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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schwarzen Bucht. Auf den Mann dressirt, hätten sie Jeden in Stücke zerrissen, der sich dem Wigwam zu nähern versuchte.
    Hierher also waren Zermah und die kleine Dy seit zwei Tagen gebracht worden. Die Reise auf dem Saint-John selbst und auf dem Washington-See war zwar eine ziemlich bequeme gewesen, wurde aber höchst beschwerlich in ihrer Fortsetzung durch den Cypressenwald, selbst für kräftige Männer, die an das ungesunde Klima gewöhnt und in langen Tagemärschen durch diese Wälder und Sümpfe geübt waren. Was hatten dabei aber eine Frau und ein schwaches Kind zu leiden gehabt! Zermah wenigstens war ja stark, muthig und ergeben. Während des ganzen Auszuges trug sie Dy, deren kleiner Fuß diese Dauermärsche doch nicht ausgehalten hätte. Zermah hätte sich auf den Knien fortschleppen lassen, um nur jener jede Anstrengung zu ersparen. Freilich war sie am Ende ihrer Kräfte, als sie auf der Insel Carneral anlangte.
    Mußte sie nun nach dem, was sie seit ihrer Entführung nach der Schwarzen Bucht durch Texar und Squambo schon erlitten hatte, nicht gänzlich verzweifeln? Wenn sie auch nicht wußte, daß jenes von ihr dem jungen Sclaven anvertraute Billet in James Burbank’s Hände gefallen war, so war ihr dafür nicht unbemerkt geblieben, daß dieser seine edelmüthige Bereitwilligkeit, ihr zu helfen, hatte mit dem Leben bezahlen müssen. In dem Augenblicke überrascht, wo er das Eiland verlassen wollte, um sich nach Camdleß-Bay zu begeben, erhielt er die ihm den Tod bringende Wunde. Da mußte sich die Mestizin also wohl sagen, daß James Burbank niemals von dem unterrichtet werden würde, was sie von dem unglücklichen Schwarzen erfahren hatte, daß nämlich der Spanier und seine Leute im Begriffe waren, nach der Insel Carneral überzusiedeln, und wie konnte unter diesen Verhältnissen Jemand Veranlassung nehmen, ihren Spuren nachzugehen?
    Zermah konnte also den Schatten einer Hoffnung nicht mehr bewahren. Uebrigens erlosch so wie so jede Aussicht auf Rettung inmitten dieser Gebiete, deren Schrecken sie vom Hörensagen kannte. Ja, sie war damit nur zu gut vertraut – hier schien kein Entrinnen möglich.
    Das kleine Mädchen befand sich inzwischen in einem Zustande äußerster Schwäche. Die Ermüdung zunächst, trotz der unablässigen Sorgfalt Zermah’s, und dann der Einfluß des wirklich mörderischen Klimas hatten deren Gesundheit tief erschüttert. Bleich und abgezehrt, wie vergiftet von den schädlichen Ausdünstungen, besaß sie kaum noch die Kraft, sich aufrecht zu erhalten; kaum noch die, ein paar Worte hervorzubringen, wobei sie dann stets nach ihrer Mutter verlangte. Jetzt konnte Zermah sie nicht, wie in den ersten Tagen ihres Aufenthaltes in der Schwarzen Bucht, durch die Zusicherung trösten, daß sie Frau Burbank bald wiedersehen werde, daß ihr Bruder, Miß Alice, Mars schon zu ihr unterwegs wären. Bei ihrem frühreifen Verstande, der durch die schrecklichen Scenen, welche die Verwüstung der Ansiedlung begleiteten, nur noch mehr geschärft erschien, begriff Dy schon, daß sie dem heimatlichen Herd entrissen war und sich in den Händen eines bösen Mannes befand, daß sie, wenn ihr Niemand zu Hilfe käme, Camdleß-Bay wohl niemals wiedersehen würde.
    Jetzt wußte Zermah auf ihre Klagen nichts zu antworten und sah, trotz zuverlässigster Pflege, das arme Kind mehr und mehr verfallen.
    Der Wigwam bestand, wie gesagt, nur aus einer nachlässig errichteten Hütte, welche für die Winterszeit gewiß nicht ausreichend war, denn dann mußten Wind und Regen überall in dieselbe eindringen. In der warmen Jahreszeit dagegen, die sich unter dieser Breite jetzt schon fühlbar machte, konnte sie ihre Insassen wenigstens gegen die brennenden Sonnenstrahlen schützen.
    Dieser Wigwam war in zwei ungleich große Räume getheilt; der eine, sehr beschränkte, stand nicht direct mit außerhalb in Verbindung, sondern öffnete sich nur nach dem anderen »Zimmer«. Dieser ziemlich große Raum erhielt sein Licht durch eine weite Thüre an der vorderen, das heißt an derjenigen Seite, welche nach dem Ufer des Canals zu lag.
    Zermah und Dy sahen sich auf den kleineren Raum beschränkt, wo sie wenigstens die nothdürftigsten Geräthe vorfanden, und einen Haufen von Blättern, der ihnen als Nachtlager diente.
    Den anderen Raum bewohnten Texar und der Indianer Squambo, der seinen Herrn niemals verließ. Hier befanden sich als Möbel ein Tisch mit mehreren Krügen Branntwein darauf, Gläser und einige Schüsseln, eine

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