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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aufmerksamkeit. Da diese sie über so mancherlei aufklären konnten, beobachteten sie dieselben ebenso genau, wie es die Seminolen zu thun pflegen, welche so geschickt sind, auf dem Erdboden, den sie zur Zeit der Jagd oder im Kriege durchziehen, die geringsten Anzeichen zu erkennen und zu deuten.
    In Folge dieser eingehenden Prüfung konnte auch Gilbert mit Sicherheit Folgendes aussprechen:
    »Lieber Vater, wir wissen nun ganz gewiß, daß weder Zermah noch meine Schwester bei der uns vorausgehenden Truppe gewesen sind. Da sich auf der Erde nirgends die Spur eines Pferdes findet, so mußte Zermah, wenn sie dabei war, offenbar zu Fuße gehen, wenn sie auch meine Schwester auf dem Arme trug, und dann mußten ihre Fußtritte, sowie die unserer Dy wenigstens an den Haltestellen, erkennbar sein. Nirgends findet sich aber der Abdruck eines weiblichen oder kindlichen Fußes. Was die männliche Gesellschaft selbst angeht, so ist diese zweifelsohne mit Feuerwaffen ausgerüstet, denn an vielen Stellen findet man Eindrücke, die nur von Gewehrkolben herrühren können. Ich habe sogar zu erkennen geglaubt, daß diese Kolben denen der Gewehre unserer Seesoldaten ganz ähnlich seien. Die floridischen Milizen müssen also Feuerwaffen nach diesem Modell zur Verfügung gehabt haben, sonst erschiene jener Umstand ganz unerklärlich. Außerdem – und das ist leider zu gewiß – ist jene Truppe mindestens zehnmal so stark als die unsrige. Wir müssen also mit größter Vorsicht vorgehen, je mehr wir uns derselben nähern.«
    Natürlich mußte man diesen Empfehlungen des jungen Officiers nachkommen, und das geschah denn auch, da die Schlüsse, welche er aus der Zahl und der Form jener Eindrücke zog, gewiß ganz richtige waren. Daß die kleine Dy und Zermah sich unter jener Truppe nicht befanden, erschien gar nicht bestreitbar, und daraus ergab sich der weitere Schluß, daß man hier keiner Fährte des Spaniers folgte. Die aus der Schwarzen Bucht abgezogenen Leute desselben konnten weder so zahlreich, noch so gut bewaffnet sein. Es erschien also gar nicht zweifelhaft, daß es sich hier um einen starken Trupp floridischer Milizen handelte, die sich nach den südlichen Gebieten der. Halbinsel, also nach den Evergladen zu, begaben, wo Texar wahrscheinlich seit einem oder zwei Tagen schon angelangt war.
    Kurz, jene Truppe in ihrer Stärke und Bewaffnung bildete für die Genossen James Burbank’s gewiß eine ernsthafte Gefahr.
    Am Abend wurde an einer beschränkten Lichtung Halt gemacht. Auch hier mußte sich nur wenige Stunden vorher Jemand aufgehalten haben, denn das bezeugten verschiedene Haufen kaum erkalteter Asche, die Reste von Feuern, welche für den Lagerplatz angezündet worden waren.
    Man entschloß sich deshalb nicht eher wieder aufzubrechen, als bis es fast schon ganz dunkle Nacht war. Ueber den Himmel zogen einzelne Wolken hin. Der in seinem letzten Viertel stehende Mond konnte nur erst sehr spät aufgehen, und das gab die Möglichkeit, sich jener Abtheilung unter den günstigsten Bedingungen zu nähern. Vielleicht konnte man dieselbe erkennen, ohne selbst bemerkt zu werden, und sie umgehen, wenn man tiefer in den Wald hinein abwich. Damit hätte man ihr auf dem Wege von Südosten zuvorkommen und eher am Okee-cho-bee-See und an der Insel Carneral eintreffen können.
    Die kleine Gesellschaft, Gilbert und Mars immer an der Spitze, brach gegen achteinhalb Uhr wieder auf und zog schweigend unter dem Gewölbe der Bäume hin, wo es vollkommen finster war. Zwei Stunden lang wanderten Alle in dieser Weise weiter und dämpften möglichst den Laut ihrer Schritte, um sich nicht zu verrathen.
    Kurz nach zehn Uhr hielt James Burbank durch ein leises Wort die Abtheilung der Schwarzen an, denen er selbst mit dem Oberverwalter vorausging. Sein Sohn und Mars kamen eben eilig zu ihnen zurück. Mit gespannter Erwartung harrten Alle der Erklärung dieser plötzlichen Rückwärtsbewegung.
    Diese Erklärung wurde sofort gegeben.
    »Was giebt es, Gilbert?… fragte James Burbank. Was habt Ihr, Mars und Du, bemerkt?…
    – Ein Lager unter den Bäumen, von dem man wenigstens die Feuer ganz deutlich sehen kann.
    – Weit von hier?… fragte Edward Carrol.
    – Gegen hundert Schritte.
     

    Gilbert und Mars prüften diese Merkzeichen. (S. 342.)
     
    – Habt Ihr auch erkennen können, wer die Leute sind, welche da lagern?
    – Nein, denn die Feuer sind dem Verlöschen nahe, antwortete Gilbert. Ich glaube aber, wir haben uns nicht getäuscht, als wir

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