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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Unfahrbarkeit des Wassers hatte ja auch Texar dasselbe nothwendiger Weise in der Umgebung dieses kesselartigen Bassins, durch welches der See nach dem Flusse zu abfließt, zurücklassen müssen. Das, wozu James Burbank sich genöthigt sah, hatte der Spanier doch auch nicht umgehen können.
     

    Das Boot glitt mit großer Schnelligkeit weiter. (S. 323.)
     
    Aus diesem Grunde unternahm man denn in den letzten Tagesstunden sehr sorgfältige Untersuchungen, um jenes Boot aufzufinden. Es wäre das ein höchst schätzbares Merkzeichen und der Beweis gewesen, daß Texar den Fluß bis zum Washington-See benützt hätte.
    Diese Nachforschungen blieben vergeblich. Das Boot konnte nicht entdeckt werden, ob nun die Nachsuchungen nicht weit genug ausgedehnt worden waren oder der Spanier jenes in der Annahme zerstört hatte, daß er, unter Aufgebung jedes Gedankens an eine spätere Rückkehr, dasselbe doch nicht wieder brauchen würde.
    Doch wie beschwerlich mußte der Weg zu dem Washington-See und den Evergladen gewesen sein, wo es keinen Fluß mehr gab, um einer Frau und einem Kinde so langdauernde Strapazen zu ersparen. Mit schmerzlichster Empfindung stellten sich auch Alle die traurigen Scenen vor, wie Dy da von den Armen der Mestizin getragen, Zermah aber gezwungen gewesen war, den an den Marsch durch solche beschwerliche Gegenden gewohnten Männern nachzufolgen; sie gedachten der Beleidigungen, der Gewaltthätigkeiten, der Schläge, von denen sie gewiß nicht verschont blieb, um ihre Schritte zu beschleunigen, ihrer Bemühungen das kleine Mädchen vor dem Fallen zu bewahren, ohne daß sie dabei an sich selbst dachte. Mars stellte sich besonders lebhaft vor, wie seine Frau allen diesen Leiden ausgesetzt war; er erbleichte vor Wuth, und immer drangen ihm über die Lippen die Worte:
    »Ich bringe Texar um!«
    Warum befand er sich nicht schon auf der Insel Carneral, Auge in Auge jenem Elenden gegenüber, dessen schändliche Machinationen über die Familie Burbank so viel Unheil gebracht, der ihm Zermah, seine Gattin, geraubt hatte!
    Das Lager war am Endpunkte des kleinen Cap aufgeschlagen worden, das sich vom nördlichen Winkel des Sees aus in diesen hinausstreckt. Es wäre ja unklug gewesen, sich mitten in der Nacht durch ein unbekanntes Gebiet zu wagen, wo der Gesichtskreis höchst beschränkt sein mußte. Nach kurzer Ueberlegung wurde denn auch beschlossen, den ersten Tagesschimmer hier abzuwarten, um dann erst den Marsch wieder aufzunehmen. Die Gefahr, sich in dem dichten Walde zu verirren, war eine zu große, als daß man sich ihr ohne Noth hätte aussetzen mögen.
    Die Nacht verlief übrigens ohne jede Störung. Um vier Uhr Morgens, als sich der Himmel am Horizont zu erhellen begann, wurde das Signal zum Aufbruche gegeben. Die Hälfte des Personals genügte schon zum Transporte der Lebensmittelsäcke und der Lagergeräthe. Die Schwarzen konnten einander also von Zeit zu Zeit ablösen. Alle, Herren und Diener, waren mit Minié-Gewehren, geladen mit je einer Kugel und vier Rehposten, und mit Colt-Revolvern bewaffnet, deren Gebrauch sich seit Anfang des Secessionskrieges unter beiden kämpfenden Theilen ganz außerordentlich verbreitet hatte. Unter diesen Verhältnissen konnten sie noch mit Vortheil einem halben Hundert Seminolen Widerstand leisten, und wenn es sein mußte, auch Texar angreifen, selbst wenn dieser eine gleiche Anzahl von seiner Partei um sich hatte.
    Soweit es ausführbar erschien, empfahl es sich selbstverständlich, immer dem Saint-John nachzugehen. Der Fluß verlief jetzt direct nach Süden, also in der Richtung nach dem Okee-cho-bee-See hin, und er bildete gleichsam einen durch dieses Wälderlabyrinth ausgespannten Faden, dem man nachgehen konnte, ohne auf einen falschen Weg zu gerathen, und dem man also auch folgte.
    Das machte sich unerwartet leicht. Auf dem rechten Ufer verlief eine Art Fußsteig – wie man solche zum Ziehen der Schiffe an manchen Strömen findet und der dazu dienen konnte, ein leichtes Boot weiter nach dem Oberlauf des Flusses hinauf zu schleppen. Die Gesellschaft schritt rasch dahin, Gilbert und Mars voran, James Burbank und Edward Carrol am Schlusse und der Verwalter Perry in der Mitte der Schwarzen, welche jede Stunde mit dem Tragen des Gepäckes abwechselten. Vor dem Aufbruche war noch eine kurze Mahlzeit eingenommen worden. Zu Mittag zum Essen, um sechs Uhr Abends zum Nachtmahl anzuhalten, still zu liegen, wenn die Dunkelheit einen Weitermarsch nicht gestattete, und sich

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