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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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– Nein! Nicht nach Saint-Augustine gilt es jetzt zu gehen, sondern gleich nach Jacksonville selbst!… An den Commodore Dupont haben wir uns nicht zu wenden, sondern an Texar!…
    – Herr Carrol hat Recht, lieber Vater… und ich werde gehen!« erklärte Miß Alice, welche nur die letzten von Mr. Carrol ausgesprochenen Worte gehört hatte.
    Das muthige junge Mädchen war entschlossen, Alles zu versuchen, Allem zu trotzen zum Heile des unglücklichen Gilbert.
    Als James Burbank am Vorabende Camdleß-Bay verließ, hatte er ganz besonders dringend empfohlen, daß seiner Gattin sein Aufbruch nach Jacksonville nicht verrathen werden solle. Es kam ihm darauf an, ihr zu verheimlichen, daß jener Bürgerausschuß einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hatte. Frau Burbank wußte also davon nichts, ebenso wenig wie von dem Schicksale ihres Sohnes, den sie längst wieder an Bord der Flottille wähnte. Wie hätte das arme Weib auch den doppelten Schlag, der sie zu treffen drohte, überstehen sollen? Ihr Gatte in der Gewalt Texar’s, ihr Sohn am Vorabend seines Todes! Das hätte sie nimmermehr überlebt.
    Als sie ihren Mann zu sehen gewünscht hatte, begnügte sich Miß Alice zu antworten, daß er aus dem Castle-House fortgegangen sei, um neue Nachforschungen wegen Dy’s und Zermah’s anzustellen, und daß seine Abwesenheit wohl achtundvierzig Stunden dauern könne. Frau Burbank’s Gedanken weilten übrigens stets nur bei ihrem verschollenen Kinde – schon dieser Verlust war zuviel, als daß sie ihn in dem Zustande, indem sie sich befand, lange hätte ertragen können.
    Alice wußte übrigens selbst recht wohl, was James und Gilbert Burbank drohte. Es war ihr bekannt, daß der junge Officier am nächsten Tage erschossen werden solle, und daß dasselbe Schicksal seinem Vater bevorstand… Und deshalb entschlossen, Texar aufzusuchen, richtete sie an Mr. Carrol die Bitte, sie nach der anderen Seite des Flusses übersetzen zu lassen.
    »Du… Alice…. nach Jacksonville! rief Mr. Stannard.
    – Es muß sein, mein Vater!«
    Das sehr natürliche Zögern Mr. Stannard’s wich jetzt plötzlich der erkannten Nothwendigkeit, ohne Verzug zu handeln. Wenn Gilbert gerettet werden konnte, so war das nur durch den Schritt möglich, den Miß Alice eben wagen wollte. Vielleicht gelang es ihr, wenn sie sich Texar zu Füßen warf, diesen noch zu erweichen; vielleicht erlangte sie wenigstens noch einen Aufschub der Execution; vielleicht endlich fand sie gar Unterstützung seitens der besser denkenden Einwohner, welche die eigene Verzweiflung trieb, sich gegen die unleidliche Tyrannei des Bürgerausschusses aufzulehnen. Man mußte also, selbst auf die schlimmste Gefahr hin, nach Jacksonville gehen.
    »Perry, sagte das junge Mädchen, wird mich nach der Wohnung des Herrn Harvey führen können.
    – Ich bin jeden Augenblick bereit, versicherte der Verwalter.
    – Nein, Alice, ich selbst werde Dich begleiten, erklärte da Mr. Stannard. Ja… ich!… Brechen wir auf…
    – Sie, Stannard?… rief Edward Carrol… Sie setzen sich damit Allem aus… Ihre Ansichten sind allzubekannt.
    – Was thut das! erwiderte Mr. Stannard. Ich werde meine Tochter nicht ohne mich unter diese rohen Burschen gehen lassen. Perry mag im Castle-House bleiben, Edward, da Sie selbst noch nicht gehen können, denn wir dürfen nicht vergessen, daß auch wir zurückgehalten werden könnten.
    – Und wenn Frau Burbank nach Ihnen fragt, warf Edward Carrol ein, wenn sie nach Miß Alice verlangt, was soll ich ihr dann antworten?
    – So sagen Sie ihr, wir hätten uns James angeschlossen, den wir bei seinen Nachsuchungen auf dem anderen Flußufer begleiteten…. Sagen Sie, wenn es nöthig wäre, sogar, wir hätten uns nach Jacksonville begeben müssen… überhaupt alles Beliebige, um sie zu beruhigen, aber nichts, was sie muthmaßen lassen könnte, daß ihr Gatte und ihr Sohn jetzt in schlimmster Gefahr schweben… Perry, lassen Sie ein Boot zurecht machen!«
    Der Verwalter zog sich sofort zurück und überließ es Mr. Stannard, die weiteren Vorbereitungen zur Fahrt selbst zu treffen.
    Immerhin erschien es rathsamer, daß Miß Alice das Castle-House nicht verließ, ohne Frau Burbank selbst mitzutheilen, daß sie und ihr Vater sich nach Jacksonville begeben mußten. Im Nothfalle durfte sie nicht zögern, zu sagen, daß Texar’s Partei daselbst gestürzt worden sei… daß die Föderirten die Herren des Flußlaufes seien… daß Gilbert morgen in Castle-House eintreffen

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