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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Armen hielt.
    – Meine Freunde, rief Gilbert, frohe Hoffnung! Wir sind bestimmt auf Texar’s Spuren!
    – Ja, bestätigte auch James Burbank. Er hat nur einen Vorsprung von achtundvierzig Stunden, und wenn das Boot uns nur noch wenige Tage zu tragen vermag, so holen wir ihn ein.
    – Kennen Sie etwa den Lauf des Saint-John aufwärts vom Georg-See? fragte Edward Carrol den Floridier.
    – Ja wohl, Herr, ich bin ihn selbst auf eine Strecke von über hundert Meilen hinausgefahren.
    – Glauben Sie auch, daß er für ein Boot wie das unsrige schiffbar sein wird?
    – Welchen Tiefgang hat dasselbe?
    – Ungefähr drei Fuß, antwortete Mars.
    – Drei Fuß? sagte der Floridier. Das wird an manchen Stellen knapp hergehen, doch wenn Sie immer das Fahrwasser sondiren, werden Sie schon bis zum Washington-See hinauskommen können.
    – Und wie weit, fragte Carrol, befinden wir uns denn vom Okee-chobee-See?
    – Gegen hundertfünfzig Meilen.
    – Ich danke, guter Freund.
    – Stoßen wir also ab, rief Gilbert, und fahren wir so weit, bis uns das Wasser unter dem Kiele ausgeht.«
    Jeder nahm seinen Platz wieder ein. Da der Wind gegen Abend abgeflaut hatte, wurden die Ruder wieder ausgelegt und kräftig gehandhabt. Rasch verschwanden die eingeengten Ufer des Flusses. Vor vollständigem Einbruche der Nacht waren bereits fünfzehn Meilen nach Süden zurückgelegt, und anzuhalten brauchte man nicht, da Alles vorgesehen war, um an Bord schlafen zu können.
    Der Mond war fast voll. Das Wetter versprach klar genug zu bleiben, um die Schifffahrt nicht zu behindern. Gilbert hatte das Steuer ergriffen. Mars stand jetzt am Vordertheile mit einer langen Stange in der Hand. Er untersuchte unablässig den Grund, und wenn er auf diesen stieß, ließ er das Boot nach Back-oder Steuerbord wenden. Kaum berührte er fünf-bis sechsmal während dieser nächtlichen Fahrt den Boden, und konnte immer ohne größere Schwierigkeiten vorwärtskommen, so daß Gilbert gegen Morgen nach vier Uhr, als die Sonne sich zu zeigen begann, den während der Nacht zurückgelegten Weg auf nicht weniger als fünfzig Meilen abschätzte.
    Wie günstige Aussichten hätte es James Burbank und den Seinen geboten, wenn der Fluß noch einige Tage schiffbar blieb und sie bis nahe an ihr Ziel führte! –
    Im Laufe des Tages erhoben sich doch einige materielle Hindernisse. In Folge starkgewundenen Flußverlaufes traten sehr oft lange Landzungen in demselben hervor. Angehäufter Sand vervielfältigte noch die an und für sich vorhandenen Untiefen, welche man umschiffen mußte, was den Weg ebenso verlängerte, wie es merkbare Verzögerungen mit sich führte. Dazu konnte man den Wind nicht immer nach Wunsch benützen, wenn er auch, was die Hauptrichtung betraf, günstig blieb, da die zahlreichen Windungen die Richtung des Bootes gar zu oft änderten. Dann neigten sich aber die Schwarzen über ihre Ruder und entwickelten eine solche Kraft, als ob sie die verlorene Zeit wieder einzubringen sich bemühten.
    Außerdem zeigten sich bald auch andere, dem Saint-John eigenthümliche Schwierigkeiten. Es waren das schwimmende Inseln, welche aus einer mächtigen Ansammlung einer wuchernden Pflanze bestanden, jener »Pistia«, die, von verschiedenen floridischen Forschern mit riesigem Lattich verglichen, sich auf der Wasserfläche ausbreitete. Diese Teppiche von Pflanzenfasern bieten nur den Fisch-ottern und Reihern genügende Festigkeit, um sich darauf zu tummeln. Nun kam es sehr darauf an, sich nicht in diese vegetabilischen Massen zu verirren, aus denen man sich nur mit großer Mühe hätte befreien können. Als das Auftreten derselben gemeldet wurde, verwendete Mars denn auch alle Vorsicht darauf, sie zu vermeiden.
    Was die Ufer des Flusses betrifft, so rahmten diese jetzt wieder dichte Wälder ein; doch enthielten sie nicht mehr die zahllosen Cedern, deren Wurzeln der Saint-John in seinem unteren Laufe badet. Hier streben vielmehr Unmassen von Fichten empor, und zwar eine Art jener australischen Fichten, welche inmitten dieser von hochstehendem Grundwasser getränkten Gebiete, die man unter dem Namen »Barrens« kennt, ganz vorzügliche Existenzbedingungen finden. Die fruchtbare Erde zeigt an diesen Stellen eine ganz außerordentliche Elasticität, welche da und dort soweit geht, daß ein Fußgänger völlig das Gleichgewicht verliert, wenn er sich auf dieselben wagt. Zum Glücke hatte die kleine Truppe James Burbank’s eine solche Probe nicht zu bestehen. Der Saint-John trug sie noch

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