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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht, Miß Alice.
    – Oder kann ich bis zu Texar vordringen?
    – Wir wollen’s versuchen.
    – Sie wünschen also nicht, daß ich Sie begleite? fragte Mr. Stannard, der das gerne gethan hätte.
    – Nein, damit würden alle unsere Schritte bei Texar und bei dem Bürgerausschuß nur weiter erschwert und jedenfalls erfolglos werden.
    – So kommen Sie also, Herr Harvey,« drängte Miß Alice.
    Bevor er die Beiden jedoch gehen ließ, wollte Mr. Stannard wenigstens erfahren, ob nicht neue Nachrichten vom Kriege eingetroffen wären, von denen in Camdleß-Bay vielleicht noch nichts verlautet hätte.
    »Keine, berichtete Mr. Harvey, wenigstens soweit solche Jacksonville betreffen. Die föderirte Flottille ist in der Bai von Saint-Augustine erschienen und die Stadt hat sich ergeben. Was den Saint-John angeht, so ist keinerlei Bewegung gemeldet worden. Die Kanonenboote liegen noch immer unterhalb der Barre vor Anker.
    – Es fehlt ihnen also auch jetzt noch das Wasser, um über dieselbe wegkommen zu können?
    – Ja, Herr Stannard; heute aber werden wir hohe Aequinoctialflut haben. Gegen drei Uhr muß das Meer seinen höchsten Stand einnehmen, und vielleicht können dann die Kanonenboote die Einfahrt unternehmen…
    – Unternehmen ohne Lootsen, jetzt, wo Mars nicht mehr da ist, sie durch die ihnen so gut wie unbekannte Wasserstraße zu führen! erwiderte Miß Alice, in einem Tone, der Allen bewies, daß sie sich an eine solche Hoffnung nicht mehr zu klammern wagte. Nein… das ist unmöglich!… Herr Harvey, ich muß Texar sehen und sprechen, und wenn er mich zurückweist, müssen wir Alles daran setzen, Gilbert aus dem Kerker zu befreien.
    – Das werden wir auch thun, Miß Alice.
    – Die allgemeine Stimmung hat sich in Jacksonville verändert? fragte Mr. Stannard.
    – Nein, erwiderte Mr. Harvey. Die Schurken sind hier noch immer die Herren und Texar beherrscht sie. Gegenüber den Willkürlichkeiten und den Bedrohungen des sogenannten Bürgerausschusses zittern die besseren Leute sozusagen vor Entrüstung. Es bedürfte nur einer Bewegung der Föderirten auf dem Flusse, um den Zustand der Dinge zu ändern. Dieser freche Pöbel ist im Grunde entsetzlich feig. Wenn er sich erst zu fürchten beginnt, ist es um Texar und seine Spießgesellen geschehen… Ich hoffe noch immer, der Commandant Stevens wird die Barre übersegeln können..!
    – Darauf können und dürfen wir nicht warten, bemerkte Miß Alice, und ehe das geschieht, muß ich Texar gesehen haben!«
    Es wurde also ausgemacht, daß Mr. Stannard in der Wohnung bleiben sollte, damit zunächst Niemand von dessen Anwesenheit in Jacksonville etwas erführe. Mr. Harvey war bereit, dem jungen Mädchen bei allen zu unternehmenden Schritten seine Unterstützung zu Theil werden zu lassen, obwohl an einen Erfolg derselben kaum zu glauben war. Wenn Texar ihr die Begnadigung abschlug, wenn Miß Alice nicht bis zu ihm vordringen konnte, so wollte man, selbst um den Preis eines ganzen Vermögens, die Befreiung des jungen Officiers und seines Vaters zu erlangen suchen.
    Es war gegen elf Uhr, als Miß Alice und Mr. Harvey dessen Wohnung verließen und sich nach dem Court-Justice begaben, wo der Bürgerausschuß unter dem Vorsitze Texar’s jetzt unausgesetzt versammelt blieb.
    In der Stadt herrschte noch immer große Bewegung. Da und dort zogen Milizen vorüber, verstärkt durch einzelne Abtheilungen, welche aus anderen Ländern des Südens hierher geströmt waren. Im Laufe des Tages erwartete man noch Diejenigen, welche die Uebergabe von Saint-Augustine außer Dienst setzte, ob diese nun direct auf dem Saint-John kamen oder einen Weg durch die Wälder des rechten Ufers einschlugen, um den Fluß erst in der Höhe von Jacksonville zu überschreiten. Tausend Neuigkeiten schwirrten durch die Luft und – widersprachen sich wie gewöhnlich, was wiederum einen neuen Tumult hervorrief. Man erkannte übrigens leicht genug, daß, im Fall die Föderirten nur in Sicht des Hafens erschienen, von keiner einheitlichen Vertheidigung die Rede sein könne. An ernsthaften Widerstand war sonach gar nicht zu denken. Wenn sich neun Tage vorher Fernandina den ausgeschifften Truppen des Generals Voight ergeben hatte, wenn Saint-Augustine das Geschwader des Commodore Dupont empfangen hatte ohne nur einen Versuch, ihm die Einfahrt zu verweigern, konnte man voraussehen, daß es sich in Jacksonville nicht anders gestalten würde. Die conföderalistischen Milizen würden sich, indem sie den Platz den

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