens sehe«, sagte Nora. »Die Sterne sind hier einfach traumhaft, fast schon unwirklich. Ist es nicht eine merkwürdige Vorstellung, dass wir hier vielleicht einen Stern leuchten sehen, den es schon gar nicht mehr gibt? Sein Licht braucht so lange, bis es bei uns ankommt, und wenn wir es dann sehen, ist er womöglich schon verglüht. Ich glaube einfach, dass es Dinge gibt, die manchmal über unsere Vorstellungskraft gehen.«
Sie spürte seinen Blick und konnte sein Schweigen offenbar nicht länger ertragen, denn sie stellte ihr Glas auf den Tisch und stand auf. Sie war nervös. Gleichzeitig ärgerte sie sich deswegen über sich selbst. Sie vermied es, ihn anzusehen. Er sollte nicht merken, wie durcheinander er sie brachte. Betont munter sagte sie deshalb: »Tja, ich schätze, es wird Zeit, schlafen zu gehen.« Unschlüssig schaute sie noch einmal aus der Tür. Tom hatte sich ebenfalls erhoben, und so ging sie auf ihn zu.
»Es war sicher einer der aufregendsten, aber auch einer der schönsten Tage hier, Tom! Ich danke Ihnen dafür.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf die Wange. Als sie sich abwenden wollte, hielt er sie am Handgelenk fest. »Nora?« Er sprach leise. »Schön, dass du mitgekommen bist!«
Zum ersten Mal an diesem Abend wichen sie sich nicht mehr aus und sahen einander offen in die Augen. Tom wollte seine Gefühle für Nora nicht mehr verbergen. Noch nie hatten sie sich so lange angesehen; es musste absolut nichts mehr gesagt werden. Er las in ihrem Blick all die unterdrückten Empfindungen, die ihn selbst schon seit Tagen quälten. Nora erkannte die Tiefe seiner Gefühle und ließ es nun einfach zu, dass er sie langsam zu sich heranzog. Während sie seinem Blick standhielt, beugte er sich zu ihr herunter, und sie schloss die Augen. Als sein Mund ihre Lippen berührte, war es, als zöge ihr jemand den Boden unter den Füßen weg. Auch Tom wurde von seinen Gefühlen für Nora überrollt. Eine magische Anziehungskraft zwischen ihnen ließ alles um sie herum unwichtig werden. Es gab nur noch sie beide und ihre Liebe füreinander.
Um drei Uhr wurde Nora wach. Sie betrachtete Tom, der im Mondlicht neben ihr schlief. Mit leicht geöffnetem Mund lag er völlig entspannt da. Sie lächelte, ging leise nach nebenan und zog sich einen Bademantel an. Aus dem Bad holte sie sich ein Glas Wasser und kuschelte sich auf das Sofa, das vor der geöffneten Terrassentür stand. Sie atmete tief die kühle Nachtluft ein, die hereinströmte. Sie war viel zu aufgewühlt, um weiterschlafen zu können. Seufzend schlang sie ihre Arme um die Knie und blickte zum langsam heller werdenden Sternenhimmel. Als sie ein Geräusch vernahm, wandte sie sich um und bemerkte Tom, der ins Zimmer kam.
»Was ist los? Habe ich geschnarcht, oder warum bist du nicht mehr bei mir, mein Herz?« Lächelnd setzte er sich zu ihr und legte einen Arm um sie.
»Nein, nein, Tom, es ist alles in Ordnung. Die Erlebnisse der letzten zwanzig Stunden haben mich wohl nur so sehr beeindruckt, dass ich nicht mehr schlafen konnte.«
Er legte seine Hand unter ihr Kinn und sah ihr in die Augen.
»Du bereust es, nicht wahr? Das mit uns, oder?«
Nora blickte ihn offen an. »Nein, Tom, das tue ich nicht, obwohl ich wahrlich nichts dergleichen geplant hatte.« Seufzend blickte sie wieder zum Himmel. »Ich habe mich unsterblich in dich verliebt. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich jemals zuvor so glücklich war.« Sie machte eine Pause, und sein Herz schlug schneller. »Aber ich kann nicht einfach alles andere vergessen. Ich bin seit sechzehn Jahren mit meinem Mann zusammen, vor zwölf Jahren haben wir geheiratet. Ich habe mit ihm zwei Kinder von zehn und sieben Jahren. Wir waren immer glücklich und vertrauen uns blind. Verstehst du? Das genau ist der Punkt. Ich habe dieses Vertrauen gebrochen. Das macht mir zu schaffen, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich mein Leben wieder in Ordnung bringen kann.«
Tränen traten ihr in die Augen. Tom drückte sie an sich. Obwohl sein Herz schwer geworden
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