Nord gegen Süd
zwölf Stunden sich zu Herren der Stadt machten, denn schon am folgenden Tage mit Sonnenaufgang sollten James und Gilbert Burbank ihren letzten Gang zum Richtplatz antreten, und aus ihrem Gefängnisse, selbst im Einverständnisse mit dem Schließer, zu entweichen, daran war gar nicht zu denken, schon weil dasselbe ebenso scharf überwacht wurde, wie das Haus des Mr. Harvey.
Was eine Einnahme von Jacksonville anging, so durfte man bestimmt nicht auf die gelandeten nordstaatlichen Truppen rechnen, die einige Tage vorher Fernandina besetzt hatten und welche diesen wichtigen Punkt im Norden von Florida nicht preisgeben konnten. Diese Aufgabe fiel allein den Kanonenbooten des Commandanten Stevens zu. Um dieselbe aber zu lösen, handelte es sich vor Allem darum, die Barre des Saint-John zu überschreiten. War die Linie der die Flußsperre bildenden Boote einmal durchbrochen, so brauchte die Flottille sich nur vor dem Hafen der Stadt in Schlachtordnung aufzustellen. Sobald sie diese in ihrem Feuerbereich hatte, war gar nicht daran zu zweifeln, daß die Milizen sich ohne Kampf nach den unzugänglicheren Sumpfgebieten der Grafschaft zurückziehen würden. Texar und sein Gelichter beeilten sich dann gewiß, ihnen zu folgen, um der allzu gerechten Strafe zu entgehen. Dann konnte der bessere Theil der Einwohnerschaft wieder die Stelle einnehmen, von der er auf so unwürdige Weise verdrängt worden war, und mit den Vertretern der Bundesregierung wegen der Uebergabe der Stadt verhandeln.
Ob freilich der Uebergang über die Barre ausführbar und auch in so kurzer Zeit ausführbar war, ob es irgend ein Mittel gab, dieses materielle Hinderniß, welches der Wassermangel der Weiterfahrt der Kanonenboote bisher entgegenstellte, zu überwinden, das schien leider, wie wir gleich sehen werden, sehr zweifelhaft.
Nach der Verkündigung des Todesurtheiles hatten sich nämlich Texar und der Befehlshaber der Milizen von Jacksonville nach dem Quai begeben, um den Unterlauf des Flusses zu besichtigen.
Natürlich ist es nicht zu verwundern, daß ihre Augen hartnäckig nach der Sperrlinie weiter stromabwärts gerichtet waren und ihre Ohren gespannt auf jede Detonation lauschten, die von dieser Seite des Saint-John kommen konnte.
»Es ist nichts Neues gemeldet worden? fragte Texar, als er am Ende der Verpfählung stehen blieb.
– Nichts, antwortete der Commandant. Eine Recognoscirung, welche ich eben nach Norden hin unternommen habe, gestattet mir auch zu behaupten, daß die Föderirten Fernandina nicht verlassen haben, um etwa auf Jacksonville zu marschiren. Höchst wahrscheinlich bleiben sie nur zur Beobachtung an der Grenze von Georgia liegen und warten ruhig, bis die Schiffe die Wasserstraße freigemacht haben.
– Können aber nicht andere Truppen von Süden her kommen, die vielleicht von Saint-Augustine ausgehen und den Saint-John bei Picolata überschreiten? fragte der Spanier.
– Das denk’ ich nicht, antwortete der Officier. An Landungstruppen hat Dupont selbst nicht mehr mit sich, als er zur Besetzung der Stadt braucht, und sein Zweck ist offenbar nur der, längs der ganzen Küste von der Mündung des Saint-John an bis zu dem letzten Eilande Floridas hin die Blockade aufrecht zu erhalten. Von dieser Seite her haben wir also nichts zu fürchten, Texar.
– So bleibt nur die eine Gefahr übrig, von der Flottille Stevens’ angegriffen zu werden, wenn es dieser gelingt, die Barre zu überschreiten, vor der sie nun schon seit drei Tagen still liegt.
– Gewiß; doch diese Frage wird binnen wenigen Stunden entschieden sein. Vielleicht haben die Föderirten doch allein die Absicht, den Unterlauf des Flusses abzuschließen, um jede Verbindung zwischen Saint-Augustine und Fernandina abzuschneiden.
– Ich wiederhole Ihnen, Texar, die Hauptaufgabe der Nordstaatler liegt keineswegs darin, sich Floridas in diesem Augenblicke zu bemächtigen, sondern nur der Contrebande zu steuern, die an allen Einfahrten des Südens eingeschmuggelt wird. Man darf wohl glauben, daß ihre Expedition keinen anderen Zweck verfolgt, denn sonst hätten die Truppen, welche Herren der Insel Amelia schon seit zehn Tagen sind, gewiß nach Jacksonville vordringen können.
– Sie können Recht haben, erwiderte Texar. Doch immerhin, mir liegt sehr viel daran, die Frage wegen der Barre baldmöglichst aus der Welt geschafft zu sehen.
– Nun, das wird noch heute geschehen.
– Doch wenn die Kanonenboote Stevens’ noch heute vor unserem Hafen Stellung nehmen
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